Kontraproduktive Wirkung einer Werbekampagne?
Es ist ein Fakt, dass die SVP bei den Zahlen der Einwanderungen
mit falschen Zahlen operiert hatte und Blocher wie Mörgeli die Panne
schön reden mussten. Die Gegner der Verschärfung des Asylgesetzes
(Abstimmung vom 9. Juni) haben nun zu einem besonderen Werbegag
gegriffen, indem sie mit überzeichneten Bildern gegen die Polemik und
Panikmache der SVP ausholen. Mit gestellten Bildern von völlig
übertriebenen Situationen aus dem Alltag erhoffen sich die Werber von
AMNESTY INTERNATIONAL die Stimmberechtigten zu einem NEIN zu bewegen.
Mit Bildern und einem Video zeigen sie völlig übertriebene Situationen
im Alltag, wie die Schweiz mit Asylanten überschwemmt wird.
Doch diese Kampagne könnte zum Rohrkrepierer werden und
kontraproduktiv sein: Es gibt nämlich ähnliche, richtige Bilder von
überfüllten Booten im Mittelmeer. Es gibt in vielen Städten und
öffentlichen Verkehrsmittel ein verändertes Bild mit vielen Farbigen und
Schwarzen. Bekanntlich kann diesen Ängsten der Bevölkerung rational
kaum begegnet werden. Die ironischen Bilder der Werber könnten somit
missverstanden werden und die Vorurteile zusätzlich zementieren. Bilder
wirken stärker als Worte. Selbstverständlich weckt die Aktion
Aufmerksamkeit. Doch geht es bei PR und Marketing nicht nur
um Aufmerksamkeit. Es geht in erster Linie um die Wirkung einer Aktion.
In diesem Fall wollen die Macher NEIN-Stimmen. Bei der Erreichung des
Zieles habe ich bei dieser Werbung grosse Bedenken: Die gut gemeinte
Kampagne kann zu Fehlinterpretationen führen und die Ängste
Öffentlichkeit zusätzlich schüren.
2003 startete Sigi Feigel ebenfalls eine Antirassismuskampagne
mit ironischen Bildern: Gross stand beispielsweise auf einem jener
Plakate: Was machen die Thailänderinnen wenn es dunkel wird? Mit einer
mehrdeutigen Illustration. Die Auflösung war jedoch unten nur ganz
klein abgedruckt. Schon damals waren sich die Fachleute einig. Ein
visualisiertes Vorurteil wirkt stärker als ein kleiner
Text. Hinsichtlich Wirkung war die ironische Kampagne schon damals ein
Flop.
Ich befürchte, dass die übertriebenen Bilder auch bei dieser
Werbung kontraproduktiv sind, weil auch in diesem Fall die Bilder
nachhaltiger wirken als die Fakten. Unbewusste Ängste werden verstärkt.
Bekanntlich wirken Emotionen immer stärker als Fakten.
Marcus Knill
Dienstag, 30. April 2013 um 11:03 Uhr
Kategorien: Allgemeines
30.04.2013
Das Pedalo ist voll
Mit Viral-Spot gegen Verschärfung des Asylgesetzes.
Wenn
an diesem 9. Juni eine weitere Verschärfung des Asylgesetzes zur
Abstimmung kommt, wird auch Amnesty International ein gewichtiges Wort
mitreden. Es heisst klipp und klar: Nein. Damit dieses Nein auch
möglichst vielen Menschen zu Augen und die Haltung von Amnesty
International zum Ausdruck kommt, startet in diesen Tagen eine
schweizweite Kampagne von Spinas Civil Voices, dies sich für eine faire
und menschenwürdige Asylpolitik stark macht.
Kernstück der Kampagne ist ein Viral-Spot, der auf witzige Art die ewige Panikmache rechtspopulistischer Kreise auf die Schippe nehmen will, wie die Agentur in einer Mitteilung schreibt. Und nebenbei auch gleich noch den verbotenen Economiesuisse-Film von Michi Steiner persifliert.
Parallel zum Spot wird die Website schluss-mit-panikmache.ch aufgeschaltet, auf der detailliert auf die Problematik der Schweizer Asylpolitik eingegangen wird.
Kernstück der Kampagne ist ein Viral-Spot, der auf witzige Art die ewige Panikmache rechtspopulistischer Kreise auf die Schippe nehmen will, wie die Agentur in einer Mitteilung schreibt. Und nebenbei auch gleich noch den verbotenen Economiesuisse-Film von Michi Steiner persifliert.
Damit
könnte sich die Menschenrechtsorganisation aber ins eigene Fleisch
schneiden, erklärt Kommunikationsexperte Marcus Knill gegüber 20 Minuten
Online und im persoenlich-Blog:
"Solche Bilder schüren unterbewusst weitere Überfremdungsängste."
Untersuchungen hätten gezeigt, dass ironische Werbekampagnen häufig
nicht oder falsch verstanden würden. "Die SVP-Verantwortlichen werden
sich ins Fäustchen lachen, wenn sie den Clip sehen", sagt Knill weiter.
Amnesty-Sprecherin Alexandra Karle ist hingegen sicher, dass die
zugespitzten Bilder von den Zuschauern verstanden würden. Fügt aber
hinzu: "Wäre der Spot für eine Ausstrahlung im Fernsehen geplant worden,
würde er anders aussehen". In diesem Fall wären die Vorschläge für eine
faire und menschenwürdige Asylpolitik ins Zentrum gestellt worden.Parallel zum Spot wird die Website schluss-mit-panikmache.ch aufgeschaltet, auf der detailliert auf die Problematik der Schweizer Asylpolitik eingegangen wird.
Verantwortlich
bei Amnesty International: Patrick Walder, Magdalena Urrejola Balçak,
Bruno Riesen; verantwortlich bei Spinas Civil Voices: Matthias Freuler,
Miriam Fischer (Kreation), Corinne Bucher (Beratung), Alexander Meier
(Regie), Tom Malecha (Kamera); Webdesign: fugu Gmbh. (pd/cb)
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