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Psychologie der Massen
Die folgende Analyse von Marcus Knill stammt von der Seite:
http://www.rhetorik.ch/Massen/Massen.html
Alle kennen die Phänomene bei Massenveranstaltungen wie Sportanlässen, Rockkonzerten. Es sind nicht nur Teenies, die vor ihrem Idol in der Masse kreischen, weinen und sogar in Ohnmacht fallen können. Auch Erwachsenen wird in Massenveranstaltungen der Verstand vernebelt.
Der französische Mediziner, Philosoph und Politiker Gustave Le Bon (1841-1931) hat die wichtigsten Gesetze der Massenkommunikation erforscht. In seinem Buch “Psychologie der Massen” schildert er, wie die Massen geführt, aber auch verführt werden können. Die Prinzipien sind seit jeher ähnlich.
Im Zeitalter der Massenmedien erkennen wir tagtäglich Politiker, die zu den altbewährten Mitteln der Massenmanipulation greifen (siehe auch Beeinflussen).
Der geistige Zustand der Massenseele wird über das Gefühl, über Emotionen gesteuert.
Der Mensch ist in der Masse gleichsam ein Triebwesen. Das gebildete, rational denkende Individuum kann in der Masse heftig aufbrausen, wild werden und überreagieren.
Die Masse ist nicht nur triebhaft und wandelbar. Die Masse lüsst es auch nicht zu, dass ihr jemand ein Hindernis aufbaut auf dem eingeschlagenen Weg zum Selbstverwirklichunsprozess der Gemeinschaftsseele.
In der Masse entwickelt sich das Bewusstsein einer enormen Kraft. Starke Ausdrücke verstärken diesen Prozess.
Die geforderten Tatbeweise werden mit Ruhm, Ehre, Vaterland, höheren Werten gekoppelt. Die grossen Wortbilder schweissen die Massen zusammen. Begriffe wie Gleichheit, Friede, Gerechtigkeit sind schwer erklärbar. Doch das Unbestimmte, vermischt mit konkreten Bildern, verstärkt diese geheimnisvolle Macht. Die Macht eines Schlüsselwortes kann so gross werden, dass für die Masse selbst unangenehme Dinge annehmbar werden. Die Masse lässt sich am besten mit suggestiven Elementen steuern. Dazu gehören immer Bilder oder einfachste bildhafte Erscheinungen.
Jeder Massenverführer merkt, welche Bilder beim jeweiligen Publikum hervorgerufen werden müssen. Nur wer die einfache, bildhafte Sprache beherrscht, kann den Massen die entsprechenden Ideen übermitteln.
Blosse Ähnlichkeit und einleuchtende Verknüpfungen genügen, so wie bei einem Eskimokind, das aus der Erfahrung weiss, dass ein glasklarer Eiswürfel im Mund schmilzt und nun daraus schliessen müsste, dass auch ein klarer Glaskörper im Mund schmilzt. Dieser Vergleich (Glaskörper schmilzt im Mund) leuchtet vorerst ein, ist aber nicht richtig. Ein weiteres Merkmal der Massenlogik ist die Verknüpfung ähnlicher Dinge.
Logische Ketten, die wissenschaftlich untermauert sind, überfordern die Massen. Demagogen appellieren deshalb nie an den Geist oder die Vernunft. Alles, was die Phantasie der Massen erregt, erscheint vielmehr in der Form eines packenden, klaren Bildes. Nicht die Fülle von Hunderten von Fakten wirkt auf die Phantasie von Massen.
Wir erinnern uns an die Aufnahme eines fliehenden Kindes mit verbrannter Haut im Vietnamkrieg oder das Bild eines schreienden Robbenbabys, das mit einem Knüppel getötet wurde. Nicht viele kleine Tatsachen sondern eine grosse Sache, die immer wieder gezeigt wird, erregt die Phantasie der Massen. Ein packendes Bild erfüllt den Geist, verdichtet eine komplexe Aussage und ergreift die Massen. Auch die Werbung nutzt dieses Phänomen.
