Montag, 9. Januar 2012

Das ist der grosse Eklat: 

Chef der Schweizer Nationalbank tritt per sofort zurück.

Am Nachmittag will er mit neuen Dokumenten vor die Medien gehen.

Aktualisiert um 14:45 | 09.01.2012

Ueberraschende Rücktrittserklärung Hildbrands

Der unerwartete Rücktritt schlug heute Mittag wie eine Bombe ein.

Grund des Rücktrittes:

 Hildebrand konnte seine Unschuld nicht beweisen.
Doch gibt er das Ehrenwort, dass seine Frau aus eigenen Stücken die Transaktion getätigt hatte. Es gibt aber eine Notiz, bei der das Wort WIR eine Rolle spielen könnte (Wir = meine Frau und ich)
Mit dem Rücktritt bleibt das Bild eines Ehrenmannes zurück

Zur Wirkung des Auftrittes:

Der Auftritt hat mir gefallen.

Hildebrand war authentischer als bei bei der Medienkonferenz.
Natürliche Gestik. Es wirkt nicht so antrainiert.

Er war gut vorbereitet. Die Struktur der Rücktrittsrede war gut nachvollziehbar. Nach der Begrüssung  wurden die Erfolge der Nationalbank unter seiner Leitung betont (Leistungsausweis) - dann folgte der Dank - hernach erläuterte  er die Gründe seines Rücktrittes).


Der Begründung leuchtete ein: Weil er seine  e Unschuld nicht schriftlich beweisen kann, hätte die Geschichte noch lange kein Ende gefunden. Da aber die Glaubwürdigkeit bei der Nationalbank das höchste Gut ist, wäre für Hildebrand ein normales Arbeiten unmöglich geworden und die Glaubwürdigkeit hätte noch mehr Schaden genommen. Im Interesse des Vertrauens habe er sich deshalb entschlossen, zurück zu treten. Er hätte längere Zeit nicht mehr richtig arbeiten können. Dies wäre zu einer unzumutbaren Belastung geworden.

Rhetorisch überzeugte mich der Nationalbankdirektor. Er sprach ruhig, noch lockerer als an der Medienkonferenz - Er zeigt nur bei einer kritischen Frage über die Dollar-Transaktionen Stressignale: Hautverfärbung (wurde bleicher) - Körper bewegte sich mit windenden Bewegungen.


An der Medienkonferenz am Donnerstag Mal griff er noch die SVP an. Jetzt verzichtet er auf jegliche Schuldzuweisungen.
Dies wirkte für mich  souverän, sympathisch.
Die SVP könnte nun vielleicht jubeln, doch bleibt ein schaler Nachgeschmack zurück, weil der Rücktritt auf einer illegalen Handlung basiert und im Grunde genommen ein Angeklagter nicht die Unschuld beweisen müsste. Es gilt normalerweise das Prinzip: Es muss die Schuld bewiesen werden.

Hildebrand brach am Anfang das Eis vor den Journalisten, indem er schalkhaft sagte:  Wir werden uns nun lange Zeit nicht mehr sehen.

Ich vermute, dass nach diesem Rücktritt die Meinungen in den Medienechos auseinandertriften.
Es gibt Kommentatoren, die wahrscheinlich  Mitleid haben mit Hildebrand (er sei von den Medien gejagt worden) ist nun ein worden. Für sie ist er ein unschuldiges Opfer. Die Schuldigen sind für sie die Weltwoche und Blocher und Co. Aber auch die bösen Medien.



Dann könnte behauptet werden, Hildebrand habe mit dem Rücktritt eine saubere Klärung der Vorwürfe stoppen können und verlasse dank dieses Schachzuges  als Ehrenmann die Bühne.

Von einer Frau habe ich erfahren, dass für sie Hildebrand abgeschrieben sei. Er habe die Schuld seiner Frau zugeschoben. Typisch Mann.

Dann hat mir ein Leser geschrieben: Bundesrätin Kopp musste zurücktreten, weil sie ihren Mann  gestützt habe.
Hildebrand sei zurückgetreten, weil er  zu seiner Frau gestanden sei.

