In unserem Bereich Medienrhetorik ist die völlige Präsenz vor Mikrofon und Kamera etwas vom Wichtigsten. Sich fokussieren auf das Wichtigste wird bei uns trainiert. Ich kann nicht nur so nebenbei ein Interview geben. Auch ein Coach müsste gelernt habe sich voll und ganz 100%ig auf das Tun zu konzentrieren. In einem lesenswerten Artikel habe ich gelesen, wie sich Multitasking auf das Lernen auswirkt.
Ich zitiere aus NZZ:
Mit den Ohren beim Dozenten und den Augen auf dem Laptop
Multitasking im Hörsaal oder die Grenzen der Aufnahmefähigkeit
Facebook und die News im Auge behalten ohne den Lernstoff zu verpassen: Eine Sache der Unmöglichkeit? (Bild: Frederik Jurk)
Multitasking bedeutet beispielsweise eine SMS schreiben und gleichzeitig dem Dozenten zuhören. Geht das? Ja, meinen manche Studierende. Eher nein, meint die Wissenschaft.
Einfluss auf das Denken?
Unter Experten ist die Ansicht weit verbreitet, dass die Allgegenwart und ständige Verfügbarkeit des Internets auch Auswirkungen auf die Konzentrationsfähigkeit und die psychische Belastbarkeit von Studierenden hat. In Internetforen, Zeitungsartikeln und Büchern wird nicht nur von verändertem Leseverhalten, das mit dem Medienwandel einhergeht, sondern gar vom Einfluss auf das Denken gesprochen. In diesen Chor der Kritischen stimmen auch Professoren mit der Klage ein, dass Studierende nicht mehr in der Lage seien, lange, komplexe Texte zu lesen. Aber macht uns das Internet wirklich «dumm», wie der als Technologiekritiker bekannte Autor Nicholas Carr im amerikanischen Magazin «The Atlantic» fragt?Natürlich: Neue Kommunikationsmittel prägen das Leben in mancherlei Bereichen. Doch bereits das Telefon hat die Kommunikation revolutioniert; ohne dies hätte die Menschheit intellektuell gesamthaft gelitten. Eine Entwicklung per se als gut oder schlecht zu bezeichnen, hält Elsbeth Stern, Professorin für Lehr- und Lernforschung an der ETH Zürich, denn auch für falsch. Insgesamt sieht sie in neuen Technologien viel mehr Vor- als Nachteile. Der stereotype Hinweis darauf, dass früher alles besser gewesen sei, hält sie für ein Zeichen von Bequemlichkeit. «Als Gesellschaft müssen wir dafür sorgen, dass wir die Nachteile kennen, um auf sie reagieren zu können, und die Vorteile müssen wir nutzen.»
Auch Ingrid Tomkowiak, Leiterin der Abteilung Populäre Literaturen und Medien am Institut für Populäre Kulturen der Universität Zürich, ist gegenüber neuen Medien und Kommunikationsformen aufgeschlossen. Und sie plädiert dafür, diese in didaktischen Formen an den Universitäten gezielt einzusetzen. Sie meint indes auch zu beobachten, dass in ihren Lehrveranstaltungen das Schreiben von SMS und das Surfen im Internet wieder abnimmt. Mittlerweile seien sich die Studierenden bewusst geworden, wie anstrengend das Multitasking sei, interpretiert die Wissenschafterin ihre Beobachtung.
Tatsächlich dürfen sich jene Kritiker bestätigt sehen, die das Multitasking als Ursache von Konzentrationsschwächen sehen.
Eine Studie
der Universität Stanford aus dem Jahre 2009 kommt zum wenig
überraschenden Schluss, dass Studierende, die ihre Aufmerksamkeit
ständig verschiedenen elektronischen Medien gleichzeitig widmen,
insgesamt weniger aufnahmefähig und konzentriert sind.¹
Studierende sehen es anders
Studierende sind jedoch oftmals anderer Meinung. Viele halten Multitasking für effizient und auch hilfreich. «Ich denke, das ist lernbar», sagt eine Studentin dazu, ergänzt jedoch: «Und wenn man während der Vorlesung einmal etwas verpasst, dann steht das Wichtigste ja im Skript.»Die Fähigkeit zum Multitasking wird aber nicht nur von optimistischen Studierenden positiv bewertet, sie scheint auch einen evolutionären Vorteil zu bescheren. «Gerade weil der Mensch zweigleisig fahren kann, konnte er gut überleben», meint Elsbeth Stern. Doch die Frage, welche Auswirkungen gerade neue Medien auf den Menschen und die Gesellschaft haben, ist abschliessend noch nicht beantwortet. Nicht zuletzt die Hirnforschung liefert dazu noch kaum verbindliche Aussagen. So kann beispielsweise eine Studie der University of California von 2009 durchaus unterschiedlich ausgelegt werden: Sie ergab, dass erfahrene Internetsurfer beim Googeln im Vergleich zu weniger erfahrenen Probanden eine gesteigerte Hirnaktivität aufwiesen. Stern meint dazu, dass sich auch das Anschauen eines nicht jugendfreien Films durch eine gesteigerte Hirnaktivität auszeichnen könne. Google nicht nur zum Aufspüren von Pornos, sondern bereits als Porno-Ersatz für Routiniers? Wie auch immer. Klar ist, dass allein aufgrund einer gesteigerten Hirnaktivität kaum auf besondere intellektuelle Leistung geschlossen werden kann.
Doppeltes Versagen
Letzten Endes weiss die Wissenschaft in diesem Bereich einfach noch zu wenig. «Wir denken mit dem Gehirn, so viel wissen wir, aber wie sich das Denken im Einzelnen in Hirnaktivitäten umsetzt, darüber wissen wir nichts», sagt die Lernforscherin Elsbeth Stern. In diesem Bereich helfe die Hirnforschung nicht weiter.Doch wie auch immer der Befund eines Tages ausfallen wird, fest stehe, dass beim Lernen und in Lehrveranstaltungen, wo die volle Konzentration für ein Ereignis verlangt werde, die Nachteile des Multitasking überwiegen – am Ende gar für beide parallelen Tätigkeiten. «Wenn man Pech hat, hat man beides schlecht gemacht», sagt Stern – man hat die Vorlesung verpasst und erst noch die Flirt-SMS an die falsche Adresse verschickt.
¹ www.stanford.edu/group/knowledgebase/cgi-bin/2011/01/22/separation-anxiety-research-is-getting-more-serious
Folgende Links machen bewusst, wie wichtig die Konzentration bei Lern- und Kommunikationsprozessen ist. Was nicht heissen will, dass auch Multitasking im Alltag ein Vorteil sein kann. Dann nehmen wir aber Informationen bewusst auf vielen Kanälen auf:
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