Samstag, 2. November 2013

Schade: So etwas dürfte nicht geschehen!

Ich besuchte jüngst den Vortrag einer bekannten Persönlichkeit aus der Medienwelt und erlebte Folgendes:


Vor dem Auftritt dieses prominenten Medienmannes  kontrollierte ein Techniker Mikrofon und Verstärkeranlage. Dann verliess er den Raum und war nicht mehr gesehen.
Als dann der bekannte Redner (der eigentlich gewohnt war, vor Mikrofon und Kamera zu reden) mit seinen Ausführungen begann, nahm  ich an verschiedenen Reaktionen in den hinteren Reihen ein Unbehagen wahr. Die Stimme war kaum zu hören. Der Grund:  Das Mikrofon war nicht richtig positioniert. (Normalerweise werden heute Redner mit einem Headset verkabelt. Dann stimmt die Distanz zwischen Mund und Mikrofon immer!). Auch ich musste mich anstrengen, den Inhalt der Ausführungen mit zu bekommen.


Der besagte Redner sprach dann  - trotz technischer Unzulänglichkeit -  im gewohnten, familiären Kammerton weiter. Und dies während des ganzen Vortrages!!!!
Im persönlichen Gespräch oder im Radiostudio mag dies   richtig sein. Wenn jedoch die sanfte, zurückhaltende Stimme nicht verstärkt wird, kommt es in einem Saal zu Problemen hinsichtlich Verständlichkeit. Merkt  ein Redner, dass seine Aussage beim Publikum nicht ankommt oder dass er kaum verstanden wird, so müsste ein Techniker zur Hand sein, der den Ton unverzüglich regelt. Das war an der besagten Veranstaltung in jenem grossen Saal leider nicht der Fall. Der Techniker war nicht mehr vor Ort und die Zuhörer, die für die Veranstaltung bezahlt hatten, mussten sich den ganzen Abend damit abfinden, nur Sprachfetzen zu verstehen. Erstaunlich wenige verliessen den Saal. Die andern ärgerten sich wohl im Stillen.
Der besagte Vortrag  (er wäre hörenswert gewesen) war aus meiner Sicht eine Zumutung!

Erkenntnis: Es gehört zum ABC der Vortragstechnik, dass die Verstärkeranlage nicht nur gecheckt wird. Ein Techniker müsste vor Ort sein, der bei Unzulänglichkeiten sofort einspringen und das Manko korrigieren kann. Anderseits müssten auch Redner selbst erkennen, dass sie nicht gut verstanden werden. Ich kenne Profiredner, die im Publikum  eine Person beauftragen, zu signalisieren, dass es mit der Verständlichkeit kappt.  Ein Vortragender, der registriert, dass seine Botschaft akustisch nicht richtig ankommt, müsste sich  anpassen  und müsste  fähig sein - bei einer unbefriedigenden Uebertragung - auch lauter zu reden. Ich habe Dozenten erlebt, die am Anfang das Publikum gefragt haben "Versteht man mich?" Als dann Stimmen in den hinteren Reihen negierten, sagten sie: "Kommen Sie bitte nach vorn". Ich vertrete die These: Nicht der Adressat muss sich dem Sender anpassen. Der Sender ist dafür verantwortlich, dass seine Aussage akustisch wahrgenommen wird.
Ein Redner muss  beim Ausfall einer Verstärkeranlage oder wenn die Anlage nicht richtig eingestellt ist, ausdruckstärker (lauter) reden. Selbst dann, wenn dies  seiner gewohnten dezenten Sprechweise widerspricht.

FAZIT: Vorbereitung ist die halbe Miete! Der Veranstalter dürfte sich eine derartige Unzulänglichkeit nie leisten, nicht nur dann, wenn das Publikum Eintritt bezahlen musste. Aus meiner Sicht hätte man an der besagten Veranstaltung die Kosten für den Eintritt zurückerstatten müssen!
Anderseits sollten Vortragende ihre Wahrnehmungsfähigkeit so schulen, dass sie SELBST erkennen, dass das Publikum die Ausführungen akustisch nicht richtig mitbekommt.  
Was nützt der beste Vortrag, wenn die wertvollen Gedanken nicht aufgenommen werden können? Wussten Sie übrigens, dass nicht nur in der Schweiz über 10 % der Zuhörer hörbehindert sind?


 

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