Fazit: Hildebrand hat mich mit seiner Rücktrittsrede überzeugt



 
Erkenntnisse aus dem Verhalten Wulff/Hildebrand während der Krise 



Wer sich für Krisenkommunikation interessiert, kann von den aktuellen angeschossenen Persönlichkeiten Christian Wulff und Philipp Hildebrand Einiges lernen.
Ich hatte die Zuspitzung der Krise laufend kommentiert und musste für verschiedenste Medien die angeblichen Befreiungsschläge (Interview Wulff/ Medienkonferenz Hildebrand) beurteilen.

Eine Zeitung hatte beispielsweise mein Lob Hildebrands bei der Präsentationsphase als grosses Lob für den ganzen Auftritt gewertet, obschon ich in das Lob nur auf den 1. Teil der Präsentation bezog und nicht auf das Krisenmanagement des Bankratspräsidenten und die Diskussionsrunde.

Zusammenfassend darf heute festgehalten werden:

Wulff und Hildebrand ist der BEFREIUNGSSCHLAG  nicht gelungen, obschon beide sehr wahrscheinlich in ihrem Amt bleiben können.

Beide haben ihre GLAUBWUERDIKEIT eingebüsst, wenn nicht schon verloren:



Bundespräsident Christian Wulff im Interview von ARD und ZDF
Bundespräsident Christian Wulff im Interview von ARD und ZDF

Wulff, weil er Transparenz predigte, aber nicht bereit war, das Tonband publizieren zu lassen, das beweisen könnte, dass er im Interview die Wahrheit gesagt hat. Weil er als moralische Instanz versagt hat. Weil er in der Krisensituation die Nerven verloren hatte (er hatte verschiedenen Medien gedroht).




Philipp Hildebrand



Hildebrand, weil niemand glauben kann, dass seine Frau Devisengeschäfte von einer halben Million tätigen konnte, ohne dass er vorher davon etwas erfahren hatte. Niemand kann ihm glauben, dass  in einer Ehe solche Geschäfte nicht besprochen werden und die Frau den eigenen Mann über solche Transaktionen nicht vorher  informiert.

In beiden Fällen ist derzeit die Glaubwürdigkeit mehr als nur erschüttert.

In folgender Nachlese fasse ich die wichtigsten Erkenntnisse  der Krisenkommunikation zusammen, die uns Wulff und Hildebrand in ihrer Krise  veranschaulicht haben:

1. Glaubwürdigkeit ist etwas vom Wichtigsten. Widersprüchliche Aussagen oder unglaubwürdige Argumente untergraben die Glaubwürdigkeit.

2. In Krisenzeiten muss RASCH (nicht zu vorschnell), d.h. Bevor das Feuer lodert informiert werden. Wullf und Hildebrand schwiegen zu lange. Bei der Krisenkommunikation kommt Schnelligkeit vor Vollständigkeit.



Der Nationalbankpräsident informierte zu spät. Auf die Frage, warum er erst jetzt orientiere, sagte er. Erst jetzt habe er alle Fakten und der Druck sei erst jetzt zu gross geworden, sodass nun informiert werden musste.

Der deutsche Bundespräsident tauchte ebenfalls zu lange ab und wartete bis der Druck zu gross war-

3. Beide reagierten, anstatt die Krisenkommunikation zu führen, zu managen.
Wulff reagierte auf Druck der Medien (Bild).
Hildebrand analog - auf Druck des Weltwocheartikels.

4. Widersprüchliche Aussagen sind bei der Krisenkommunikation Gift.
Laufend kam es in beiden Fällen zu Widersprüchen.

5. Wer Transparenz fordert, muss auch die Karten offen legen.
Philipp Hildebrand blieb den Beweis schuldig, dass seine Frau ohne sein Wissen die Transaktionen getätigt hat. Die Anschuldigungen der Weltwoche räumte er nicht vollständig aus.



Wulffs "Blockieren" entspricht nicht seinem Versprechen, er werde im Internet alle Fragen offen legen.

6. Wirksame Krisenkommunikation berücksichtigt von Anfang an mögliche Gegenspieler, nimmt Vorwürfe vorweg, nimmt Kritik ernst und liefert vor allem FAKTEN, FAKTEN, FAKTEN. Diesbezüglich agierte Hildebrand bei der Medienkonferenz zu wenig überzeugend. Auch bei Wulff bleibt heute nach dem Interview reichlich Nährboden für Spekulationen und Enthüllungen.

