Warum nur Moderatoren moderieren dürfen…
Von Marcus Knill
Vergangene Woche besuchte ich eine Podiumsdiskussion zur
Minder-Initiative im Hotel Marriott in Zürich. Die Runde war prominent
besetzt mit Prof. Andreas Binder, Nationalrätin Susanne
Leutenegger-Oberholzer, Nationalrat und Altbundesrat Christoph Blocher
sowie Hans Hess, Präsident der Swissmem. Thomas Minder war eigentlich
auch
vorgesehen. Doch er hatte abgesagt.
Das Eindrücklichste war für mich der Moderator, der unfähig war
zu moderieren. Er bot ein Lehrstück, wie man es nicht machen darf.
Ein Printjournalist, der wahrscheinlich gut schreiben kann, aber noch
nie mit einem Mikrofon moderiert hatte und diese Funktion auch nie
gelernt hat. Ich verzichte an dieser Stelle bewusst, den Namen des
Journalisten zu nennen.
Für das Publikum war der eingesetzte Moderator ein Lehrstück,
wie man es nicht machen darf. Der Umgang mit dem Mikrofon war peinlich.
Der Journalist merkte nicht, wie er mit dem Mikrofon gestikulierte,
worauf die Lautstärke schwankte und seine Worte kaum verstanden wurden.
Das Schlimmste: Der “Laienmoderator” sass hilflos da und
war froh, dass die Teilnehmer unter sich diskutierten. Von Leiten
oder Führen einer Diskussion hatte er keine Ahnung. Ich hatte Mitleid
mit dem verlegenen Gesprächsleiter, der im Grunde genommen nur als Dekor
zwischen den Diskutierenden versuchte, zwischendurch auch einmal
etwas Unverständliches zu sagen oder zu fragen. Immer wieder blickte er
hilflos sein Mikrofon an, als erwarte er von dieser Seite Hilfe. Von
Konzept, von aktivem Zuhören, von AusDRUCK keine Spur. Für mich ist es
unvorstellbar, wie ein guter Printjournalist glaubt, einfach so
moderieren zu können. Moderieren muss gelernt werden. Es machte den
Eindruck, dass der Printjournalist sich nicht einmal bewusst war, dass
ihn das Publikum nicht mehr ernst nahm. Ein prominenter Teilnehmer
fragte mich nach der Veranstaltung: ”Sie analysieren Medienauftritte?
Hat der Moderator auch etwas richtig gemacht?”
Diese Frage spricht für sich. Das Publikum erlöste den hilflosen
Moderator aus seiner peinlichen Lage, nachdem der Organisator
aufgestanden war und deutlich signalisierte, dass die Zeit längst
überschritten sei. Beim Versuch des “Moderators”, mit
einem unverständlichen Schlussgedanken die Diskussion doch noch zu
beenden, machte das Publikum nicht mehr mit und überdeckte das Gestammel
spontan mit lautem Klatschen und erlöste der armen Kerl aus seiner
misslichen Lage. Fazit: Schuster bleib bei deinen Leisten!
Der peinliche Auftritt eines wahrscheinlich guten Printjournalisten
macht uns bewusst: Moderieren kann man nicht einfach so! Moderieren ist
eine anspruchsvolle Sache. Moderieren und Schreiben sind zwei
Paar unterschiedliche Stiefel.
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