Sonntag, 19. Februar 2012

Weshalb scheiterte Jacqueline Fehr?


Herbe Enttäuschung für Jaqueline Fehr.


Ich zitiere Blick:


Tschümperlin gewählt.

 Rächte sich die Fraktion an Jacqueline Fehr?


Andy Tschümperlin (SZ) heisst der neue Fraktionschef der SP. (zvg)

Die SP wählt Andy Tschümperlin (49) vor der Favoritin Jaqueline Fehr zum Fraktionspräsidenten.

 Mit der Nicht-Wahl von Fehr seien «alte Rechnungen» beglichen worden.

Auch Tschümperlin selber zeigte sich über seine Wahl überrascht. Er habe sich nicht als Favoriten gesehen, sagte er. Weshalb die Fraktion ihn - den national weniger bekannten Nationalrat - und nicht die profiliertere Fehr gewählt habe, wisse er nicht genau.

Möglicherweise habe es aber mit seiner Art zu tun. Er nehme alle Leute ernst. «Wir sind eine Partei für alle - auch in der Fraktion», sagte er und erklärte die Moderationstätigkeit als seine wohl wichtigste Aufgaben im neuen Amt.

«Alte Rechnungen»

Während zahlreiche Fraktionsmitglieder nicht über die Gründe für die überraschende Wahl Tschümperlins spekulieren wollten, bestätigten andere, dass möglicherweise statt einer «Aussenministerin» ein «Innenminister» gewählt worden sei, der sich um die Stimmung in der Fraktion sorge. Wieder andere sprachen davon, dass «alte Rechnungen» beglichen worden seien.




Zu den Gründen der Nichtwahl ist im Tagi zu lesen:


«Fast jeder hatte mit ihr schon ein negatives Erlebnis»




 Jacqueline Fehr galt als Favoritin für das SP-Fraktionspräsidium und verlor gegen den weniger profilierten Andy Tschümperlin.


 Die Niederlage hat sie ihren Umgangsformen zu verdanken




Fehr gilt als äusserst berechnend




Dass Fehr trotzdem verlor, hat laut ihren Gegnern viel mit ihrem Auftreten, mit fehlender sozialer Kompetenz zu tun. Während der Anhörung habe sie sich im Ton vergriffen und so getan, als sei sie schon gewählt. Vor allem aber gilt die ehrgeizige Vollblutpolitikerin seit je als äusserst berechnend – durchaus bereit, Parteifreunden in den Rücken zu fallen und sie zu desavouieren, wenn es das Kalkül gebietet.


 Unvergessen bleibt etwa ihr Mitwirken am Sturz der früheren SP-Präsidentin Ursula Koch. «Das jetzige Wahlresultat zeigt, dass viel mehr Fraktionsmitglieder diese Eigenschaft Fehrs zu spüren bekamen, als dies im Vorfeld vermutet wurde», sagt ein Genosse. «Fast jeder hatte mit ihr schon ein negatives Erlebnis», bestätigt ein anderer.


Auch Fehrs Verbündete bestreiten zudem nicht, dass sie im Vergleich mit Tschümperlin, dem bisherigen Fraktionsvize, über einen sehr ausgeprägten Machtwillen verfügt. «Ich habe einen klaren Führungsanspruch ausgestrahlt», erklärte Fehr selber nach der Wahl. Tschümperlin sei demgegenüber eher ein «Moderator»


 Die Fraktion habe diesem Rollenverständnis nun eben den Vorzug gegeben. Dass aber auch «alte Rechnungen» mit ihr beglichen worden seien, will sie nicht ausschliessen: «Wenn man 20 Jahre Politik betreibt, tritt man eben dem einen oder anderen auf die Füsse.» Trotz ihrer Niederlage will Fehr als «leidenschaftliche Parlamentarierin» in der Fraktion weiterarbeiten.



Immer wieder Widerstand




Ihre Hoffnungen auf eine weitergehende Karriere dürfte sie nun jedoch begraben müssen. Erst 2010 hatte sie die Bundesratswahl gegen Simonetta Sommaruga verloren – auch damals, weil ihr unter anderem Stimmen aus der SP fehlten. Vor 12 Jahren schon unterlag sie im Rennen um das kantonalzürcherische SP-Präsidium – auch damals gegen einen weniger profilierten Gegner, den Kantonsparlamentarier Bernhard Egg. 




Gute Resultate erzielte sie stets bei den Nationalratswahlen; ihre Ständeratskandidatur 1999 blieb indes ebenfalls ohne Erfolg. Wiederum auch wegen Widerstände innerhalb der Linken: Der Zürcher Gewerkschaftsbund versagte ihr den Support, weil sie sich von den Gewerkschaften «entfremdet» habe.


Partei nun fest in Männerhand




Den stärksten internen Rückhalt geniesst Fehr bei den gleichstellungspolitisch engagierten SP-Frauen. Diese Gruppe zeigt sich nun verstimmt: Von den führenden Positionen in der Partei – Parteipräsidium, Fraktionsleitung und Generalsekretariat – ist aktuell keine mehr in Frauenhand. «Das bereitet mir Sorgen», sagt die Genfer Nationalrätin Maria Roth-Bernasconi, bis Ende 2011 Co-Präsidentin der SP-Frauen. «Wir fordern Frauenquoten in Verwaltungsräten. Da sollten wir selber eigentlich mit gutem Beispiel vorangehen.» Bei der Besetzung der vakanten Stelle an der Spitze des Generalsekretariats sei die Geschlechterfrage unbedingt zu berücksichtigen.
Andere denken schon einen Schritt weiter. Christian Levrat, so orakelt man, könnte mittelfristig das Parteipräsidium aufgeben, falls er im März zum Freiburger Ständerat gewählt wird. Für die Berner Nationalrätin Margret Kiener Nellen steht fest: «In diesem Fall sollte eine Frau sein Amt übernehmen.» (Tages-Anzeiger)

















  • Kommentar: Diese Wahl macht uns einmal mehr bewusst, dass es kantige Menschen schwerer haben als Politiker, die moderater politisieren.  Nicht nur Jacqueline Fehrs eindeutige Positionen bei der Frauenpolitik und ihre eindeutigere linke Haltung wurden ihr bei dieser Wahl mitunter zum Stolperstein. Eindeutigkeit ist zwar bei Kommunikationsprozessen wünschenswert. Doch ist es bei Jacqueline Fehr vielmehr der Ton, die berechnende, undiplomatische Art diese ehrgeizigen Politikerin, die aneckte.  Erkenntnis: Nicht nur Inhalte, auch das WIE spielt bei der Kommunikation eine wichtige Rolle.

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