In Krisensituationen dürfen wir keine Eigentore schiessen, indem beispielsweise offene Fragen nicht unverzüglich geklärt, Zweifel nicht sofort beseitigt und Transparenz mit Taten hergestellt werden.


Wer in Krisen immer nur das zugibt, was sich länger nicht bestreiten lässt, giesst im Grund genommen Oel ins Feuer.
Krisenkommunikation müsste im Grunde genommen das Feuer eindämmen. Nur handeln belegt, dass die Kritik ernst genommen wird. Krisen lassen sich weder wegschwatzen, noch dürfen sie  ignoriert werden.


Für Wulff und Hildebrand erträgt es somit keinen Hauch von Ungereimtheiten mehr.
Blochers Sicht der Dinge im Fall Hildebrand


Mich störte das missionarische Verhalten Blochers während der letzten Wochen.
Er erinnerte mich an seinen fragwürdigen Bruder Gerhard.
Im Tele Züri verlor er beinahe die Nerven. Er war erbost und sprach viel zu laut und nutze einmal mehr das Mittel der Lüge. Schein für Blocher ein legales Mittel zum "heiligen" Zweck zu sein. Er behauptete dem Bundesrat keine Dokumente gezeigt zu haben,
In der Offentlichkeit verlor Blocher damit an Glaubwürdigkeit, weil er andertags zugeben musste, dass er doch Unterlagen bei sich hatte, als er beim Bundesrat vorstellig wurde.
Anderseits versuchten viele Medien aus dem Fall Hildebrand einen Fall Blocher zu machen. Es machte den Anschein, dass man Hildebrand nur deshalb den Rücken stärken müsse, weil Blocher in den Fall involviert war. Journalisten publizierten Fotos eines unsympathischen Fanatikers. Bilder sagen bekanntlich mehr als Worte. 


teaser image 

Es liegt mir daran, an dieser Stelle aus Fairness bewusst die Sicht Blochers ebenfalls  zu zeigen (Interview in Basler Zeitung).





Herr Blocher, kennen Sie Herrn Hildebrand persönlich?


Kaum. Ich habe ihn ein paar Mal gegrüsst, aber wir sind per Sie.


Woher kommt Ihre Aversion gegen ihn?


Ich habe keine Aversion gegen Herrn Hildebrand. Aber die Schweiz kann sich keinen Nationalbank-Präsidenten leisten, der an den Finanzmärkten spekuliert. Wenn es eine Person in diesem Land gibt, die keine Währungsgeschäfte machen darf, dann ist es Herr Hildebrand. Als Berufsmann beeinflusst er die Finanzmärkte, und als Privatmann spekuliert er auf diesen Märkten. Das ist unhaltbar.


Spekuliert er denn? Man könnte auch sagen, er legt sein Vermögen an. Wollte er spekulieren, würde er höhere Beträge einsetzen. Das Geld dazu hätte er.


Wissen Sie, was ein Spekulant ist? Einer, der Geld anlegt in der Erwartung, dass er Gewinn macht. Der Nationalbank-Präsident kennt die Entwicklung von Kursen, Zinsen und so weiter. Wenn er mit Währungen und Aktien handelt, begibt er sich in enorme Interessenkonflikte zum Schaden der Schweiz. Und er hat für Millionen Währungen und Aktien gekauft.


Herr Hildebrand kaufte im März 2011 Dollars, das heisst, zu einem schlechten Zeitpunkt. Offenbar hatte er kein Insiderwissen.


Herr Hildebrand kaufte Dollars und hatte dadurch ein Interesse, dass der Dollar steigt. Im August kaufte er nochmals, und im Oktober verkaufte er schliesslich zu hohem Preis. PricewaterhouseCoopers (PwC) hat ihm darauf bescheinigt, dass er keinen Gewinn gemacht habe, indem sie einfach die Verkäufe vom Oktober mit den Käufen vom März verrechnete. Als die «Weltwoche» kam und vorrechnete, Herr Hildebrand habe 75'000 Franken Gewinn gemacht, gab dieser am selben Abend bekannt, er habe den Gewinn «kurz vor Weihnachten» gespendet. Wie kann man einen Gewinn spenden, den es gemäss Gutachter nicht gab? Merken Sie etwas?


