Mittwoch, 13. Februar 2013

Aus MIGROS Magazin:



Wie sag ichs dem Chef?

Sie möchten Ihr Arbeitspensum zugunsten der Familie reduzieren oder zu Hause arbeiten? Das Gespräch mit Ihrem Vorgesetzten ist entscheidend. Kommunikationsberater Marcus Knill gibt zehn Tipps für das richtige Vorgehen:

1. Vorbereitung

Erstellen Sie einen Argumentationskatalog: Welches sind die Vorteile meines Vorschlags (Telearbeit, reduziertes Pensum, etc.)? Listen Sie mögliche Gegenargumente und die Antworten darauf auf. Antizipieren Sie den Kompromissvorschlag des Chefs und überlegen Sie sich: Wie weit kann ich entgegenkommen? Wo ist die Grenze des Kompromisses?

2. Probelauf

Üben Sie das Gespräch mit einem Sparringpartner, eventuell mit Tonband. Berechnen Sie den Ort und Zeitpunkt des echten Gesprächs mit ein.

3. Einstellung

Das Wichtigste! Man überzeugt nur, wenn man selber von seinen Argumenten überzeugt ist. Stimmt die Einstellung mit der Botschaft überein, sind auch Ihre Stimme und die Körpersprache automatisch okay, dann kommt die Aussage glaubwürdig rüber. Gut zu wissen: Erstaunlicherweise werden rhetorische Defizite toleriert, wenn die Einstellung stimmt.

4. Start

Konzentrieren Sie sich vor Beginn des Gesprächs auf sich selber und überprüfen Sie: Sitze ich locker? Stimmen für mich die räumliche Distanz und der Winkel zum Vorgesetzten? Falls nicht: den Stuhl umstellen, das darf man! Der Massstab ist das eigene Wohlbefinden. Ein guter Start ist die halbe Miete.

5. Anwärmphase

Darf nicht fehlen. Ein kurzer Small Talk übers Wetter, die Anreise oder ein aktuelles Erlebnis baut die Beziehungsebene auf und ölt das Getriebe des Gesprächs. Die Einstimmung muss aber authentisch sein, Schauspielerei bringt nichts.

6. Einstieg

Denken Sie jetzt nicht mehr an sich selber, sondern konzentrieren Sie sich nur noch auf Ihr Anliegen und Ihr Gegenüber. Innert weniger Sekunden müssen Sie Ihren Wunsch konkret und unmissverständlich formulieren. Blosse Andeutungen bringen nichts. Veranschaulichen Sie mit einem Beispiel, wie Sie das gewünschte Arbeitszeitmodell ohne Qualitätseinbussen realisieren wollen.

7. Nachfragen

Holen Sie die Meinung des Vorgesetzten ein: «Es interessiert mich, wie Sie diesen Wunsch einschätzen.»

8. Diskussionsphase

Hier geht es um gutes Zuhören, Nachhaken, Paraphrasieren, also das Gehörte mit eigenen Worten wiederholen, zum Beispiel: «Habe ich richtig verstanden, dass ein Teilzeitpensum unter keinen Umständen infrage kommt?» Das Prinzip: «Wer fragt, führt.»

9. Verhandeln

Ist Ihr Chef nicht überzeugt: Entkräften Sie seine Bedenken mit den vorbereiteten Argumenten, suchen Sie nach einem Kompromiss. Eventuell sagt der Vorgesetzte: «Vorläufig kann ich Ihrem Wunsch nicht entsprechen.» Dann fragen Sie nach: «Ab wann sehen Sie eine Möglichkeit?»

10. Konsequenzen

Sind Sie von einer Absage perplex, vertagen Sie das Gespräch vielleicht besser. Sprechen Sie mit einem Kollegen oder einer Kollegin mit einem ähnlichen Anliegen. Eventuell hilft es, wenn diese ein separates, unabhängiges Gespräch mit dem Chef suchen. Aber versuchen Sie nicht, gemeinsam Druck auszuüben. Druck erzeugt nur Gegendruck.
Kommt gar keine Einigung zustande, überlegen Sie sich gut, was für Sie die Konsequenzen sind. Kommt nur eine Kündigung infrage, lassen Sie das beim Chef durchblicken. Bleiben Sie diplomatisch: «Ich hoffe, Sie verstehen, wenn ich mich nach einem anderen Job umsehe.» Aber drohen Sie nicht damit.
www.knill.com

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