Montag, 26. Dezember 2011

Wulffs Weihnachtsansprache


Inhalt überzeugt. Die Wirkung - das WIE der Rede signalisiert Unsicherheit. Die Rede ist offensichtlich einstudiert, zu unnatürlich.
Es spricht nicht der alte Wulff.


(Quelle: Süddeutsche Zeitung)


Bundespräsident Christian Wulff hat in seiner Weihnachtsansprache an die Bürgerinnen und Bürger appelliert, gemeinsam für eine offene Gesellschaft zu arbeiten. In Deutschland gebe es "keinen Platz für Fremdenhass, Gewalt und politischen Extremismus", sagte Wulff in der Ansprache, die am ersten Weihnachtsfeiertag ausgestrahlt wird.


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Bundespräsident Christian Wulff bei seiner Weihnachtsansprache 2011 im Schloss Bellevue.
Wulff widmete einen Großteil des knapp fünfminütigen Auftritts der Beschäftigung mit der Serie rechtsradikal motivierter Morde, die vor wenigen Wochen aufgedeckt worden war. Wie schon im vergangenen Jahr hatte Wulff zur Aufzeichnung der Ansprache am vergangenen Mittwoch ehrenamtlich engagierte Menschen in das Schloss Bellevue nach Berlin eingeladen.
"Alle müssen in unserem Land in Sicherheit leben können", sagte Wulff. Umso stärker sei der Schock darüber gewesen, "dass rassistisch verblendete Verbrecher über viele Jahre Menschen ausländischer Herkunft geplant ermordet haben. Das haben wir nie für möglich gehalten", sagte der Bundespräsident.

Wulff fordert Offenheit gegenüber Fremden

"Wir schulden den Angehörigen und Freunden der Ermordeten und den Verletzten Mitgefühl und Respekt. Wir schulden nicht nur den Opfern die lückenlose Aufklärung dieser Verbrechen und die unnachsichtige Verfolgung der Täter und ihrer gewissenlosen Unterstützer." Zugleich forderte Wulff zur Wachsamkeit auf und zur "Bereitschaft, für unsere Demokratie und das Leben und die Freiheit aller Menschen in unserem Land einzustehen".


Der Bundespräsident berichtete von seiner Begegnung mit Angehörigen der Ermordeten vor wenigen Tagen. Wulff hatte sie unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu einem Treffen eingeladen. Die Gespräche mit ihnen hätten ihn "tief bewegt", sagte Wulff. "Viele haben erzählt, dass sie nicht nur einen geliebten Menschen verloren haben, sondern plötzlich selbst verdächtigt wurden. Sogar Freunde und Verwandte zogen sich teilweise zurück."
Der Bundespräsident appellierte an jeden Einzelnen, sich im Alltag um Offenheit gegenüber Fremden zu bemühen: "Es hängt auch von mir selbst ab, welches geistige Klima in meiner eigenen Familie, in meiner religiösen Gemeinde, in meinem Stadtteil oder in meinem Verein herrscht", sagte Wulff.

Im "Geist der Gemeinsamkeit" aus der Krise

Der Bundespräsident ging auch auf die Schuldenkrise ein. Regierung und Opposition hätten in den vergangenen Monaten "unter höchstem Druck gemeinsam weitreichende Entscheidungen getroffen", sagte Wulff. "In diesem Geist der Gemeinsamkeit wird es auch mit unseren Freunden in Europa und der Welt gelingen, den Weg aus der Krise zu gehen."
Dabei sei es wichtig, Europa als gemeinsame Heimat und kostbares Erbe zu begreifen. "Es steht für die großen Werte der Freiheit, der Menschenrechte und der sozialen Sicherheit." Deutschland habe selber immer wieder europäische Solidarität erfahren, "und wir sind auch zukünftig solidarisch gegenüber Europa".
Wulff dankte für die Hilfsbereitschaft der Deutschen und würdigte insbesondere den Einsatz der Bundeswehr im Ausland. Den Ehrenamtlichen bescheinigte er, über das zu Erwartende hinaus für den notwendigen Zusammenhalt der Gesellschaft zu sorgen.


