Freitag, 16. November 2012

Mörgeli will Rektor der Uni Zürich werden

20 Min:

Mörgelis PR-Auftritt

16. November 2012

30 Minuten Show, ein paar Lacher, eine Bewerbung

von J. Pfister - Christoph Mörgelis Werben um den Job des Uni-Rektors löst bei vielen Kopfschütteln aus. Doch die Aktion des SVP-Politikers ist Kalkül: Aufmerksamkeit und Lob der Basis sind ihm gewiss.



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Christoph Mörgeli will Rektor der Universität Zürich werden. Am 16. November 2012 spricht er vor den Medien über seine Bewerbung und seine Motivation für das Amt.

Mit einem breiten Grinsen im Gesicht blickt Christoph Mörgeli in die Runde. Obwohl der SVP-Politiker bereits am Donnerstagabend seine Kandidatur für den Posten des Rektors an der Universität Zürich öffentlich machte, ist der Jagdsaal in einem Zürcher Restaurant bis auf den letzten Platz besetzt. Die Frage, die auf der Zunge brennt: Wie kann Mörgeli sich ernsthaft um diesen Posten bewerben, nachdem er von derselben Institution vor knapp zwei Monaten entlassen wurde?



Doch bevor Mörgeli dazu Stellung nimmt, holt er zu einem 30-minütigen Werbespot in eigener Sache aus. In einer Seelenruhe und offensichtlich selbst leicht amüsiert, beginnt er mit dem Vortragen seines detaillierten Lebenslaufs mit wichtigen Informationen wie: «Ich war Mitglied im Studentischen Gesangsverein».
Darauf folgt die Vorstellung eines 13-Punkte-Plans mit seinen Zielen als künftiger Rektor, welcher auch in 42-seitiger, ausführlicher Fassung vorliegt. Darin plädiert Mörgeli unter anderem für eine politische Meinungs- und Redefreiheit - was auch als Seitenhieb in Richtung Bildungsdirektorin Regine Aeppli oder Universitätsrätin Kathy Riklin verstanden werden kann. So fügt er denn auch an. «Mein Anwalt hat verlangt, dass Aeppli und Riklin bei der Bewertung meiner Kandidatur in den Ausstand treten.»

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«Coup ist politisch motiviert»

Trotz dieser Forderungen - für Politberater Mark Balsiger ist klar, dass es Mörgeli nur vordergründig um die Kandidatur für den Job des Uni-Rektors geht. «Dieser Coup ist politisch motiviert.» Denn selbst der SVP-Nationalrat werde kaum davon ausgehen, dass seine Kandidatur erfolgreich sei. «Dafür können er und seine Partei danach ins Feld führen, dass der Entscheid gegen ihn gefallen sei, weil er SVP-Mitglied ist.»
Dass Mörgeli mit seiner Aktion der Partei in die Hände spielen könnte, kann sich auch Kommunikationsberater Marcus Knill vorstellen. «Er erzielte Aufmerksamkeit, konnte seine Botschaften und die der Partei verkaufen und einmal mehr unterstreichen, dass seine Entlassung politisch motiviert war.» Doch selbst wenn es der Partei nützen könnte - für Mörgelis eigenes Image sieht Knill schwarz. «Sein öffentliches Werben und Klagen wirkt wohl bei vielen penetrant.»

«Als Polit-Clown etikettiert»

Ähnlicher Meinung ist Balsiger. Zwar könne es durchaus sein, dass der eine oder andere den Mut von Mörgeli, erneut in die Öffentlichkeit zu gehen, anerkenne. «Er riskiert allerdings auch, dass er als Polit-Clown etikettiert wird und seine Glaubwürdigkeit komplett verspielt.»
Das sieht Mörgeli natürlich anders. Nachdem ihm 20 Minuten Online die Frage stellt, ob die Aktion wirklich sein Ernst sei, antwortet er :«Ich bin überzeugt, dass die Gerechtigkeit hergestellt und meine Bewerbung nicht gegen den Rauswurf meiner Person aufgerechnet wird.»

ZUSAETZLICHER KOMMENTAR:
Eine Journalistin von 20 Min erkundigte sich heute nach meiner Meinung zum angekündigten Medienauftritt. Ich wies darauf hin, dass Christoph Mörgeli aus meiner Sicht die Wirkung seiner Medienaktion  viel zu wenig bedacht hat. Immer wieder stelle ich das gleiche Problem bei Politikern und Parteien fest: Sie sind bereits zufrieden, wenn man in den Medien Aufmerksamkeit wecken kann. Das ist zwar bei PR- und Marketing Aktionen  eine wichtige Voraussetzung. Man will beachtet werden. Doch dies  allein kann und darf  wohl kaum das Hauptziel einer Aktion sein.  Medienpräsenz allein genügt nicht. Ausschlaggebend ist für mich immer die Wirkung des Medienauftrittes. Nationalrat Mörgeli hat die Folgen, die Wirkung seines Ansinnens - sich als Rektor zu bewerben - viel zu wenig bedacht. Reputationsmässig hat er nun mit dieser Aktion  an  Glaubwürdigkeit verloren. Er steht als Polit- Clown da. Schon vor der Kündigung könnte sich Nationalrat Mörgeli nicht zurückhalten und hatte mit seinem Auftritt im Tele Züri seinen Gegnern einen Steilpass vorgelegt. Er schoss sich schon damals durch die vorschnelle Anschuldigungen gleichsam selbst ab.

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