Sie interpretieren die Spende als Schuldeingeständnis?


Herr Hildebrand gibt immer nur so viel zu, wie er gerade muss. Das Problem ist, dass er private Währungs- und Aktiengeschäfte macht. Ich habe im November viele Wirtschaftsführer gefragt, ob Mitglieder des Nationalbank-Direktoriums dies tun dürfen. Die Antwort war immer dieselbe: «Unmöglich.»


Und das reichte Ihnen, um illegal beschaffte Bankdaten weiterzureichen, im Wissen, damit die Nationalbank zu destabilisieren?


Wissen Sie, was die Nationalbank destabilisiert: mit Sicherheit ein Präsident, der Währungsgeschäfte macht, Journalisten, die behaupten, das seien keine Spekulationsgeschäfte, und ein Bundesrat, der diesen Dreck noch mit einer Decke zudeckt.


PwC und der Bundesrat sehen das etwas anders.


Die PwC bekommt grosse Aufträge von der Nationalbank. Das ist nicht gerade eine gute Voraussetzung, um die privaten Geschäfte des Nationalbank-Präsidenten zu untersuchen. Dieses Gutachten ist in keiner Weise unabhängig. Doch selbst im PwC-Bericht werden die Geschäfte zumindest als heikel bewertet. Ausserdem wird bestätigt, dass Herr Hildebrand Währungsgeschäfte in Millionenhöhe gemacht hat.


Die PwC ist ein internationaler Grosskonzern. Sie wollen doch nicht behaupten, ein solcher würde für die Schweizer Nationalbank seine Reputation aufs Spiel setzen?


Nach dem heiligen Philipp Hildebrand kommt jetzt die heilige PwC. Unglaublich, wie unkritisch Sie sind! Lesen Sie den Bericht! Machte Herr Hildebrand Währungsgeschäfte, ja oder nein? Machte er Aktiengeschäfte, ja oder nein?


Das entscheidende Geschäft machte offenbar seine Frau.


Das spielt doch keine Rolle! Benutzen Sie Ihren gesunden Menschenverstand: Dürfen über das Konto des Nationalbank-Präsidenten Währungsgeschäfte abgewickelt werden?


Die Bank Sarasin hat mitgeteilt, dass nur eine Person Kontodaten von Herrn Hildebrand entwendet hat. Diese Person habe sich nicht an eine interne Kontrollstelle gewandt, sondern ging direkt zu einem externen Anwalt, der wiederum mit Ihnen in Kontakt trat. Hätten Sie nicht abklären lassen müssen, ob die Informationen, die Sie bekommen haben, bankintern untersucht worden sind? Immerhin wurde das Bankgeheimnis verletzt.


Schön, dass Ihnen das Bankkundengeheimnis so wichtig ist. Wenn das Bankgeheimnis verletzt wurde, muss das strafrechtliche Folgen haben. Ich habe mir zugetragene Informationen – streng vertraulich – dem Bundesrat zur Untersuchung vorgelegt, weil ich keine gesicherten Unterlagen hatte.


Aber hätten Sie nicht nachhaken müssen, ob die Vorwürfe gegen Herrn Hildebrand von seiner Hausbank untersucht worden sind.


Wie sollte das gehen? Ich wusste nicht einmal, um welche Bank es sich handelt. Wenn jemand zu Ihnen kommt und sagt, der Herr Hildebrand mache unerlaubte Währungsgeschäfte, dann werden Sie sagen, das geht mich nichts an. Wenn jemand zu mir kommt, dann frage ich, wer kann das abklären? Weil der Bundesrat dies abklären muss, ging ich zum Bundesrat.


Herr Hildebrand hat gesagt, der Informant bereue inzwischen, dass er die Daten geliefert habe, weil sie für politische Zwecke missbraucht worden seien. Was sagen Sie dazu?


Schön von Herrn Hildebrand, dass er den angeblichen Informanten in Schutz nimmt. Aber wichtiger wäre, dass er seine Interessenkonflikte bereinigt und für das Vertrauen der Nationalbank sorgt. Dafür verdient er fast eine Million Franken im Jahr! Ich orientierte die Bundespräsidentin und bat den Bundesrat, abzuklären und Ordnung zu schaffen. Niemand hat gewusst, dass ich den Bundesrat informiert habe, und es hätte auch nicht auskommen müssen.