Thesen und Meinungen finden bei der Masse nur dann fruchtbaren Boden, wenn sie eine weltanschauliche Form angenommen haben und wenn sich diese Weltanschauung jeder Auseinandersetzung entzieht. Tatsachen, welche der Masse missfallen, werden negiert. Die Masse zieht es vor, selbst Irrtümer zu vergöttern; sie müssen lediglich den eigenen Gefühlen entsprechen. Deshalb gilt bei der Beeinflussung der Masse:
Die Gesetze der Logik haben auf die Masse kaum Wirkung. Ein Massenverführer wird deshalb immer zuerst den Eindruck erwecken, dass er die Gefühle der Masse teilt, um nachher diese Gefühle zu verändern; indem beispielsweise mit angedeuteten Ideenverbindungen neue Bilder hervorgerufen oder erzwungen werden.
z.B. Savonarola, Luther, Hitler, Lenin… Die meisten Menschen sind nicht imstande, sich selbst zu leiten. Sie schätzen Anführer, die ihnen Entscheide abnehmen und die für sie zu Wegweisern werden. Eine erfolgreiche Persönlichkeit hat es viel einfacher, Einfluss zu nehmen. Menschen mit Erfolg und Nimbus (Sportler, Stars, Menschen mit Titeln oder grossem Bekanntheitsgrad) haben die beste Voraussetzung, Menschen zu beeinflussen. Doch genügt der Nimbus allein nicht. Der Manipulator muss auch grossspurige Versprechen machen und die Gegner moralisch diskreditieren.
Es gilt, rasch Einfluss zu nehmen. Dies ist ein bewährtes Rezept. Also keinenfalls zögern. Dauerhaftes Beeinflussen von Massen ist gepaart mit:
Die Bilder werden dank der Wiederholung als bewiesene Wahrheit angenommen, sofern die Masse nicht an anderen Stellen zuviel von der gegenteiligen Meinung aufnimmt. Durch das einstimmige Wiederholen bildet sich ein Meinungsklima. Die Massen übertragen hierauf die Ideen und Gefühle auf andere Menschen. Dieser Übertragungsprozess kann mit der Ansteckungskraft von Mikroben verglichen werden.
Alle kennen bei der Mode die Kraft der Nachahmung. Wenige können einer Mehrheit das Verhalten aufzwingen. Doch dürfen neue Verhaltensweisen nicht allzuweit von den überkommenen Ideen entfernt sein. Die Nachahmung ist dann zu schwierig, wenn die Nachahmung eine zu grosse Veränderung verlangt. Vordenker, die ihrer Zeit überlegen sind, werden kaum nachahmt. Denn: Der Abstand zur Massenmeinung ist zu gross.
Wer sich mit Massenmedien beschäftigt, weiss, dass auch hier Phänomene der Massenpsychologie im Spiel sind. Wir beleuchten an dieser Stelle nicht alle Erkenntnisse der Manipulationsmöglichkeiten (siehe Beitrag Macht der Medien), sondern wir bedenken an dieser Stelle nur jene Aspekte, die im Umgang mit Massenmedien bei Auftritten — in der Praxis vermehrt beachtet werden sollten.
Es ist und bleibt eine Tatsache, dass die Adressaten bei Massenmedien die Massen sind. Diese Medien streben begreiflicherweise hohe Einschaltquoten an und streichen in der Regel zuerst jene Sendegefässe, die bei den Massen keine Akzeptanz finden. Wer vor Mikrofon und Kamera reden muss, müsste sich deshalb immer bewusst bleiben: Die Masse ist der Adressat. Und damit gilt es gewisse Prinzipien zu beachten:
Wer die Sprache nicht dem jeweiligen Durchschnittspublikum anpassen kann, muss dies lernen. “Strassengängig reden” heisst: die Sprachebene der normalen, alltäglichen Umgangssprache wählen, einfach, konkret und verständlich (wie an einer Party). In der Praxis zeigt sich tagtäglich: Das Einfache ist deshalb für viele nicht einfach, weil zu kompliziert und mitunter mit zu vielen Substantiven gesprochen wird. Obschon bekannt ist: Verben, Verben, Verben benutzen. Ein weiterer Grund für eine zu hohe Sprachebene ist die falsche Vorbereitung: Anstatt mit Stichworten werden die Aussagen oft schriftlich vorformuliert und nachher auch von den schriftlichen Notizen unmittelbar in die Mundart übertragen. Eine Rede ist bekanntlich keine Schreibe.
