Bei einem internen Seminar hatte eine Teilnehmerin ihr Kleinkind mit dabei. Dass es nicht allen behagte, dass das Kind
immer wieder Mittelpunkt der Veranstaltung wurde und gleichsam zum Störelement wurde. Niemand wagte es jedoch, dies laut auszusprechen. Neben mir fragte mich ein Manager nur leise:
"Ist dies eigentlich kindergerecht?".
Um Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, werden deshalb externe Betreuungsplätze gefordert. Anderseits wird auch von den Männern verlangt, dass sie als Vater bewusst Teilzeit arbeiten, um sich vermehrt den Kindern widmen zu können.
Denn es ist unbestritten, dass auch eine externe Betreuung die Präsenz eines Elternteils nicht ersetzen kann. Im Interesse der Entwicklung unserer Kinder wird immer wieder vermehrte "Präsenz der Eltern" gefordert. Lehrpersonen klagen mir: Die Eltern sind gar nicht mehr da! Eine Führungskraft, die es aber wagt, im Interesse des eigenen Kindes die Arbeitszeit zu reduzieren, handelt enorme Nachteile ein.
Ich zitiere Zeit:
Träten die Väter durch längere Elternzeiten oder Teilzeitarbeit beruflich kürzer, hätten ihre Partnerinnen auch neue berufliche Perspektiven. Das Berufs- und Karriererisiko Kind könnten Personalchefs nicht länger den Frauen zuordnen. Plötzlich hätten sie es ebenso oft mit Männern zu tun, die wegen ihrer Kinder nicht mehr unbeschränkt an ihrem Arbeitsplatz verfügbar wären. Frauen und Männer hätten dann trotz Elternschaft tatsächlich fast gleiche Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
Die bundesdeutsche Wirklichkeit sieht aber ganz anders aus. Selbst wenn gefeierte Karriere-Väter wie Gabriel oder der freiwillig zum Staatssekretär abgestiegene ehemalige EZB-Direktor Jörg Asmussen ihre wöchentliche Arbeitszeit wegen der Kinder um ein paar Stunden verringern, dürfte ihr Wochenpensum bei 70 Stunden und mehr liegen. Von einer gleichverteilten Erziehungs- und Alltagsverantwortung in der Familie sind wir weit entfernt.
- Dass man für Teilzeitkräfte mehr Personen anstellen muss, ist unbestritten. Der Beitragszahler, der Ärzte, Beamte und alle Öffentliche Dienstler finanziert wird ergo noch mehr belastet.
- Wenn die Leute täglich 2 Stunden von und zur Arbeit unterwegs sind, haben sie natürlich kaum mehr Zeit für ihre Kinder.
Da ändern auch noch so intelligente Freizeitmodelle nichts.
KOMMENTAR : In verschiedenen Firmen habe ich mir die Modelle der Eltern angeschaut, die Teilzeit arbeiten. Von Persönlichkeiten auf der obersten Führungsebene wird nach wie vor 100% ige Präsenz erwartet. Wer es jedoch wagt, sein Pensum zu reduzieren, merkt bald, dass dies von den Betrieben nicht geschätzt wird und sich der teilzeitarbeitende Haupternährer enorme Nachteile einhandelt:
- Durch das Kürzertreten benötigt die Institution vermehrte Koordinationssitzungen (mehr Arbeitszeit führt dann zwangsläufig zu Mehrkosten).
- Der Abwesende belastet auch sein Team zusätzlich.
- Es wird erwartet, dass auch der Teilzeitmanager bei der Kinderbetreuung ständig online mitarbeitet und Mails auch während der Ausszeit beantwortet. Dies führt zwangsläufig zu einer zusätzlichen Belastung. Statt einer Entlastung wächst der Stresspegel,
- Kommt dazu, dass hinsichtlich Karriereleiter, der Teilzeitarbeitende meist das Nachsehen hat.
(Wer viel abwesend ist, ist rasch weg vom Fenster!)
- Leider führt die Tätigkeit als teilzeitarbeitender Manager bei vielen Männern auch zu einer Belastung der Beziehung mit der berufstätigen Frau. Die Unzufriedenheit mit der neuen Situation kann zu unötigen Spannungen und letztlich zur Trennung führen.
FAZIT: Wer den Bund der Ehe eingeht - mit der Absicht, Kinder in die Welt zu setzen - müsste schon vor der Hochzeit die Rollenteilung konkret besprechen und die Arbeits- und Betreuungsmodelle nicht dem Zufall zu überlassen. Mit klaren Vereinbarungen ersparen wir uns unnötigen Aerger.
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