Ursula Van der Leyen wird als Nachfolgerin Merkels gehandelt.
Als Verteidigungsministerin könnte sie sich nun profilieren und zur Kanzlernachfolgerin mutieren.
Ursula von der Leyen – verhasst und erfolgreich
Kritik an der Familienministerin gibt es reichlich. Den
einen ist sie zu links, den anderen zu rechts, den einen zu sehr
Karrierefrau, den anderen zu sehr Mutter. Tatsache ist: Mit ihrer
Politik liegt von der Leyen auf der Linie der Mehrheit. Und ihre
Vorstellung von Ehe und Familie ist erstaunlich flexibel.
Quelle: WELT.de:
Quelle: WELT.de:
"Mein Name ist Ursula
von der Leyen. Ich bin Sozialministerin in Niedersachsen. Mein Mann und
ich haben sieben Kinder." Mit diesen schlichten Sätzen begann 2004 für
die CDU ein Abenteuer, dessen Ausgang noch gar nicht abzusehen ist.
Keine Politikerin des Kabinetts Merkel wurde so engagiert bekämpft und
geradezu gehasst wie die Familienministerin. Gleichzeitig gehört sie,
unmittelbar nach der Kanzlerin und dem Außenminister, regelmäßig auch zu
den beliebtesten deutschen Politikern. Woher diese hitzige Ambivalenz?
Für die Linken
war von der Leyen schon eine Hassfigur, bevor sie auch nur im
Ministersessel Platz genommen hatte – einfach, weil sie ist, was sie
ist: Tochter aus gutem, protestantischem Haus des früheren
niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht. Schämte sich
dessen nicht einmal. Hat nicht nur sieben Kinder, sondern auch noch die
Stirn, darüber nicht gramgebeugt, sondern glücklich und mit einer
provozierenden Zukunftsfreude in die Weltgeschichte auszuschreiten.
Wenn man ins
Spiel bringt, dass es doch ziemlich beachtlich ist, mit sieben Kindern
eine solche Karriere hinzulegen, schnauben vor allem Frauen, rechts wie
links: "Die hat gut reden. Die kann es sich ja leisten." "Diese Frau
nervt", stellte die "Spiegel"-Titelgeschichte "Kinder, Kirche,
Karriere", die sich auf sechs Seiten an einer gründlichen
"Character-Assassination", einem Generalangriff gegen die Person,
versuchte, unumwunden fest.
Mit jeder Faser eine Provokation
"Dieses
Eifernde", das "Fromme", das Tischgebet, das Heranmarschieren auf
spitzen Schuhen, das Salatessen und das Joggen, dann noch das
Dressurreiten auf ihrem Pferd Breitling, die Hausmusik und dass der
Vater sie Röschen nannte – von der Leyen war mit jeder Faser eine
Provokation. Dass sie in Amerika studiert, sich dort eine pragmatische
"Can do"-Attitüde angeeignet hat und dann auch noch aussieht wie Farrah
Fawcett, machte die Sache nicht besser.
Und dann die
Heckenschützen aus den eigenen Reihen. Konservative Familienpolitiker
erklärten, von der Leyen wolle mit ihren Vorstößen zur besseren
Vereinbarkeit von Familie und Beruf "die DDR wiederauferstehen lassen"
und pflege einen unheilvollen Staatsdirigismus. Aus dem Osten, wo man
mit Kita-Plätzen recht komfortabel ausgestattet ist, kam demgegenüber
der Vorwurf, sie richte sich zu sehr an westlichen, urbanen Milieus aus,
die für die Union ohnehin nicht zu gewinnen seien.