Selbst komplexe Zusammenhänge, abstrakte Sachverhalte können mit einer Metapher, einem Beispiel oder einer passenden Geschichte greifbar (begreifbar) gemacht werden. Ein Jet-Pilot der “Patrouillesuisse” antwortete auf die Frage: “Es braucht gewiss grosses Training, so nahe nebeneinander zu fliegen, nicht wahr?” mit folgender verständlichen Analogie:
Jeder Zuhörer aus dem Publikum, der kein Pilotenbrevet besitzt,
jedoch tag-täglich Auto fährt, konnte sich dank dieses Vergleiches ein
Bild machen. Die Analogie “Pilot-Autofahrer” wurde somit zum
Verständlichkeitshelfer. Die bildhafte, kurze Antwort war vorstellbar,
begreifbar. Beim Coaching von Führungskräften im Fernseh- und
Rundfunksimulator zeigt sich immer wieder: Die Bildsprache muss neu
erlernt werden. Bei der Massenkommunikation stellt sich die berechtigte
Frage: “Warum haben wir das Spiel mit Beispielen verlernt?” Gefragt sind
einfache Vergleiche, Bilder und Geschichten, ohne dass damit der
komplexe Sachverhalt verfälscht wird.
Bei Alltags-Kommunikationsprozessen geht es in den Massenmedien nicht ums Manipulieren, wohl aber ums Überzeugen.
Wer die Emotionen amputiert, wer echte Begeisterung nicht ausdrücken kann, der wird auch bei Massenmedien kaum überzeugen können. Wie heisst es so schön: “Wenn in dir kein Feuer brennt, wirst du auch das Feuer im Herzen der Mitmenschen nicht entflammen können”.
Emotionale Argumentation wirkt nachhaltiger. Doch müssen die Emotionen echt sein. Sie dürfen nicht gespielt werden. (Wird meist entlarvt.) Emotionen und Aussage müssen übereinstimmen (Psyche und Logik sind synchron, d.h. wir kommunizieren psychologisch). (Vergleichen Sie auch die Erkenntnisse aus den den Ogi-Medienauftritten).
Das Hauptproblem ist und bleibt das Dilemma, gleichzeitig kurz und konkret zu sein. Beschreiben wir einen Sachverhalt ausführlich, sind wir in der Regel viel zu lang; antworten wir hingegen sehr kurz, so fehlen meist wichtige Zusatzinformationen. Bei Massen-Medien müssen nun Sprechende beide Erfordernisse unter einen Hut bringen können: Kürze und Ausführlichkeit. In den kurzen Antworten oder Voten von 20-30 Sekunden muss ebenfalls ein stimulierendes Bild oder eine Geschichte oder ein Beispiel untergebracht werden können. Siehe Beiträge: Balance, Hohle Phrasen und Wichtiges erkennen. Diesen Hochseilakt müssen wir beherrschen. Er ist erlernbar.
Angewandte Medienrhetorik ist keine Manipulationsschulung. Wer
überzeugen will, muss jedoch die wichtigsten Prinzipien der
Massenkommunikation und Massenpsychologie kennen, um nicht Opfer der
Manipulationstechniken zu werden. Wer manipuliert, wer überzeugt, übt
aber immer Einfluss auf Mitmenschen aus. Nur weil
Beeinflussungstechniken missbraucht werden können, dürfen wir das
Einflussnehmen nicht generell ablehnen. Worte und Bilder sind wie
Medikamente. Sie können helfen, aber auch missbräuchlich verwendet
werden. So wie ein Arzt den Umgang mit starken Mitteln nicht
missbrauchen darf, so sind wir stets gehalten, die wirkungsvollen
Beeinflussungsmöglichkeiten verantwortungsvoll zu nutzen.
http://www.rhetorik.ch/Massen/Massen.html
Massenmedien – Medien für die Massen
von Marcus Knill
Mit Massenmedien umgehen können will
auch heissen, die Gesetzmässigkeiten der
Massenkommunikation und die wichtigsten
Phänomene der Massenpsychologie kennen.
auch heissen, die Gesetzmässigkeiten der
Massenkommunikation und die wichtigsten
Phänomene der Massenpsychologie kennen.
