In unseren Beratungen beschäftigen wir uns laufend mit der Feedbackkultur und der Kritikkultur im Alltag.
Kritik ist in der Regel unangenehm. Es gibt Berufe (vor allem jene, die kritisieren müssen, wie Lehrer, Journalisten oder Berater), die es gar nicht schätzen, wenn sie selbst kritisiert werden oder sich selbst kritisieren müssen.
Kritik ist aber immer eine Chance. Doch braucht es nach einer Kritik die Einsicht des Kritisierten.
Als Judo Jürgens nach seinen Aussagen nach dem JA Entscheid des Schweizervolkes zur Masseineinwanderungsinitiative hart kritisiert hatte:"Diese antieuropäische Einstellung verurteile ich!"Ich bin schockiert und enttäuscht! "Ich schäme mich für die Schweiz!"
Da wurde Jürgens mit einer Welle von kritischen Briefen und Mail überschwemmt. Im Sonntagsblick stellte er sich nun dieser Kritik.
Auf die Frage, wie er auf die empörten Echos reagiert habe, ob er sich wirklich für die Schweiz schäme, sagte er einsichtig:
"Nein, schämen ist so pauschal gesagt nicht der richtige Ausdruck und diese Aeusserung tut mir auch leid! Ich habe diesen Ausdruck spontan als Reaktion auf meine grosse Enttäuschung verwendet, weil ich mich als oesterreichisch-schweizerischer Doppelbürger, wie viele andere Migranten, die schon lange in der Schweiz leben, einfach nicht mehr willkommen fühlte. Mit meinen Erfahrungen aus Kärnten reagierte ich vielleicht etwas sensibler. Die teilweise bösen Reaktionen aus der Bevölkerung haben mich getroffen."
Kritik kann weh tun. Wir können aber aus der konstruktiven Kritik immer etwas lernen. Es gibt aber auch Reaktionen, die unter die Gürtellinie gehen. Kritische Rückmeldungen müssen auch gelernt werden. Mir wurde jüngst eine Reaktion zugespielt, die ich den Leserinnen und Lesern gerne weiterleite. Diese Zeilen veranschaulichen, dass auch ein intelligenter Mensch beim Kritisieren die Sachebene verlässt und sich nur noch mit einer ironischen Bösartigkeit zu helfen weiss. Ich zitiere:
"Lieber XY. Ich hoffe einfach auf den Lauf des biologischen Zeitengangs: irgendwann werden die arroganten Kommentare aus Ihrer Küche von alleine verstummen - bis es soweit ist, ertragen wir auch das mit Gelassenheit. (Unterzeichnet von Thomas A. Pauli)"
Dieses Mail verdeutlicht, dass Kritiker in Ermangelung von Fakten, das Gegenüber mit freundlicher Bosheit auf persönlicher Ebene zu treffen versuchen. Ich finde diesen recht gut formulierten Konter aus der Trickkiste der schwarzen Rhetorik erwähnenswert. Er ist einmalig, weil er in seiner Boshaftigkeit kaum zu überbieten ist.
LINKS:
Das Wort "aber" ist für viele zu negativ belegt: "Aber" ist nicht zuletzt deshalb
destruktiv, weil jede Kritik (schon bei Kleinkindern) stets mit dem Wort "aber" ...
www.rhetorik.ch/Kritik/Kritik.html
30. Apr. 2004 ... Nicht zu lange mit der Kritik zuwarten. Der beste Zeitpunkt zu einem Gespräch ist
kurz nach dem Vorfall. Der Vorgesetzte muss sich noch an ...
www.rhetorik.ch/Kritik/Chef.html
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22. Nov. 2006 ... "Kritik tut immer weh", sagt der Kommunikationsexperte Marcus Knill. "Aber ohne
Kritik kommt man nicht weiter." Kritik kommt manchmal ...
www.rhetorik.ch/Kritik/Kritiker.html
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6. Sept. 2013 ... Kritik hat 100 Gesichter. Die eine erkennt man kaum, die nächste klingt wie eine
Drohung, wieder eine andere ist beleidigend. Ebenso gross ist ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/13/09_06/index.html
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