Blass vor Wut
schleuderte ihr auf dem Berliner Programmkongress der CDU im Spätsommer
2006 Hedwig von Beverfoerde vom Netzwerk "Familie sind wir", begeisterte
Hausfrau und Mutter dreier Kinder, entgegen: "Ausgerechnet die Emanzen
klemmen sich hinter diese Verstaatlichung in Krippen und Kitas, dabei
ist das doch nur eine weitere Versklavung der Frauen! Die Hausfrau ist
zum Abschuss freigegeben!" Als alle hinausgingen, hörte man eine
Delegierte zu der anderen sagen: "Sieben Kinder und dann so eine Figur –
glaubt man ja auch nicht wirklich." Von der Leyens höflicher Kommentar:
"Da stimmt die alte Weisheit: Mitleid kriegt man geschenkt, Neid muss
man sich erarbeiten."
"Von Geburt an verwurzelt in der Union"
Man warf ihr
vor, sie verheize ihre Kinder zu PR-Zwecken. Sie sei technokratisch. Sie
wolle die Ehe unterminieren, indem sie das Ehegattensplitting durch ein
Familiensplitting zu ersetzen plane. Einige Unionslandesfürsten und
auch der Fraktionsvorsitzende Volker Kauder sperrten sich, solange es
ging, gegen Bundesmittel in der Kita-Betreuung. Der Augsburger Bischof
Walter Mixa zürnte, von der Leyen sei kinderfeindlich und wolle die
Frauen zu Gebärmaschinen degradieren, sie wolle unternehmensfreundliche
Familien statt familienfreundlicher Unternehmen.
Auf die Kritik
aus der eigenen Partei angesprochen, reagiert die Ministerin elastisch.
"Ich bin von Geburt an verwurzelt in der Union, sie ist so etwas wie
eine innere Heimat für mich. Und wie es in Familien nun einmal so ist:
Die nächste Generation muss immer Dinge vorantreiben: nicht um alles
über Bord zu werfen und Werte vergessen zu machen, sondern um sie zu
erhalten. Es geht jetzt um die Rahmenbedingungen für junge Familien. Mit
ihnen sollten wir natürlich nicht infrage stellen, was die Generation
meiner Eltern und Großeltern geleistet hat. Aber wir stellen jetzt die
Weichen für unsere eigenen Kinder."
Nun, die
gelebte Familienwirklichkeit zumindest hat die Familienministerin auf
ihrer Seite. Ganze 15 Prozent aller deutschen Frauen wünschen sich ein
Leben als Hausfrau und Mutter. Vereinbarkeit von Beruf und Familie
dagegen 75 Prozent. Gleichzeitig sind, laut Infratest Dimap, 70 Prozent
der Deutschen der Meinung, die Mutter solle möglichst lange zu Hause
bleiben.
"Schwanger? Schade"
Eine
Allensbach-Umfrage von 2007 zeigt es: Die Familie war noch nie so
populär wie heute. Für 76 Prozent der Deutschen ist sie der wichtigste
Lebensbereich, lange vor dem Freundeskreis. Gegenseitige Hilfe,
Vertrauen, Liebe und Freude werde ihr zugeschrieben, Stress assoziiert
nur jeder vierte mit der Familie, Streit jeder dritte. Allerdings wollen
es immer weniger Paare versuchen, unter den Akademikerinnen bleiben
inzwischen 42 Prozent kinderlos. Man sieht: Widersprüche ohne Ende.
Familie wird hoch geschätzt, aber immer weniger gelebt.
Als sie ihr
erstes Kind erwartete, mit 29 Jahren, da war die in Brüssel geborene
Ursula von der Leyen frisch approbierte Ärztin an der Universitätsklinik
in Hannover. Ihre Mutter Heidi Adele Albrecht hatte nach dem Krieg
Philosophie und Germanistik studiert. Als sie Ernst Albrecht
kennenlernte, war sie Journalistin. Mit der Geburt des ersten Kindes gab
sie ihren Beruf auf, es folgten weitere sechs Kinder.
"Als sie mich
dann am Anfang meiner Berufslaufbahn erlebte", erzählt von der Leyen,
"meine Begeisterung für die Arbeit in der Geburtshilfe spürte und auch
meine ersten Schritte als junge Mutter begleitete – da wurde mir
bewusst, dass sie hin- und hergerissen war, ob sie das alles gutheißen
solle." Fast zeitgleich mit ihr hatte auch ihr Mann, Heiko von der
Leyen, dort seine Arbeit aufgenommen (er ist Medizinprofessor und
Biotech-Unternehmer). Ihn beglückwünschte man, sie wurde bedauert:
"Schwanger? Schade. Wir hatten noch so viel mit Ihnen vor."