Psychologie der Massen
Alle kennen die Phänomene bei Massenveranstaltungen wie Sportanlässen, Rockkonzerten. Es sind nicht nur Teenies, die vor ihrem Idol in der Masse kreischen, weinen und sogar in Ohnmacht fallen können. Auch Erwachsenen wird in Massenveranstaltungen der Verstand vernebelt.
Der französische Mediziner, Philosoph und Politiker Gustave Le Bon (1841-1931) hat die wichtigsten Gesetze der Massenkommunikation erforscht. In seinem Buch “Psychologie der Massen” schildert er, wie die Massen geführt, aber auch verführt werden können. Die Prinzipien sind seit jeher ähnlich.
Im Zeitalter der Massenmedien erkennen wir tagtäglich Politiker, die zu den altbewährten Mitteln der Massenmanipulation greifen (siehe auch Beeinflussen).
Der geistige Zustand der Massenseele wird über das Gefühl, über Emotionen gesteuert.
Der Mensch ist in der Masse gleichsam ein Triebwesen. Das gebildete, rational denkende Individuum kann in der Masse heftig aufbrausen, wild werden und überreagieren.
Die Masse ist nicht nur triebhaft und wandelbar. Die Masse lüsst es auch nicht zu, dass ihr jemand ein Hindernis aufbaut auf dem eingeschlagenen Weg zum Selbstverwirklichunsprozess der Gemeinschaftsseele.
In der Masse entwickelt sich das Bewusstsein einer enormen Kraft. Starke Ausdrücke verstärken diesen Prozess.
Zum Stil grosser Demagogen gehören grosse Worte
Die geforderten Tatbeweise werden mit Ruhm, Ehre, Vaterland, höheren Werten gekoppelt. Die grossen Wortbilder schweissen die Massen zusammen. Begriffe wie Gleichheit, Friede, Gerechtigkeit sind schwer erklärbar. Doch das Unbestimmte, vermischt mit konkreten Bildern, verstärkt diese geheimnisvolle Macht. Die Macht eines Schlüsselwortes kann so gross werden, dass für die Masse selbst unangenehme Dinge annehmbar werden. Die Masse lässt sich am besten mit suggestiven Elementen steuern. Dazu gehören immer Bilder oder einfachste bildhafte Erscheinungen.
Wer verführerische Bilder evozieren kann, hat bei Massen ein leichtes Spiel
Jeder Massenverführer merkt, welche Bilder beim jeweiligen Publikum hervorgerufen werden müssen. Nur wer die einfache, bildhafte Sprache beherrscht, kann den Massen die entsprechenden Ideen übermitteln.
Verbindungen, Analogien werden jedoch nicht logisch verknüpft.
Blosse Ähnlichkeit und einleuchtende Verknüpfungen genügen, so wie bei einem Eskimokind, das aus der Erfahrung weiss, dass ein glasklarer Eiswürfel im Mund schmilzt und nun daraus schliessen müsste, dass auch ein klarer Glaskörper im Mund schmilzt. Dieser Vergleich (Glaskörper schmilzt im Mund) leuchtet vorerst ein, ist aber nicht richtig. Ein weiteres Merkmal der Massenlogik ist die Verknüpfung ähnlicher Dinge.
Vorschnelle Schlüsse, Verallgemeinerungen dominieren
Logische Ketten, die wissenschaftlich untermauert sind, überfordern die Massen. Demagogen appellieren deshalb nie an den Geist oder die Vernunft. Alles, was die Phantasie der Massen erregt, erscheint vielmehr in der Form eines packenden, klaren Bildes. Nicht die Fülle von Hunderten von Fakten wirkt auf die Phantasie von Massen.
