Kind und Karriere lässt sich nicht vereinbaren.
Wer dies behauptet, lügt!
Sind wir doch ehrlich!
Marc Brost und Heinrich Wefing provozieren mit einem gross aufgemachten Beitrag in DIE ZEIT vom 30. Januar 2014.
Sie räumen auf mit der These, dass Väter oder Mütter problemlos Kinder und Karriere unter einen Hut bringen können.
Sie schildern den Alltag von Karriereeltern, die sich am Wochenende intensiv mit den Kindern abgeben wollen aber in Gedanken beim Mail des Vorgesetzten sind und an das wichtige Interview vom kommenden Montag denken.
Karriereelten können nicht einfach abschalten. Das ist eine Illusion, behaupten sie.
Während die Kinder ein Frage stellen, leuchtet das Lämpchen am Smartphon der Karrieremutter auf. Sie schaut kurz nach und tippt. Sie ist sich dabei nicht bewusst, dass jedes SMS bereits ein kleiner Verrat am eigenen Kind ist.
Die These der Autoren:
Wer behauptet, Karriere-Eltern falle es leicht , die Terminkalender und Verpflichtungen unter einen Hut zu bringen, lügt.
Die Planung bei Eltern, die Karriere und Kind unter einen Hut bringen wollen, ist ein Horror:
- Wer kümmert sich wann um die Kinder?
- Wer bringt sie zum Geburtstagsfest des Freundes?
- Wer fährt sie am Wochenende zum Turnier?
- Hier muss noch eine Stunde Sport rein gequetscht werden.
- Am Donnerstag ist noch der Chor fällig.
Familien werden zu Fahrgemeinschaften.
Aus Paaren werden Partner in der Logistikbranche.
Besprechungen dürfen nicht mehr länger dauern. Man darf auch nicht mehr - länger als abgemacht- telephonieren oder am Stamm sich erholen.
Wenn ein Kind krank ist, wird es erst richtig stressig.
Nicht vorgesehen ist die Zeit, welche die Eltern für sich beanspruchen möchten.
Wehe, wenn einmal auch die Eltern krank werden oder sie sich verschlafen.
Wir lesen ferner im Beitrag -die ZEIT:
Dass Karriere und Kinder so einfach unter einen Hut gebracht werden können, ist Selbstbetrug. Vor allem das Gerede von "quality time".
Damit wird verschleiert, dass bei Karriere und Kinder das Zeitproblem ungelöst ist.
Es ist und bleibt sehr schwierig, Karriere und Kinder unter einen Hut zubringen.
Trotz aufmunternden Artikeln und Krippenplätzen werden jene, die den Versuch wagen, müde. Sind oft erschöpft und oft völlig erledigt.
Beides leidet unter der Vereinbarkeit von Beruf und Kind. Auch die eigene Gesundheit.
Weshalb haben die Karriere Ehepaare immer ein schlechtes Gefühl, zu wenig Zeit für die Kinder, den Job, den Lebenspartner aber auch für sich zu haben?
Mit den vielen Möglichkeiten und verschiedenen Rollenverständnissen sind die Erwartungen unklar und diffus geworden. Die zusätzlichen Erwartungen können gar nicht mehr erfüllt werden:
Alle wollen dennoch gute Väter und Mütter sein.
Alle möchten auch noch Zeit haben für den Lebenspartner.
Der Karrierevater oder die Karrieremutter sollte auch noch zusätzlich im Haushalt mitwirken (Waschmaschine, Bügeln, Frühstückstisch decken usw.)
Eltern wollen zudem auch noch kulturell interessiert und gute Liebhaber sein.
Doch dies ist alles gar nicht mehr möglich!
Bedrückender als der STRESS ist für die Autoren die Erschöpfung der Sprache.
Gelassenheit, Zweisamkeit fehlt im Alltag der Gestressen.
Wer Kinder und Karriere unter einen Hut bringt, kommt somit zwangsläufig in einen Zwiespalt. Wir haben keine Persönlichkeitsspaltung, um in zwei Sphären leben können.
Kommentar: Es gilt bei dieser Problematik nicht das bewährte Prinzip SOWOHL-ALS AUCH. Wer aus dem Teufelskreis entkommen will, muss sich für einen Schwerpunkt entscheiden. Nur das ENTWEDER-ODER kann uns aus dem Teufelskreis befreien.
Wer die der dauernden Spannung aussetzt, wird langfristig scheitern (psychisch und physisch).
Die Schriftstellerin Juli Frank schrieb zur These: Schreiben und Kinder sind unvereinbar:
"Wenn ich schreibe, kann ich nicht mit meinen Kindern sein. Wenn ich mit meinen Kindern bin, kann ich nicht schreiben."
Ich teile die Meinung des Berliner Soziologen:
"Wir sind heute eine überforderte Generation".
Weil das "selbstverwirklichte" Leben mit Kindern immer schwieriger wird, ist es auch nicht verwunderlich, dass es noch nie so viele Singles und elternlose Paare gab wie heute. Die Tagesstätten sind nicht die Rettung aus dem Dilemma. Sie können sicherlich eine willkommene Entlastung sein, aber sie nahmen uns die Zeit für die Kinder nicht ab.
Kinder bringen nach wie vor GLUECK aber auch STRESS.
Es gibt wohl keinen einfachen Weg aus dem geschilderten Dilemma. Aus meiner Sicht müssten Eltern (bevor sie Kinder haben) klar vereinbaren, wer im Interesse der persönlichen Kinderbetreuung (Prägung der Persönlichkeitsstruktur des eigenen Kindes) einige Jahre aus der Karierreleiter aussteigt.
Denn alles lässt sich in der heutigen Zeit (wo die Grenze zwischen Freizeit und Arbeit durchlässig geworden ist), nicht mit einer noch so perfekten Planung alle Wünsche unter einen Hut bringen.
Wer dies nicht einsehen will, unterliegt tatsächlich einer Selbsttäuschung.
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