Kommentar: Dank dieser emotionalen Rede hofft Wulff, dass nun über seine "Verfehlungen"  Gras wächst und er im neuen Jahr wieder zur gewohnten Arbeit zurückkehren könne. Die Kerngedanken der Rede wurden gut herausgeschält:

- Alle müssen in Deutschland in Sicherheit leben können

- Wir schulden lückenlose Aufklärung der rechtsextremen Verbrechen

- Nur gemeinsam gelingt es uns, die Finanzkrise in Europa zu bewältigen

Die steife Haltung, die Stimme (Ton) verrät Spannung. Die Kieferpartie signalisiert Stress. Wulff spricht sonst nicht so verbissen. Die Rede wirkt zu unnatürlich, sie ist zu gut einstudiert. Wenn der Redner die Frau anspricht und nur mit der Hand auf sie hinweist, so verrät dies: Der Auftritt ist antrainiert. Wer  während des Sprechens an die Regieanweisungen denken muss, überzeugt nicht.  Die alte Geschichte ist sehr wahrscheinlich trotz dieses Auftrittes nicht abgeschlossen. Es besteht die Gefahr, dass Wulff sich den zahlreichen, unbeantworteten Fragen nach den Feiertagen doch noch stellen muss. Dann wäre die Geschichte nicht vom Tisch.




Die Rede im Wortlaut:



Weihnachtsansprache 2011

des Bundespräsidenten

Bundespräsident Christian Wulff bei seiner Weihnachtsansprache 2011

Fröhliche Weihnachten, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger!

An diesem Weihnachtsfest grüße ich Sie alle: die Gläubigen, die heute der Geburt Jesu Christi gedenken – und all diejenigen, die einen anderen Zugang zu diesem Fest haben.
Mit mir grüßen aus dem Schloss Bellevue Frauen und Männer, die meine Frau und ich in diesem Jahr kennengelernt haben. Sie haben uns alle beeindruckt, weil sie auf ganz unterschiedliche Art und Weise für andere da sind. Einfach so – weit über all das hinaus, was man eigentlich erwarten könnte. Sie helfen ihren Mitmenschen und stiften den Zusammenhalt, der unsere Gesellschaft letztlich trägt. Auf diesen Zusammenhalt wird es auch weiterhin entscheidend ankommen.
Menschen machen sich Sorgen, nicht zuletzt um die Zukunft ihrer Kinder: Bekommen wir die Staatsschuldenkrise in Europa in den Griff? Was wird aus unserem Europa, das wir seit Jahrzehnten als Garant für Frieden und Wohlstand erleben?
Ich bin zuversichtlich: Regierung und Opposition haben in den vergangenen Monaten unter höchstem Druck gemeinsam weitreichende Entscheidungen getroffen. In diesem Geist der Gemeinsamkeit wird es auch mit unseren Freunden in Europa und der Welt gelingen, den Weg aus der Krise zu gehen.
Wichtig ist: Europa ist unsere gemeinsame Heimat und unser kostbares Erbe. Es steht für die großen Werte der Freiheit, der Menschenrechte und der sozialen Sicherheit. All das ist in unserem Europa nur gemeinsam zu erhalten. Wer etwas anderes sagt, findet vielleicht kurzfristig Beifall. Aber er irrt sich. Wir Deutschen haben selber immer wieder europäische Solidarität erfahren, und wir sind auch zukünftig solidarisch gegenüber Europa.
Alle müssen in unserem Land in Sicherheit leben können. Das gilt für jede und für jeden. Umso stärker hat uns alle schockiert, dass rassistisch verblendete Verbrecher über viele Jahre Menschen ausländischer Herkunft geplant ermordet haben. Das haben wir nie für möglich gehalten.
Ich habe dann die Angehörigen getroffen. Die Gespräche mit ihnen haben mich tief bewegt. Viele haben erzählt, dass sie nicht nur einen geliebten Menschen verloren haben, sondern plötzlich selbst verdächtigt wurden. Sogar Freunde und Verwandte zogen sich teilweise zurück.
In unserem Land gibt es aber keinen Platz für Fremdenhass, Gewalt und politischen Extremismus.
Wir schulden den Angehörigen und Freunden der Ermordeten und den Verletzten Mitgefühl und Respekt.
Wir schulden nicht nur den Opfern die lückenlose Aufklärung dieser Verbrechen und die unnachsichtige Verfolgung der Täter und ihrer gewissenlosen Unterstützer.
Wir schulden uns allen Wachsamkeit und die Bereitschaft, für unsere Demokratie und das Leben und die Freiheit aller Menschen in unserem Land einzustehen.