Im Morgenrock mit Baby im Arm hinter einer Gardine
"Ich musste
damals lernen", sagt von der Leyen im Rückblick, "dass ich nirgendwo
mehr hinpasse. An der Klinik war ich abgeschrieben, denn alle gingen
davon aus, dass mit mir keine Teamarbeit für Forschungsprojekte mehr
denkbar ist. Damit blieb ausschließlich die Arbeit auf der Station, wo
es dann aber auch hieß: 'Sie waren ja gestern nicht bei der Besprechung,
sie mussten wohl nach Hause. Wir sind hier kein Feierabendverein.'
Auch außerhalb
der Arbeit war nichts mehr richtig: ,Warum haben Sie sich ein Kind
angeschafft, wenn Sie es dann abgeben?'" Das war vor 21 Jahren. Damals
hat sie sich entschuldigt und gerechtfertigt. Und ist langsam, aber
sicher in jene Depression geschlittert, die einen eben ereilt, wenn man
randvoll mit Ehrgeiz, guten Ideen im Morgenrock mit Baby im Arm hinter
einer Gardine hockt.
Ob sich diese
Lage durch den Ausbau staatlicher Betreuung wirklich so gründlich
beheben lässt, wie die Ministerin hofft; ob wirklich ein oder gar
mehrere Babys je spurlos an der Karriere einer Mutter vorbeigehen
können, wenn man es nur gut genug organisiert, ist fraglich. Dass es da
aber Defizite bei der Kinderbetreuung gibt, über die man in Frankreich
oder Schweden nur staunen kann, ist ebenso sicher. Und inzwischen sind
die Proteste gegen den Ausbau der Kinderbetreuung für unter Dreijährige,
den von der Leyen praktisch im Alleingang durchgeboxt hat, ja auch
weitgehend verstummt.
"Fünf Kinder? God bless you, darling!"
Für Ursula von
der Leyen jedenfalls kam der Durchbruch in Stanford (Kalifornien). Mit
David, ihrem Erstgeborenen, im Schlepptau, dem schon bald Sophie, Donata
und die Zwillinge (!) Victoria und Johanna folgten – also fünf Kindern
unter sechs Jahren –, erlebte sie, was es bedeutet, wenn Kinder nicht
als Problem, sondern als unverzichtbar oder jedenfalls
selbstverständlich betrachtet werden. Ach, Sie haben fünf Kinder? God
bless you, darling! Und was werden Sie bei uns arbeiten? "Ich wurde
nicht geduldet, obwohl ich Kinder habe, sondern gefördert, weil ich
Kinder habe. Die Grundhaltung dort ist: Wer in seinem Beruf gut ist und
Kinder hat, erwirbt zusätzliche Qualitäten."
In Stanford
also gab es Mittel und Wege, in die Bibliothek zu gehen, ganz wie
früher, mit neuen Glücksgefühlen, weil das Leben so komplett ist mit
Kindern und Wissenschaft. Die gelernte Volkswirtin erwarb Zusatzdiplome
in Bevölkerungsmedizin und Gesundheitswesen, nebst einem Job als
Internetdozentin. Mit Baby auf dem Knie hockte sie im Bademantel am
Computer und korrigierte Arbeiten.
Bis heute macht
sie ihre Minister-Hausaufgaben – Akten lesen, Vorträge schreiben – zu
Hause, während die Kinder auch ihre Hausaufgaben für die Schule machen.
Im Ministerium hat von der Leyen mit Bordmitteln ein Spielzimmer
eingerichtet: Spielzeug, Kinderbücher und Computerarbeitsplätze. Und
wenn einem Mitarbeiter oder einer Mitarbeiterin dieses Ministeriums zu
Hause die Kinderbetreuung ausfällt, dann muss er sich nicht wie in jedem
anderen Haus mit schlechtem Gewissen krankmelden. Er bringt sein Kind
einfach mit und arbeitet an solchen Tagen in diesem Spielzimmer.
