Wie das Verhalten der Chefs krank machen kann
Es ist nicht in erste Line die permanente Ueberforderung, die viele Arbeitskräfte krank macht. Viel Energie und Geld geht verloren, weil es neben der Belastung der digitalen Arbeitswelt vielfach Vorgesetzte sind, die mit ihrem Verhalten die Mitarbeiter ins Krankenlager treiben. (Ich verweise auf den Frankfurter Arbeitspsychologen Stephan Voswinkel. Er hat in einem zwei jährigen Forschungsprojekt nachgewiesen, dass viele das Gefühl plagt, nicht zu genügen)
Vieles hat leider nur mit dem kommunikativem Verhalten der Chefs zu tun:
Sie kennen das Wort WERTSCHAETZUNG der Mitarbeitenden zu wenig.
Es fehlt die erforderliche Empathie, auch am Zuspruch oder an der Kommunikation.
Viele Menschen erleben im Beruf einen "Seeleninfarkt" - ohne dass es die anderen merken. Grund: Das kalte Miteinander.
In meiner Tätigkeit stelle ichlaufend fest, dass sich viele Führungskräfte zu wenig bewusst sind, welchen Einfluss ihre Vorbildfunktion hat.
Ich finde heute den Begriff "achtsame Führung" gut. Es geht darum, dass die Chefs ihre Wahrnehmungsfähigkeit entwickeln, damit sie in Stress-Situationen die Veränderungen ihrer Mitarbeiter rechtzeitig beachten und sie frühzeitig darauf ansprechen und Hilfe anbieten.
Als Ombudsmann der Kantonsschule Schaffhausen erlebe ich immer wieder: Wenn Probleme rechtzeitig angegangen werden, kommt es viel weniger zu gesundheitlichen oder psychischen Störungen.
Die Früherkennung macht sich überall bezahlt. Ich arbeitete früher jahrelang mit dem Psychologen einer Fluggesellschaft zusammen, der Ansprechsperson war von Piloten, die Probleme hatten. Diese durften ihn jederzeit vertraulich kontaktieren. Dies lohnte sich, weil einem Piloten, der im persönlichen Stress ins Cockpit steigt (Beispielsweise bei Aerger mit der Frau, finanziellem Stress, Todesfall in der Familie usw.), ihm in Ausnahmesituationen das notwendige Polster fehlt. Unfälle sind dann vorprogrammiert.
Die Deutsche Bahn AG hat wie jene Fluggesellschaft ebenfalls für die 200'000 Beschäftigten Stellen mit professionellen Ansprechpersonen, die eine Gefährdungsanalyse vornehmen können.
Solche Berater arbeiten in einem Vertrauensverhältnis und haben jederzeit die Berechtigung - ohne Begründung an die vorgesetzte Stelle - eine Person aus "dem Gefecht" zu nehmen.
Im Alltag sind es nicht in erster Linie Stressfaktoren, wie Geräuschbelastung, Verkaufsdruck, prekäre Arbeitsbedingungen oder längere Arbeitzeiten, die Menschen krank machen. Die negative Interaktion mit einem Vorgesetzten führt nach Daniel Golemann zu negativen Gefühlen, wie Frustration, Enttäuschung, Aerger, Traurigkeit, Widerwillen oder Kränkung.
Auch Burnoutsymptome wie, Aengste, Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme, Gewichtsverlust, Arbeitsschwankungen, innere Leere und Reizbarkeit werden leider viel zu oft durch negatives Verhalten von Chefs verursacht, von Führungspersonen, die Menschen zu wenig wertschätzen.
Erkenntnis: Gute Führung und eine dialogische Kommunikationskultur zählen bei allen Institutionen zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren.
Wenn es um die seelische Gesundheit der Arbeitnehmer geht, spielen weiche Faktoren, wie das Führungsverhalten, die Unternehmenskultur und offene Kommunikation eine zentrale Rolle.
Ein gute Führung lässt sich leider nicht per Gesetz verordnen.
Der Kopf ist unser wichtigsten Arbeitsinstrument und deshalb müssten Chefs eigentlich lernen, damit umzugehen.
Wer führt, muss vor allem motivieren und inspirieren können.
Ich veranschauliche dies mit folgender Geschichte, die ich immer wieder gehört habe:
Wenn man einen Mann, der Steine mit einem Hammer bearbeitet, fragt, was er da tue, wird er vielleicht sagen: "Ich hämmere 50 Steine und kriege dafür 100 Euro." Wenn er aber einen guten Chef hat, dann sagt er: "Ich baue eine Kathedrale!"
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