Bundespräsident Christian Wulff bei seiner Weihnachtsansprache 2011
Das fängt schon im Alltag an: Es hängt auch von mir selbst ab, welches geistige Klima in meiner eigenen Familie, in meiner religiösen Gemeinde, in meinem Stadtteil oder in meinem Verein herrscht. Offenheit für Fremde und Fremdes fängt ganz im Kleinen an - und vor allen Dingen bei den Kleinen.
Mein dreieinhalbjähriger Sohn freut sich, wenn ich ihm abends das Buch „Irgendwie anders“ vorlese. Er schläft dann selig ein, weil er weiß, es ist gut, dass wir alle verschieden sind. Wir können gar nicht früh genug begreifen, wie dumm und schädlich Ausgrenzung oder gedankenlose Vorurteile sind.
Lassen Sie uns gemeinsam an einer offenen Gesellschaft arbeiten. Eine offene Gesellschaft stellt sich auch ihrer Verantwortung für das Wohl der Menschen in anderen Teilen der Welt.
Wir denken heute Abend deshalb auch an diejenigen, die sich weit weg von zu Hause für Frieden, Sicherheit und menschenwürdige Lebensbedingungen einsetzen, gerade an unsere Soldatinnen und Soldaten. Sie leisten nämlich einen Beitrag dazu, dass unsere Welt besser wird.
Deutschland hat in der Welt einen guten Ruf. Auch deshalb, weil fast nirgendwo sonst die Bereitschaft anderen zu helfen so groß ist, wie bei uns - bei Katastrophen, Unglücksfällen und bei den regelmäßigen Aufrufen der großen Hilfsorganisationen.
Dafür sagen mir viele im Ausland immer wieder ihren Dank – und diesen Dank will ich heute an Sie alle weitergeben. Denn wir können stolz sein auf unser Land.
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, liebe Gäste hier im Schloss Bellevue, Weihnachten ist das Fest des Friedens und der Gemeinschaft. Jede Gemeinschaft braucht Zeit. Das gilt für Partnerschaften, für Familien und für Freundschaften. Nehmen wir uns alle diese Zeit füreinander.
Meine Frau und ich wünschen Ihnen frohe, gesegnete Weihnachten und dann ein gutes, erfülltes neues Jahr 2012!

Ausstrahlungstermine der Weihnachtsansprache:

Sonntag, 25.12.2011, 19.08 Uhr im ZDF

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Informationen über gewalttätige Asylanten und Jugendliche mit Migrationshintergrund
dürfen nicht unter den Teppich gekehrt werden.



In 20 Min gelesen:


In einem Zug zwischen Zürich und Olten sind am Morgen des Weihnachtstages zwei Gruppen von Jugendlichen aneinander geraten. Nach verbalen Gefechten flogen Fäuste und es kamen Messer zum Einsatz. Zwei Personen wurden dabei verletzt.

Eine der beiden Gruppen bestand gemäss Angaben der Aargauer Kantonspolizei vom Montag aus zwei Kosovaren und drei Schweizern, davon zwei mit Migrationshintergrund, alle im Alter zwischen 18 und 21 Jahren. Ihr gegenüber standen vier Chinesen im gleichen Alter.
Während der Fahrt kam es zwischen den beiden Gruppen zu einem Disput, der in eine Schlägerei ausartete. Dabei wurden zwei Chinesen mit Messerstichen verletzt. Eines der Opfer befand sich am Montag noch in Spitalpflege.
Die Kantonspolizei Solothurn konnte die beiden Gruppen in Olten festnehmen. Da sich der Tatort im Kanton Aargau befindet, wurde der Fall an die dortigen Behörden abgetreten. Zwei der Kontrahenten wurden vorläufig in Haft gesetzt.


Kommentar: Diese Information ist nicht rassistisch. Sie beschreibt die Fakten korrekt.  Früher wurden die Zuschreibung der Täter verheimlicht. Das führte dazu, dass die SVP der Presse vorwerfen konnte, sie unterschlage die Gewalttaten der Asylanten.

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