Brüll-Rhetorik
Lafo nützte das Brüllen nicht viel.
Die deutschen LINKEN wählten eine neue Doppelspitze.
Ich zitiere BILD:
Letzter großer Auftritt beim Linke-Parteitag Gut gebrüllt, Lafo!
Neue Doppelspitze gewählt: Katja Kipping und Bernd Riexinger +++ Klatsche für Dietmar Bartsch +++ Sahra Wagenknecht nicht angetreten
Mit hochrotem Kopf brüllte er sich durch 21 Minuten, rief zu Zusammenhalt auf, griff die SPD an, kritisierte die Medien.
Am Abend stand fest: Wagenknecht tritt NICHT an.
NEUE DOPPELSPITZE
Dann ging es schneller als erwartet: Erst setzte sich die bisherige Linke-Vize-Vorsitzende Katja Kipping als Parteichefin durch.
Sie kassierte in einer Kampfabstimmung gegen die Hamburger Fraktionschefin Dora Heyenn 67 Prozent der Stimmen.
Eine böse Klatsche für den ostdeutschen Reformer Dietmar Bartsch, der gegen Riexinger angetreten war. Und doch noch ein Triumph für Lafo: Riexinger gilt als sein Ersatzmann.
Sie ließ die Bombe erst um 21.22 Uhr platzen: Per Sonderbeschluss erhielt Sahra Wagenknecht eine Minute Redezeit und gab bekannt, sie werde nun doch nicht für den Parteivorsitz kandidieren.
Die 42-jährige: „Ich trete nicht an und will euch persönlich erklären, warum es nicht tue: Ich möchte nicht die Polarisierung auf die Spitze treiben, weil ich finde, dass das unserer Partei nicht gut tut."
Dabei wurde Wagenknecht bis zur allerletzten Sekunde bekniet und angefleht, anzutreten.
In einer Kungel-Runde am Rande des Parteitags ab 20.47 Uhr, als das Ergebnis des ersten Wahlgangs für den weiblichen Pflicht-Part an der Parteispitze noch nicht bekannt war, soll sie „bearbeitet“ worden sein: Oskar Lafontaine, Ex-Parteichef Klaus Ernst und der Kandidat für die gemischte Wahlrunde, Bernd Riexinger, redeten auf sie ein.
Um 21.02 Uhr war klar: Katja Kipping hat das Rennen als Parteichefin gemacht. Dann schmiss die schöne Sahra das Handtuch.
Sein Vortrag: Eine Feuersalve nach der nächsten, immer wieder unterbrochen von donnerndem Applaus, Jubel, begeistertem Fuß-Getrampel.
Seine Botschaft: Schluss mit dem bekloppten Gerede einer Spaltung. Und eine Rundum-Schelte für die Medien, die mit ihren Berichten von Reformen aus dem Osten, die gegen die Beton-Linken im westlichen Lafo-Lager anrennen, alles schlimmer machen, als es ist.
Er vereint die feindlichen Lager – zumindest für die 21 Minuten seiner Redezeit.
Befindlichkeiten Einzelner? „Das ist doch kein Grund, ein politisches Projekt in Frage zu stellen!"
Wie zuvor Fraktionschef Gregor Gysi pocht der Ex-Parteiboss auf einstige Erfolge und betont: „Es gibt keinen Grund, das nicht wieder zu versuchen!"
Der Bruch der Männerfreundschaft, er wird in den beiden Reden deutlich. Gysi hatte Lafontaine die Unterstützung für eine Spitzenkandidatur entzogen.
Lafontaine sagt dann: Streit in der Sache – ja, aber persönlicher Zank – nein, tragt den gefälligst im Inneren aus, denn das kommt beim Wähler nicht gut an.
Dann ätzt Lafontaine gegen die Sozialdemokraten, ein schon „traditionell" schwieriges Verhältnis – damit gibt es indirekt seinem Widersacher Dietmar Bartsch eins mit, der für eine Öffnung der Linken Richtung SPD steht.
Die über 550 Delegierten danken es dem Saarländer mit dem Riesen-Ego, der in der Bundespolitik keine Führungsrolle mehr übernehmen will, mit frenetischen Beifall.
Kommentar: Wenn Argumente ausgehen, wird leider immer wieder vergeblich versucht, das Defizit mit Lautstärke zu kompensieren. Brüllrhetorik überzeugt nie.
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7. Apr. 2009 ...
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