Praktisch. Unkompliziert. Könnte man überall machen.
Von der Leyens
Gesellschaftsbild erinnert an die "Wimmelbilder" für Kinder, auf denen
Hunderte von Figuren zu sehen sind: Alle sind in Bewegung. Männer
entwickeln ihre "Fürsorglichkeit" – auch zu ihrem eigenen Gewinn, Kinder
kommen vom Fernseher ins Freie, Frauen betätigen die Schalthebel.
"Rollen erweitern, Perspektiven gewinnen, Gleichstellung verwirklichen",
und weiter: "Männer sind selbst Adressaten einer modernen
Gleichstellungspolitik. Junge, Mann, Vater oder Sohn zu sein heißt, aus
einer Vielfalt von Optionen wählen zu können und zu müssen – ebenso wie
dies Mädchen, Mütter und Frauen tun."
Kommentar: Ursula van der Leyen ist und bleibt ein Phänomen: Die ehemalige Aerztin ist intelligent, ehrgeizig, selbstkritisch, mediengewandt. Sie kann einstecken und hat bislang alle Anfeindungen überstanden. An Kritik mangelte es nach der jüngsten Wahl nicht. Sie agiert nach all den kritischen Bemerkungen nach der Wahl zur Kriegsministerin stets klug, gelassen und flexibel.
Sie wollte vor Jahren die Frauenquote und schwieg nachher bewusst, als Angela Merkel davon nichts wissen wollte. Doch agierte sie im Hintergrund geschickt weiter, bis Angela Merkel die Quote selbst befürworten musste. Von der Leyen versteht es, schrittweise zu siegen. Sie kann warten und versteht es immer so zu agieren, dass sie ihre Meinung durchsetzen kann. Sie ist wie Angela Merkel ebenfalls ein MACHTmensch. Sie weiss genau, wie die Kanzlerin tickt: Wer sich gegen sie anlegt, wurde bislang stets weg-, oder hinaufbefördert. Merkel kennt nämlich keine Gnade. Ich traue auch Van der Leyen zu, dass sie auch heute als geschickte Schachspielerin die Chance als Verteidigungsministerin nutzen wird.
PERFEKT INSZENIERT:
Zwei Tage lang will von der Leyen in Afghanistan bleiben.
Der Besuch war nach der Vereidigung der Ministerin am
Dienstag kurzfristig geplant worden. Hier ist von der Leyen
beim Frühstück mit Soldaten in Masar-i-Sharif zu sehen.
Sie wollte vor Jahren die Frauenquote und schwieg nachher bewusst, als Angela Merkel davon nichts wissen wollte. Doch agierte sie im Hintergrund geschickt weiter, bis Angela Merkel die Quote selbst befürworten musste. Von der Leyen versteht es, schrittweise zu siegen. Sie kann warten und versteht es immer so zu agieren, dass sie ihre Meinung durchsetzen kann. Sie ist wie Angela Merkel ebenfalls ein MACHTmensch. Sie weiss genau, wie die Kanzlerin tickt: Wer sich gegen sie anlegt, wurde bislang stets weg-, oder hinaufbefördert. Merkel kennt nämlich keine Gnade. Ich traue auch Van der Leyen zu, dass sie auch heute als geschickte Schachspielerin die Chance als Verteidigungsministerin nutzen wird.
Kaum im Amt, flog sie dieser Tage nach Afghanistan und steht erneut medial im Mittelpunkt! Einmal mehr ein geschickter Schachzug. Es lohnt sich die Macht der Medien zu nutzen
PERFEKT INSZENIERT:
Der Besuch war nach der Vereidigung der Ministerin am
Dienstag kurzfristig geplant worden. Hier ist von der Leyen
beim Frühstück mit Soldaten in Masar-i-Sharif zu sehen.
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