Dienstag, 10. Dezember 2013

Eltern wissen oft nicht, was ihre Kinder tun

Eltern im Off

Sexting, Grooming, Mobbing: Viele Eltern wissen kaum, was ihre Kinder im Internet tun. Sollen sie intervenieren? Und wenn ja, wie?
Ich zitiere TAGI:
 Verbindung in die Welt – und manchmal Plattform für den Austausch von fragwürdigen Inhalten: Jugendliche schauen auf den Bildschirm eines Handys.
Bild: Keystone

   

Mit dem Handy zu chatten und am Computer auf Facebook zu surfen, gehört heute zu jeder Kindheit. Doch die Onlineaktivitäten ihrer Sprösslinge sind für viele Mütter und Väter eine grosse Unbekannte. Seit Oktober läuft daher eine Aufklärungskampagne von Pro Juventute, die Cyberrisiken für Kinder und Jugendliche thematisiert. Die Resonanz auf dieses Thema sei gross, sagt Daniela Melone, Leiterin der Elternberatung der Stiftung. Rasch habe sich jedoch gezeigt, dass der Aufklärungs- und Beratungsbedarf nicht nur bei den Kindern, sondern vor allem auch bei den Eltern vorhanden sei. «Die Angebote in den sozialen Medien entwickeln sich so rasant, dass selbst versierte Eltern nicht wissen, was bei den Jugendlichen gerade aktuell ist.» Zudem falle es Müttern und Vätern häufig genauso schwer, über Cyberrisiken wie Sexting oder Grooming zu sprechen wie über die Sexualaufklärung – zu tief reiche das Thema in die Intimsphäre der Kinder hinein.
Daher richtet sich Pro Juventute ab heute direkt mit einer Kampagne an die Eltern. Der Kurzfilm «Liebe und Sex 2.0» (siehe Box) soll ihnen Einblick in die Onlinewelt der Jugendlichen geben. «Ziel ist es, die Sexualerziehung auf den Onlinebereich auszuweiten. Es genügt heute nicht mehr, sein Kind nur über Verhütung oder Geschlechtskrankheiten aufzuklären», so Melone.
Eltern haben einen entscheidenden Vorteil
Auch andere Fachleute sehen Handlungsbedarf: «Viele Eltern fühlen sich in diesem Bereich überfordert und hilflos. Entgegen der allgemeinen Erwartung hat die heutige, junge Elterngeneration sogar oft noch grössere Schwierigkeiten mit solchen Fragen», sagt Thomas Merz, Prorektor der Pädagogischen Hochschule Thurgau (PHTG) und Medienpädagogik-Experte. Viele Eltern fürchten, sich im Gespräch mit den Kindern lächerlich zu machen, wie Medienpsychologin Isabel Willemse erläutert. Denn: «Während digitale Angebote zur Lebenswelt der Jugendlichen gehören, gehen sie an vielen Eltern vorbei. Sie müssten sich aktiv damit auseinandersetzen, um auf dem Laufenden zu sein.»
Dabei sei den Eltern oftmals nicht bewusst, dass sie bei den modernen Kommunikationsformen einen entscheidenden Vorteil gegenüber ihren Kindern haben: Diese seien zwar in der technischen Anwendung neuer Medien virtuos, aber der reflektierte, vorausschauende Zugang fehle ihnen, so Willemse. Und da könne die Medienerziehung ansetzen: «Eltern können ihren Kindern sehr wohl etwas über soziale Medien beibringen – den sinnvollen Umgang damit.» Und Merz betont: «Es ist sogar richtig und wichtig, dass sich die Eltern einmischen.» Dazu gehört zwar nicht das Erstellen eines Facebook-Profils oder eines Gruppenchats. Aber Mütter und Väter könnten beispielsweise darauf hinweisen, welche Folgen es haben könne, persönliche Fotos zu versenden oder intime Informationen freizuschalten. Das bedinge allerdings ein Grundverständnis über die Funktionsweise eines spezifischen Mediums – und die Reflexion über das eigene Medienverhalten. Denn allzu oft würden Eltern ihr Smartphone zu intensiv vor den Kindern nutzen oder Nacktfotos ihrer Kleinkinder auf Facebook posten, sagt Elternberaterin Melone. Dabei hätten sie auch in dieser Hinsicht eine Vorbildfunktion.

KOMMENTAR: Eltern und Lehrer müssen mit den Kindern recht früh über die Belästigungen im Internet sprechen. Kinder verheimlichen oft Probleme, weil sie ein Computerverbot befürchten.

Es müssten Vereinbarungen getroffen werden, ohne dass das Vertrauensverhältnis gestört wird.

Medienerziehung ist Sache des Elternhauses und der Schule. Es gibt heute viele Fachstellen, die weiterhelfen können.
 Der Lehrplan 21 fordert im Bereich der neuen Medien Kompetenzen, die eine enge Absprache mit den Eltern bedingen.

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