Montag, 20. Januar 2014

Gut gebrüllt Victor Giacobbo

SATIRE IM FOCUS DER KRITIK:

aus TAGI-online:


Wieso sagen Sie Neger?

Bei allem Diskurs über Satire: Jeder in meinem Beruf ist so weit Trotz- bzw. Kindskopf, dass er am liebsten Ausdrücke verwendet, die verboten sind.


Können Sie nicht verstehen, dass Schwarze das diskriminierend finden?

Es sind in der Regel nicht die Schwarzen, die die Metaebene nicht verstehen, sondern einheimische Moralanwälte.


Sie machen Ihre Sendung seit 10 Jahren – wurde diese Diskussion früher schon so geführt?

Momentan ist das ein Medienhype. Ein Stadtpräsident lässt sich auf einen gar nicht so schlechten Stand-up-Auftritt ein und macht dabei ein paar uralte Italienerwitze. Wochen später pickt ein Medium die heraus, darauf fühlt sich ein unterbeschäftigter Basler Anwalt persönlich zutiefst betroffen, die mediale Skandalisierung geht weiter. Dann wühlt ein Journalist im Archiv und findet bei Marco Rima eine alte Nummer, die übrigens ebenfalls nicht rassistisch gemeint war. Ich kenne Rima und Steinegger und es ist schwachsinnig, die beiden als Rassisten zu bezeichnen.


Nochmals: Wie haben die Reaktionen sich verändert?

In der Schweiz ist man eigentlich sehr liberal. Als wir mir «Viktors Programm» begonnen hatten, reagierten einige Leute verschreckt, weil das Publikum in der Hauptsendezeit so etwas nicht gewohnt war. Im darauf folgenden «Spätprogramm» gab es etwas weniger Klagen, obwohl wir die Konzession zweimal verletzt haben. Trotzdem lässt man uns bei SRF unsere künstlerische Autonomie. Da könnten sich Tamedia oder Ringier eine Scheibe abschneiden.


Welche Leute regen sich denn meistens auf? Die Betroffenen?

Im Gegenteil. Bei Fredi Hinz gab es von Anfang an eine Gruppe Eltern drogenabhängiger Jugendlicher, die sich ab ihm nervten, aber die Drogenfachstellen, die Junkies selbst, amüsieren sich. Als wir am Bahnhof Stadelhofen Premiere hatten mit «Der grosse Kanton», haben mich die Junkies im gegenüberliegenden Park freudig begrüsst. Probleme gibt es nur mit Leuten, die sich stellvertretend für andere empören.


Das ist ja eine für die Linke typische Haltung. Sind Linke humorloser als Rechte?

Leider häufig ja. Die Linken reagieren in der Regel beleidigter als die Rechten, weil sie es sich weniger gewohnt sind, Satirezielscheibe zu sein.

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