Ein einziges Bild kann mehr erschüttern als unzählige kleine Tatsachen.
Wir erinnern uns an die Aufnahme eines fliehenden Kindes mit verbrannter Haut im Vietnamkrieg oder das Bild eines schreienden Robbenbabys, das mit einem Knüppel getötet wurde. Nicht viele kleine Tatsachen sondern eine grosse Sache, die immer wieder gezeigt wird, erregt die Phantasie der Massen. Ein packendes Bild erfüllt den Geist, verdichtet eine komplexe Aussage und ergreift die Massen. Auch die Werbung nutzt dieses Phänomen.
Die Weltanschauung ist alles
Thesen und Meinungen finden bei der Masse nur dann fruchtbaren Boden, wenn sie eine weltanschauliche Form angenommen haben und wenn sich diese Weltanschauung jeder Auseinandersetzung entzieht. Tatsachen, welche der Masse missfallen, werden negiert. Die Masse zieht es vor, selbst Irrtümer zu vergöttern; sie müssen lediglich den eigenen Gefühlen entsprechen. Deshalb gilt bei der Beeinflussung der Masse:
Gefühle statt Logik
Die Gesetze der Logik haben auf die Masse kaum Wirkung. Ein Massenverführer wird deshalb immer zuerst den Eindruck erwecken, dass er die Gefühle der Masse teilt, um nachher diese Gefühle zu verändern; indem beispielsweise mit angedeuteten Ideenverbindungen neue Bilder hervorgerufen oder erzwungen werden.
Folgende Überzeugungsmittel sind bei der Beeinflussung von Massen wichtig:
Führerpersönlichkeiten mit grosser suggestiver Macht
z.B. Savonarola, Luther, Hitler, Lenin… Die meisten Menschen sind nicht imstande, sich selbst zu leiten. Sie schätzen Anführer, die ihnen Entscheide abnehmen und die für sie zu Wegweisern werden. Eine erfolgreiche Persönlichkeit hat es viel einfacher, Einfluss zu nehmen. Menschen mit Erfolg und Nimbus (Sportler, Stars, Menschen mit Titeln oder grossem Bekanntheitsgrad) haben die beste Voraussetzung, Menschen zu beeinflussen. Doch genügt der Nimbus allein nicht. Der Manipulator muss auch grossspurige Versprechen machen und die Gegner moralisch diskreditieren.
Sofort mitreissen
Es gilt, rasch Einfluss zu nehmen. Dies ist ein bewährtes Rezept. Also keinenfalls zögern. Dauerhaftes Beeinflussen von Massen ist gepaart mit:
- behaupten
- wiederholen
- infizieren (anstecken)
Die Bilder werden dank der Wiederholung als bewiesene Wahrheit angenommen, sofern die Masse nicht an anderen Stellen zuviel von der gegenteiligen Meinung aufnimmt. Durch das einstimmige Wiederholen bildet sich ein Meinungsklima. Die Massen übertragen hierauf die Ideen und Gefühle auf andere Menschen. Dieser Übertragungsprozess kann mit der Ansteckungskraft von Mikroben verglichen werden.
Die Nachahmung bestärkt die Wirkung bei der Übertragung
Alle kennen bei der Mode die Kraft der Nachahmung. Wenige können einer Mehrheit das Verhalten aufzwingen. Doch dürfen neue Verhaltensweisen nicht allzuweit von den überkommenen Ideen entfernt sein. Die Nachahmung ist dann zu schwierig, wenn die Nachahmung eine zu grosse Veränderung verlangt. Vordenker, die ihrer Zeit überlegen sind, werden kaum nachahmt. Denn: Der Abstand zur Massenmeinung ist zu gross.
Massenmedien und Massenkommunikation
Wer sich mit Massenmedien beschäftigt, weiss, dass auch hier Phänomene der Massenpsychologie im Spiel sind. Wir beleuchten an dieser Stelle nicht alle Erkenntnisse der Manipulationsmöglichkeiten (siehe Beitrag Macht der Medien), sondern wir bedenken an dieser Stelle nur jene Aspekte, die im Umgang mit Massenmedien bei Auftritten — in der Praxis vermehrt beachtet werden sollten.
