(Aus Spiegel online)
Schäuble bei "Beckmann": "Die mediale Aufregung ist unerträglich"
Wolfgang Schäuble musste sich
bei "Beckmann" auch mit der Kritik an seiner umstrittenen
Hitler-Putin-Äußerung auseinandersetzen. Die Erklärung des politischen
Routiniers: Schuld sind die Medien, er sei unvollständig zitiert worden.
Wenn ein Politiker von Reinhold Beckmann
zum Einzelgespräch gebeten wird, hat er üblicherweise nicht viel
Unangenehmes zu befürchten. Derart höflich und einfühlsam liefert ihm
der stets gut präparierte Talkmaster die Stichworte, dass es bisweilen
ein bisschen betulich zu werden droht. So war es auch über weite
Strecken im Falle Wolfgang Schäubles (CDU).
Dass es nicht durchweg bei diesem wohltemperierten Modus blieb, lag
allerdings nur teilweise an Beckmann, sondern in erster Linie an
aktuellen Umständen, hervorgerufen durch Äußerungen des Geladenen, die ziemlichen Ärger ausgelöst haben. Es ließ sich, kurz gesagt, wohl nicht vermeiden, auch auf die leidige Geschichte mit Hitler und dem Sudetenland respektive der aktuellen Ukraine-Politik eines gewissen Wladimir Putin zu sprechen zu kommen.Schäuble sagte bei Bekmann manch Bedenkenswertes: über Europa
und den Euro, die Globalisierung und das Steuersystem, die Sparpolitik,
die bevorstehenden Europawahlen, die Griechen und die Franzosen.
Diplomatische Verwicklungen? Aber nicht doch!
Plötzlich gab es einen abrupten Schnitt, den man auch als leicht absurd, wenn nicht gar stillos empfinden konnte. "Piff paff", machte der Gastgeber lautmalerisch und betrachtete das offenbar als passenden Übergang zum Krim-Konflikt inklusive des Eklats um die Hitler-Putin-Anmerkungen seines Gastes.
Der nutzte die Gelegenheit, um zunächst in Richtung Moskau noch einmal das loszuwerden, was gegenwärtig den Kurs des Westens ausmacht: dass man im Prinzip mit Russland zusammenarbeiten wolle und auf Verhandlungen setze, die Verletzung des Selbstbestimmungsrechts der Ukraine aber nicht hinnehmen könne und sich auch weitere Sanktionen vorbehalte. Ohne mögliche Fehler des Westens einräumen zu wollen, gestand der Minister aber immerhin etwas vage ein, einiges sei vielleicht nicht richtig verstanden worden.
Schäubli wurde etwas
ungehalten. Er sei unvollständig zitiert worden, erklärte er gleich
mehrfach. Als Beckmann in einem Anflug von journalistischer
Hartnäckigkeit einige Male nachsetzte, war es niemand anders als die
Journaille, die sich von Schäuble vorhalten lassen musste, sie habe aus
drei Sätzen lediglich einen Halbsatz zitiert. Den entscheidenden Satz
"Ich vergleiche nicht" hätten die Medien aber unterschlagen. Dieses
Vorgehen sei "im besten Fall unseriös", so Schäuble, "die mediale
Aufregung unerträglich", und es stimme außerdem gar nicht, dass es
diplomatische Verwicklungen gegeben habe. Eine etwas eigenwillige
Interpretation, denn immerhin beschwerte sich das russische Außenministerium beim deutschen Botschafter in Moskau.
Man hätte jetzt vielleicht fragen können, weshalb er denn überhaupt
Hitler und das Sudetenland erwähnt habe, wenn er denn nicht habe
vergleichen wollen.
Kommentar: Genau diese Frage hätte Beckmann stellen sollen. Das finde ich seinen Fehler. Der Moderator begnügte sich stattdessen mit Schäubles Beteuerung, er sei "doch nicht blöd", in die Falle des falschen Nazi-Vergleichs zu tappen.
FAZIT: Man darf nie in die Nazi Fall tappen - auch wenn man
sogar teilweise recht hätte. Es kommt immer wieder vor, dass Politiker in eine Nazi- Falle tappen. Es wird wohl auch nicht das letzte Mal gewesen sein.
LINKS:
Diplomatische Verwicklungen? Aber nicht doch!
Plötzlich gab es einen abrupten Schnitt, den man auch als leicht absurd, wenn nicht gar stillos empfinden konnte. "Piff paff", machte der Gastgeber lautmalerisch und betrachtete das offenbar als passenden Übergang zum Krim-Konflikt inklusive des Eklats um die Hitler-Putin-Anmerkungen seines Gastes.
Der nutzte die Gelegenheit, um zunächst in Richtung Moskau noch einmal das loszuwerden, was gegenwärtig den Kurs des Westens ausmacht: dass man im Prinzip mit Russland zusammenarbeiten wolle und auf Verhandlungen setze, die Verletzung des Selbstbestimmungsrechts der Ukraine aber nicht hinnehmen könne und sich auch weitere Sanktionen vorbehalte. Ohne mögliche Fehler des Westens einräumen zu wollen, gestand der Minister aber immerhin etwas vage ein, einiges sei vielleicht nicht richtig verstanden worden.
Kommentar: Genau diese Frage hätte Beckmann stellen sollen. Das finde ich seinen Fehler. Der Moderator begnügte sich stattdessen mit Schäubles Beteuerung, er sei "doch nicht blöd", in die Falle des falschen Nazi-Vergleichs zu tappen.
FAZIT: Man darf nie in die Nazi Fall tappen - auch wenn man
sogar teilweise recht hätte. Es kommt immer wieder vor, dass Politiker in eine Nazi- Falle tappen. Es wird wohl auch nicht das letzte Mal gewesen sein.
LINKS:
10. Okt. 2007 ... Eva Hermann hätte bei Kerner die Gelegenheit nutzen können, sich mit ... Nazi-
Regime verteidigt, nicht die pervertierte Mutterrolle der Nazis.
www.rhetorik.ch/Aktuell/07/10_10/
4. Juli 2003 ... Für den aktuellen aufseherregenden indirekten Nazi-Vergleich wollte sich ... bei
diesem Fall wieder hervorgeholt (Quellen: AP, NYT, Spiegel): ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/Aktuell_Jul_04_2003.html
2. Jan. 2011 ... ... die furchtbare Geschichte zur Zeit von Nazi-Deutschland missbraucht. ... auch
in diesem Fall ist die skandalöse Äusserung Junckers hernach ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/11/01_02a/
|
2. Aug. 2011 ... "Die Aufhetzung unter dem Unrechtsregime der Nazis eignet sich nicht für
launige ... Aber der Fall Geissler zeigt: Alter (und eine umfassende ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/11/08_02/
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