Ist der Schaden, der jetzt für die Nationalbank und das Land entsteht, zu rechtfertigen mit angeblich unsauberen Geschäften von Herrn Hildebrand?


Ich stelle Ihnen eine Gegenfrage. Was ist wichtiger: dass man dafür sorgt, dass keine Interessenkonflikte entstehen, oder dass man dubiose Währungsgeschäfte des Bankpräsidenten unter den Teppich kehrt? Wenn an den Vorwürfen nichts dran ist, erwächst der Nationalbank auch keinen Schaden. Der Schaden entsteht, wenn etwas dran ist und der Bundesrat nicht handelt. Der Bundesrat hätte Herrn Hildebrand im Stillen von seinem Posten entheben können. Es sind die Währungsgeschäfte des Nationalbank-Präsidenten und die Tatenlosigkeit von Bundes- und Bankrat, die der Schweiz schaden und die Nationalbank destabilisieren.


Aber es ist unklar, ob die Geschäfte unsauber waren. Wir bewegen uns in einem Graubereich. Es gibt seriöse Juristen, die sagen, Hildebrand habe nichts Illegales getan.


Ich kenne niemanden, der das ‹sauber› findet. Schauen Sie sich die veröffentlichten Dokumente an: Herr Hildebrand hat noch viel mehr Konten bei anderen Banken. Die Informationen dazu sind alle unkenntlich gemacht. Was ist auf diesen Konten passiert? Seien Sie doch etwas kritisch.


Kritisch nur in eine Richtung?


Wie wird denn berichtet? Man spricht vom «Fall Blocher» und deckt Herrn Hildebrand. Die Sonntagszeitungen vom 1. Januar wurden wahrscheinlich zum Teil von der Nationalbank selbst geschrieben. Das sehe ich an Details, die nur von dort stammen können. Das Ziel ist offensichtlich: Man will aus dem «Fall Hildebrand» einen «Fall Blocher» machen. Und die Journalisten machen mit! Dabei hat diese Sache eine gewaltige staatspolitische Dimension: Die Kontrolle hat versagt. Wer hat das interne Reglement unterschrieben? Weshalb wird die Staatsanwaltschaft nicht tätig? Es ist etwas faul im Staate Schweiz.


Und was unternehmen Sie dagegen?


Die SVP wird eine ausserordentliche Session verlangen. Dafür braucht es fünfzig Unterschriften von Parlamentariern. Die sind beisammen. Zudem fordern wir eine parlamentarische Untersuchungskommission (PUK). Hier laden wir die anderen Parteien ein, mitzumachen. Eine PUK kann nichts finden, wo nichts ist. Also kann jeder sie unterstützen.


Dennoch dürften Sie keine Mehrheit für eine PUK bekommen.


Die anderen Parteien müssten doch das Problem sehen. Wenn sie nicht handeln, helfen sie mit, die Missstände zu vertuschen.


Glauben Sie, der Entscheid des Bundesrats wäre anders herausgekommen, hätte die SVP zwei Sitze? Die «Weltwoche» schrieb, vier Bundesräte hätten Herrn Hildebrand gestützt, drei nicht.


Ich weiss nicht, ob das stimmt, was im Artikel der «Weltwoche» steht. Aber wenn die SVP zwei Stimmen gehabt hätte, wäre das sicher besser gewesen.


Zu den Unterstützern soll auch Eveline Widmer-Schlumpf gezählt haben.


Überrascht Sie das? Schauen Sie die Vergangenheit an! Frau Widmer-Schlumpf ist quasi die Pressesprecherin von Herrn Hildebrand. Sie hat letztes Jahr geredet, als ob sie die Nationalbank führen würde. Und der Zu-Kontrollierende hat die Finanzministerin qualifiziert, als ob er der Chef der Kontrollierenden wäre.


Weshalb sollten vier Bundesräte Herrn Hildebrand stützen, wenn die Sache so eindeutig wäre, wie Sie sagen?


Das müssen Sie diese Bundesräte fragen. Vielleicht haben sie ein schlechtes Gewissen. Vielleicht ärgern sie sich, dass sie es nicht selber gemerkt haben. Also sucht man Experten, von denen man weiss, dass sie das gewünschte Resultat bringen und alles beschönigen. So ist es auch rausgekommen.


