aber nicht nur das...
Ich bin sicher: Beim Krimi von gestern werden nur wenige Zuschauer weggezappt haben.
Für das Publikum war die Geschichte nachvollziehbar und wirkte so, als entspreche sie den Tatsachen. Seit Jahren versuchten nämlich die Drehbuchautoren all zu oft in den roten Faden des Geschehens zu viele interne Geschichten hineinzuzwirnen und vor allem zu penetrant interne persönlichen Probleme der Kriminalbeamten einzubauen. Bei den Kommissarinnen wurden vor allem ihre persönlichen Probleme fokussiert, beispielsweise mit den eigenen Kindern, die betreut werden mussten oder mit Vorgesetzten, die immer weider als Trottel hingestellt worden sind. Zu viele Geschichten und Nebengeschichten verwirrten die Zuschauer. Der Tatort von gestern hatte mich deshalb gepackt, weil sich sein Drehbuch wieder an den wirklichen Alltag anzulehnen schien und nicht mehr - wie bis anhin - durch zu viele Nebengeschichte bis zur Unkenntlichkeit verzerrt worden war. Man lernte auch die Täter besser kennen, ohne dass sich die Macher einseitig für oder gegen die Kommissare oder die Täter anwaltschaftlich zu engagieren schienen. Ich zitiere aus der TAGI- Analyse:
TV-Kritik: Die Schläger von Berlin
Von Leonie Krähenbühl. Aktualisiert am 08.09.2013 36 Kommentare
Rating
«Tatort»-Folge: «Gegen den Kopf»«Zu meiner Zeit hat man noch aufgehört, zu schlagen, wenn ein Mensch am Boden lag», stellt Kommissar Stark fest, nachdem Mark Haessler (Enno Kalisch) an einer U-Bahn-Haltestelle brutal zugerichtet aufgefunden wurde und wenig später im Krankenhaus verstarb. Aufnahmen diverser Überwachungskameras und Zeugenaussagen der U-Bahn-Fahrgäste belegen, was sich davor abspielte: Konstantin (Jannik Schümann) und Achim (Edin Hasanovic) zogen pöbelnd durch einen U-Bahn-Waggon. Sie suchten Stress und ein Opfer, das sie in einem gehbehinderten Rentner fanden. Die Mehrheit der Fahrgäste schaute stumm weg, als sie mit dessen Krückstock, obszöne Rammelbewegungen vollführend, durchs Abteil tanzten, Pornogestöhne inklusive. Nur der später Ermordete traute sich, die Jungen in die Schranken zu weisen.
Mit Wodka verdünnt
So stehen die Täter in «Gegen den Kopf» von Anfang an fest. Zwei Jugendliche «im Alter zwischen 16 und 20 Jahren.» Besondere Auffälligkeiten? «Nicht für Berlin», kommentiert die Polizistin. Achim Wozniaks Asideutsch sitzt denn auch perfekt, und der Schauspieler Hasanovic meint dazu im Interview: «Hiesse meine Rolle Mohammed oder Ali, hätte ich sie nicht spielen wollen, weil das eine Ansicht fördern würde, die verzerrt und falsch ist.» Es ist trotzdem Hasanovics Figur, «die früher viel Scheisse gebaut hat» und in einer betreuten Wohneinrichtung für jugendliche Straftäter auf Bewährung lebt. Jannik Schümann indes mimt das Rich Kid Konstantin Auerbach perfekt, das unter dem dominanten Selfmade-Millionärsvater leidet. Den Kummer ob der Ex-Freundin, die im Auto auf dem Nachtclubparkplatz vor seinen Augen bereits anderweitig kopuliert, verdünnt er mit Wodka-Shots. Es ist diese Mischung, die ihn am Ende zum Täter macht; schreiend wie ein Tier, als er sein Opfer traktiert. Zunächst belasten sich die beiden Jungen aber gegenseitig. Die Suche nach dem Täter weicht der Suche nach dem Haupttäter.
Das kollektive Feindbild des ausser Kontrolle geratenen, die Gesellschaft überfordernden Jugendlichen wird gekonnt ergänzt: Die Kommissare stossen auch bei der jungen Technik zur Täterüberführung in «Gegen den Kopf» an ihre Grenzen. Das Mosaik aus Überwachungskamera-Mitschnitten, Handyvideos und Providerlisten können Ritter und Stark nur mithilfe der jungen Kollegen zusammensetzen, die sich mit Cloud-fähigen Endgeräten auskennen. So trauert Stark der eigenen Jugend nach, in der er noch gegen den Überwachungsstaat demonstrierte, statt Zeugen mittels der zur Tatzeit am Tatort eingeloggten Handys zu ermitteln. Ritter kommentiert derweil trocken: «Und heute ist dein Sohn Fachmann für soziale Netzwerke.»
Kommentar: Der Krimi war ein idealer Vorspann für Jauchs Diskussionsrunde, die den Fragen nachging: Was müssen wir wir tun, wenn wir Beobachter einer Gewaltaktion werden? Wie sollen wie uns verhalten?
Jauchs Diskussionsrunde war gut ausgewählt und das erste Deutsche Fernsehen veranschaulichte, wie dank Zusammenarbeit unterschiedlicher Sendegefässe ein Zeitproblem beleuchtet werden kann. Für mich ein Musterbeispiel, wie das Fernsehen ein Thema nachhaltig vertiefen kann.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen