"Wollt ihr den totalen Krieg?"
Heiner Geissler wollte im festgefahrenen Streit um Stuttgarts Tiefbahnhof schlichten - und zitierte unbedacht Goebbels. Der Medienwirbel war vorprogrammiert. Immer wieder zeigt sich, dass es sich lohnt, auf jegliche Vergleiche im Zusammenhang mit Nazideutschland zu verzichten. Alle, die das getan hatten,verbrannten sich die Finger. Das hätte Mediator Geissler wissen müssen, zumal er sich früher gegen jegliche Vergleiche mit Nazigrössen zur Wehr gesetzt hatte.
Mit seiner Äusserung tappte Stuttgart-21-Schlichter Heiner Geissler arg ins Fettnäpfchen. (Bild: Keystone)
(Zitat 20 Min):
«Wollt ihr den totalen Krieg?» Diese Frage hat Heiner Geissler
in Stuttgart in die Runde geworfen. Exakt dieselbe Frage hatte
NS-Propagandaminister Joseph Goebbels am 18. Februar 1943 in Berlin in
die Massen geschleudert. Goebbels Monolog ist als «Sportpalastrede» in
die Geschichte eingegangen.
Bildstrecken Hitler-VergleichSitzblockaden gegen «Stuttgart 21» Der Reichspropagandaminister hatte die Stärke des deutschen Volks gelobt und ihm in der Klimax seiner berüchtigten Rede zehn rhetorische Fragen gestellt. Die vierte – «Ich frage euch: Wollt ihr den totalen Krieg?» – ist prägend für die gesamte Rede in Erinnerung geblieben, weil das Publikum dazu am heftigsten reagierte. Es rief frenetisch: «Ja!»
Kein Applaus für Geissler
Und nun also Heiner Geissler, der sich vor 26 Jahren vehement gegen den Vergleich mit Goebbels wehrte. Der frühere Kanzler Willy Brandt hatte ihm vorgeworfen, «seit Goebbels der schlimmste Hetzer in diesem Land» zu sein.
«Wollt ihr den totalen Krieg?», fragte also Geissler am letzten Freitag bei der Präsentation der Ergebnisse des Stresstests für den geplanten Tiefbahnhof in Stuttgart. Es brandete ihm kein Applaus entgegen. Das grosse Donnerwetter brach erst im Nachhinein über ihn herein. Dass es einige Tage gedauert hat, dürfte damit zusammenhängen, dass Geissler einen überraschenden Kompromiss-Vorschlag unterbreitet hatte.
FDP-Generalsekretärin Gabriele Heise wirft heute Heiner
Geissler vor, die Relationen zu verlieren. «Die Aufhetzung unter dem
Unrechtsregime der Nazis eignet sich nicht für launige Vergleiche», sagte sie und fügte bei: «Mit diesem Vergleich diskreditiert er alle, die friedlich
von ihrem Demonstrationsrecht Gebrauch machen.»
Bildstrecken Hitler-VergleichSitzblockaden gegen «Stuttgart 21» Der Reichspropagandaminister hatte die Stärke des deutschen Volks gelobt und ihm in der Klimax seiner berüchtigten Rede zehn rhetorische Fragen gestellt. Die vierte – «Ich frage euch: Wollt ihr den totalen Krieg?» – ist prägend für die gesamte Rede in Erinnerung geblieben, weil das Publikum dazu am heftigsten reagierte. Es rief frenetisch: «Ja!»
Kein Applaus für Geissler
Und nun also Heiner Geissler, der sich vor 26 Jahren vehement gegen den Vergleich mit Goebbels wehrte. Der frühere Kanzler Willy Brandt hatte ihm vorgeworfen, «seit Goebbels der schlimmste Hetzer in diesem Land» zu sein.
«Wollt ihr den totalen Krieg?», fragte also Geissler am letzten Freitag bei der Präsentation der Ergebnisse des Stresstests für den geplanten Tiefbahnhof in Stuttgart. Es brandete ihm kein Applaus entgegen. Das grosse Donnerwetter brach erst im Nachhinein über ihn herein. Dass es einige Tage gedauert hat, dürfte damit zusammenhängen, dass Geissler einen überraschenden Kompromiss-Vorschlag unterbreitet hatte.
Kommentar: Mich enttäuschte die unprofessionelle Reaktion eines Mediators.
Geissler hätte sich sofort entschuldigen müssen.
- Statt dessen stritt er zuerst ab, gewusst zu haben, dass dieses Zitat Goebbel zugeordnet wird. Er machte sich damit unglaubwürdig.
- Statt dessen stritt er zuerst ab, gewusst zu haben, dass dieses Zitat Goebbel zugeordnet wird. Er machte sich damit unglaubwürdig.
- Später verteidigte er sich und erklärte nun plötzlich, er habe die Zuspitzung bewusst gewählt, um zu verdeutlichen, dass es in Stuttgart eine friedliche Lösung brauche.
- Oft müsse man etwas zuspitzen, um gehört zu werden.
Der schlimmer Fehler in dieser heiklen Situation ist ist nach meinem Dafürhalten
Geisslers Bemerkung über die Reaktion der Medien, mit folgender Schuldzuweisung:
-Die Medien haben etwas Manisches. «Jedes Mal, wenn man etwas aus der Nazi-Zeit auch nur erwähnt, werden manche Leute nervös und verrückt», sagte er zu «Focus». «Wenn ich in der Nähe von Goebbels bin, ist der Playboy das Mitteilungsblatt des Vatikans.»
Die Sportpalastrede Goebbels
(Quelle: Youtube/progradandize)
Fazit: Geissler hat sich mit seinem Verhalten als Schlichter disqualifiziert. Wenn er nicht fähig ist, einen verbalen Ausrutscher in der Offentlichkeit zu entspannen und sogar die Geschichte selbst verschuldet noch zur Eskalation bringt, hat er die Glaubwürdigkeit als Konfliktmanager verloren.
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