Angenommen, Herr Hildebrand tritt zurück. Wen sehen Sie als möglichen Nachfolger?


Ich nenne Ihnen sicher keine Namen. Wer von mir ins Spiel gebracht wird, ist von vornherein chancenlos.


Wäre Thomas Jordan, Hildebrands Stellvertreter, ein guter Nachfolger?


Darüber ist jetzt Zeit zu schweigen.


Gibt es allgemeine Lehren aus dem Fall?


Lassen Sie mich mit drei Sprichwörtern antworten: Es gibt nichts, was es nicht gibt. Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch an die Sonnen.Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. (Basler Zeitung)
Erstellt: 08.01.2012,


Nachtrag TAGI:


Blocher kommt immer mehr ins Schussfeld der Kritik:



«Die Informanten kenne ich nicht»: Christoph Blocher. (Bild: Keystone )
Blocher  gehört zweifellos zu den Schlüsselfiguren im Fall Hildebrand. Welche Rolle er genau spielt, ist allerdings nicht klar. Auch, weil der SVP-Chefstratege immer wieder unklare Äusserungen von sich gibt. So sagte Blocher in einem TeleZüri-Interview am Donnerstagabend: «Ich habe keinerlei Unterlagen von einer Bank oder von Bankkonti.» Tags darauf hielt er an einer Medienkonferenz fest, dass er nur der Briefträger gewesen sei. Er bestätigte aber nicht, dass er im Besitz von Unterlagen war.
Jetzt widerspricht Hermann Lei in einigen Punkten der Darstellung Blochers. Der Thurgauer Rechtsanwalt und SVP-Kantonsrat, der in der Sache Hildebrand Blocher eingeschaltet hatte, sagt in einem Interview mit dem «Blick», dass er in der ersten Dezemberhälfte Konto-Unterlagen von SNB-Chef Philipp Hildebrand an Blocher gemailt habe.


Besprechung mit Blocher in Herrliberg


Am 3. Dezember war es zu einem Treffen in Blochers Residenz in Herrliberg ZH gekommen. Neben Lei und Blocher soll eine dritte Person anwesend gewesen sein – und zwar der inzwischen entlassene Informatiker der Bank Sarasin, der die Informationen zu den umstrittenen Transaktionen Hildebrands gestohlen hatte. Der Informant der Bank Sarasin habe Blocher die Unterlagen gezeigt, erinnert sich Lei. Und Blocher habe sich Notizen gemacht. Im Gegensatz zur Darstellung von Lei behauptete Blocher vor ein paar Tagen, dass er keinen Informanten kenne. Und dass er nicht wisse, ob die Unterlagen entwendet worden seien.
Die Idee, sich bei der «Weltwoche» zu melden, soll der Sarasin-Informatiker selbst gehabt haben, wie aus dem «Blick»-Interview hervorgeht. «Das Ganze ist über ihm zusammengebrochen», sagt Lei zum Vorwurf, dass er den Informanten hintergangen und gegen dessen Willen eine Veröffentlichung durchgesetzt habe. Es war schliesslich Lei, der die «Weltwoche» mit Informationen versorgte. Unter anderem mit der Information, dass der Kundenberater von Hildebrand den Informatiker und andere Sarasin-Angestellte auf die Dollar-Transaktionen aufmerksam gemacht hatte.


Kommentar: Es gibt nicht nur bei Hildebrand zu viele offene Fragen
Die Mea culpa Thematik in Krisensituationen

























Ich habe immer wieder gesehen, dass sich jemand in heiklen Situationen dank rechtzeitigem MEA CULPA retten kann.

Ich verweise auf Michel Friedmann.



LINK:
22. Juni 2003 ... Der bekannte Talkshow Moderator Michel Friedman geriet im Juni 2003 in ... Das Publikum kennt Friedmann vor allem von seiner beliebten ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/Aktuell_Jun_22_2003.html



Im jüngsten Beispiel Wulff hat mich gestört, dass er sich selbst entschuldigte. "Ich entschuldige mich". Wulff kann sich nicht selbst entschuldigen. Dies wäre absurd. Sonst würde es heissen: Ein Mensch kann die Schuld einfach von sich nehmen und alles wäre wieder o.k. Niemand kann sich selbst von der Schuld freisprechen.