Es ist und bleibt eine Tatsache, dass die Adressaten bei Massenmedien die Massen sind. Diese Medien streben begreiflicherweise hohe Einschaltquoten an und streichen in der Regel zuerst jene Sendegefässe, die bei den Massen keine Akzeptanz finden. Wer vor Mikrofon und Kamera reden muss, müsste sich deshalb immer bewusst bleiben: Die Masse ist der Adressat. Und damit gilt es gewisse Prinzipien zu beachten:
Strassengängig reden
Wer die Sprache nicht dem jeweiligen Durchschnittspublikum anpassen kann, muss dies lernen. “Strassengängig reden” heisst: die Sprachebene der normalen, alltäglichen Umgangssprache wählen, einfach, konkret und verständlich (wie an einer Party). In der Praxis zeigt sich tagtäglich: Das Einfache ist deshalb für viele nicht einfach, weil zu kompliziert und mitunter mit zu vielen Substantiven gesprochen wird. Obschon bekannt ist: Verben, Verben, Verben benutzen. Ein weiterer Grund für eine zu hohe Sprachebene ist die falsche Vorbereitung: Anstatt mit Stichworten werden die Aussagen oft schriftlich vorformuliert und nachher auch von den schriftlichen Notizen unmittelbar in die Mundart übertragen. Eine Rede ist bekanntlich keine Schreibe.
Vergleiche, Beispiele, passende Bilder
Selbst komplexe Zusammenhänge, abstrakte Sachverhalte können mit einer Metapher, einem Beispiel oder einer passenden Geschichte greifbar (begreifbar) gemacht werden. Ein Jet-Pilot der “Patrouillesuisse” antwortete auf die Frage: “Es braucht gewiss grosses Training, so nahe nebeneinander zu fliegen, nicht wahr?” mit folgender verständlichen Analogie:
“Bei uns ist es so, wie wenn Sie auf der Autobahn mit 30cm Abstand auf den Vordermann bei hoher Geschwindigkeit und bei Tempoveränderungen immer die analoge Distanz halten müssen. Nur ist es bei uns während des Fluges so: Wir können zwar steuern und Gas geben, aber wir haben dabei nur eine verhältnismässig schwache Bremse.” |
Emotional argumentieren
Bei Alltags-Kommunikationsprozessen geht es in den Massenmedien nicht ums Manipulieren, wohl aber ums Überzeugen.
Wer die Emotionen amputiert, wer echte Begeisterung nicht ausdrücken kann, der wird auch bei Massenmedien kaum überzeugen können. Wie heisst es so schön: “Wenn in dir kein Feuer brennt, wirst du auch das Feuer im Herzen der Mitmenschen nicht entflammen können”.
Emotionale Argumentation wirkt nachhaltiger. Doch müssen die Emotionen echt sein. Sie dürfen nicht gespielt werden. (Wird meist entlarvt.) Emotionen und Aussage müssen übereinstimmen (Psyche und Logik sind synchron, d.h. wir kommunizieren psychologisch). (Vergleichen Sie auch die Erkenntnisse aus den den Ogi-Medienauftritten).
Kurz und konkret
Das Hauptproblem ist und bleibt das Dilemma, gleichzeitig kurz und konkret zu sein. Beschreiben wir einen Sachverhalt ausführlich, sind wir in der Regel viel zu lang; antworten wir hingegen sehr kurz, so fehlen meist wichtige Zusatzinformationen. Bei Massen-Medien müssen nun Sprechende beide Erfordernisse unter einen Hut bringen können: Kürze und Ausführlichkeit. In den kurzen Antworten oder Voten von 20-30 Sekunden muss ebenfalls ein stimulierendes Bild oder eine Geschichte oder ein Beispiel untergebracht werden können. Siehe Beiträge: Balance, Hohle Phrasen und Wichtiges erkennen. Diesen Hochseilakt müssen wir beherrschen. Er ist erlernbar.
Fazit
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