Jemand kann höchstens die anderen um Entschuldigung bitten, mit dem Risiko, dass die Vergebung nicht gewährt wird.


Erst das Bitten um Entschuldigung macht den Geschädigten zum Aktiven, die die Vergebung gewähren oder ablehnen kann.
Ein Entschuldigung (Entschuldigung) kostet etwas.







Das haben wir bei Willy Brandt 1970 am Ghetto Mahnmal in Warschau mit dem Kniefall gesehen.





Oder:  Der legendäre Gang nach Canossa (König Heinrich IV). Der 1076 über die Alpen kroch, um vom Papst Vergebung zu bekommen.


Es lohnt sich,  Worte vermehrt ernster zu nehmen und die Sprache besser zu pflegen. In der englischen Sprache gibt es eine klare Trennung:


- To apoligize heisst--> um Entschuldigung bitten


- To excuse bedeutet--> Verzeihung gewähren


Zum Entschuldigen gehören immer zwei:


Jemand, der sich zu seiner Schuld bekennt und Abbitte leistet und


Einer, der verzeiht (den Bittsteller von der Schuld frei spricht)


So gesehen hatte sich Hildebrand die Schuld selbst auferlegt. Er sagte, es sei seine Schuld gewesen, die Frau machen zu lassen.
Wulff hingegen  hat sich selbst entlastet.



Ich zitiere Wikipedia:


Entschuldigung



Eine Entschuldigung ist im Wortsinne eine Ent-Schuld -igung, eine Form von Vergebung . Mit der Bitte um Entschuldigung gesteht jemand ein, dass eine Tat von ihm eine moralische Verfehlung war. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist eine Entschuldigung allerdings ebendiese Bitte. Der Geschädigte der Tat kann die Entschuldigung annehmen oder ablehnen.

Es fand eine Begriffsverschiebung statt: „Sich zu entschuldigen“ wäre früher als „sich selbst von Schuld befreien“ verstanden worden. Daher äußerte man eine „Bitte um Entschuldigung oder Vergebung“, da nur der Geschädigte einen von der eigenen Schuld insoweit befreien kann, als er diese nicht weiter nachträgt. Das Englische etwa unterscheidet streng zwischen to apologize (sich entschuldigen, um Entschuldigung bitten) und to excuse (jemanden oder etwas entschuldigen)



Ein weiteres aktuelles Beispiel:



Auch Frau Hildebrand entschuldigt sich selbst


Kashya Hildebrand, die Frau des zurückgetretenen Präsidenten der Schweizerischen Nationalbank, entschuldigt sich in einer öffentlichen Stellungnahme. Sie habe die Transaktion vom 15. August 2011 falsch eingeschätzt und einen Fehler begangen, welchen sie zutiefst bereue.







Hier ihre Stellungnahme im Wortlaut:


«Ich möchte mich öffentlich und ohne jede Einschränkung beim schweizerischen Volk, der Schweizerischen Nationalbank und vor allem bei meinem Gatten für meinen Fehler in der Beurteilung der Devisentransaktion vom 15. August 2011 entschuldigen.»


«Mein Mann ist gescheitert, weil ich den Interessenskonflikt, den mein Kauf von Dollars auslöste, nicht realisiert habe. Mein Gatte ist ein Mann von höchster Integrität und ich bedaure zutiefst, dass seine Integrität durch mein Vorgehen in Frage gestellt werden konnte.»


«Es tut mir sehr leid»


«Er hat während acht Jahren dezidiert eine transparente Politik verfolgt, um ein stärkeres regulatorisches Umfeld zu schaffen, das von anderen Ländern als Modell angesehen wird. Ich bereue mein eigenes Verhalten und dass ich dessen Auswirkungen nicht erkannt habe zutiefst. Ich habe grössten Respekt für die Nationalbank als Institution und für dieses wundervolle Land und die Aufregung und Unruhe, die ich mit meinem Verhalten verursacht habe, tun mir sehr leid.»
Für weitere Auskünfte steht Kashya Hildebrand nach eigenen Angaben nicht zur Verfügung.


Kommentar: Sie kann sich nicht entschuldigen. Sie kann jedoch sagen, dass es ihr leid tue und ....... um Entschuldigung bitten.