Sonntag, 20. Februar 2011

Die Feuertaufe  des neuen Arena Moderators Urs Wiedmer


Nachdem Generaldirektor De Weck sich für weniger Polarisierung ausgesprochen hatte, wurde die ARENA mit dem neuen Dompteur kritisch verfolgt.
Ich zitiere die Medienkritik des Tagesanzeigers:


 Ein wenig zu nett: Urs Wiedmer bei seiner Premiere.
Foto: Doris Fanconi
   

Polarisierte mit ihren Aussagen: Atomphysikerin Irene Aegerter.
Der Moderator Urs Wiedmer bei der Anmoderation ins Gesicht geschrieben: Freundlich stieg er ein, auf eine klare Wortwahl bedacht, aber auch mit versteifter Mimik. Kein Wunder: Die «Arena»-Sendung von gestern Abend «AKW Ja – Endlager Nein» war schliesslich seine Feuertaufe.
Der 46-jährige Berner tritt die Nachfolge von Reto Brennwald an, der den Job nicht schlecht gemacht hatte. Aber unter der Fuchtel des neuen SRG-Direktors Roger de Weck soll die Sendung sachlicher werden, weniger Polemik verbreiten und vermehrt auch wieder Mitteparteien zu Wort kommen lassen. Das Thema des Abends war geschickt gewählt um diesem Anspruch gleich bei Wiedmers Premiere gerecht zu werden. Energiepolitik ist schliesslich nicht eben eine Angelegenheit, die an Schweizer Stammtischen für rote Köpfe sorgt.


Holpriger Einstieg


Was in der Arena für einmal mindestens so stark interessierte wie das Thema, war die Performance des neuen Dompteurs. Bei der Vorstellungsrunde musste der Zuschauer schon ein erstes Mal die Luft anhalten: Wiedmer verhaspelte sich bei der Vorstellung des CVP-Regierungsrates und Präsident der kantonalen Energiedirektorenkonferenz Beat Vonlanthen. Es kamen Erinnerungen an eine Panne aus dem Jahr 2008 hoch, als Wiedmer bei einem Bericht über den Kollaps von Hans-Rudolf Merz vor laufender Kamera die Stimme versagte. Er verhaspelte sich – und wurde danach in den Medien harsch kritisiert.


Doch so weit sollte es an diesem Abend nicht kommen: Während der gesamten Sendung blieb dies der einzige wirkliche Schnitzer, den Wiedmer sich leistete. Für Aufreger sorgten die Diskussionsteilnehmer. Auf dem Kampffeld der Arena standen sich der grünliberale Nationalrat Martin Bäumle, der Greenpeace-Geschäftsführer Kaspar Schuler, auf der Gegenseite Heinz Karrer, Chef der Axpo Holding AG und der erwähnte Beat Vonlanthen.
Der Diskurs handelte von den Folgen der letzten Abstimmungsonntags, an dem über zwei Vorlagen zur Energiepolitik entschieden wurde: Die Berner Bevölkerung stimmte einem allfälligen Ersatz des Atomkraftwerks Mühleberg knapp zu. Am gleichen Tag sagten die Nidwaldner deutlich nein zu einem Endlager am Wellenberg. Zwei kantonale Abstimmungen also, die aber für die gesamtschweizerische Entwicklung der Energiepolitik wegweisenden Charakter haben und grundlegende Fragen aufwerfen: Ist Atomstrom erwünscht, der Abfall aber nicht? Wie viel Atomstrom braucht das Land? Wie gefährlich ist der radioaktive Müll? Und: Ist es legitim, neue Atomkraftwerke zu planen ohne vorher die Endlager-Frage zu klären?




Die Positionen waren schnell ausgemacht: Martin Bäumle versuchte das Bild des visionären Denkers zu vermitteln. Der wortgewaltige Grünliberale warf den Stromkonzernen und der Politik aus dem rechten Lager «Stillstand» vor. Die Planung von neuen Atomkraftwerken (AKW) kämen heutzutage einer Blockade gleich, weil diese viel Geld auffressen würden, das ebenso gut in die Entwicklung von erneuerbaren Energien gesteckt werden könne. Die Schweiz hinke im innereuropäischen Vergleich vielen anderen Ländern hinterher.
Die Gegenseite rechtfertigte den Bau von weiteren AKWs mit dem Argument des höheren Strombedarfs und mit einer drohenden Energielücke. «Für eine sichere Stromversorgung braucht es künftig noch mindestens ein zusätzliches Kraftwerk», lautete eine der wenigen konkreten Aussagen, die Moderator Wiedmer dem PR-gewandten Karrer entlocken konnte.


  Während der gesamten Sendung übte sich Moderator Wiedmer in höflicher Zurückhaltung und liess die Diskutierenden gewähren. Dies hatte zur Folge, dass sich die Anwesenden oft auf ihre vorbereitenden Statements stützen konnten. Während sich Vorgänger Reto Brennwald wohl eher einmal vorgewagt hätte, um den Gästen die eine oder andere überraschende Aussage zu entlocken, vermied Wiedmer das Risiko und blieb weitgehend harmlos, gleichzeitig aber auch charmant, souverän und phasenweise humorvoll. Ein Nachhaken hätte der Diskussion an mehreren Stellen gutgetan.


Polarisierende Atomphysikerin


Wer die Situation schliesslich beinahe zum entgleisen brachte, war nicht ein Politiker oder ein Umweltaktivist, sondern eine rüstige Seniorin. Im letzten Drittel der «Arena» und kurz bevor die Sendung drohte sich in Nettigkeiten zu verlieren, meldete sich die Nuklearphysikerin Irene Aegerter zu Wort. Die kauzig anmutende Wissenschaftlerin, die seit mehreren Dekaden auf dem Gebiet forscht, liess sich zu polarisierenden Aussagen hinreissen, welche die mögliche Gefahr eines atomaren Endlagers relativierten. Mit ihrem Vergleich zwischen Atom-Müll und einem Fingerhut zog sie den Ärger eines Gutteils der Arena auf sich: «Solch zynische Aussagen sollten sie besser lassen», entgegnete Martin Bäumle. Beat Jans, Vertreter der Bewegung «Nie wieder AKW», bekundete: «Mit solchen Aussagen habe ich extrem Mühe.» Es sollte der einzig wirkliche Aufreger einer Arena bleiben, die wenig wagte, aber wohl auch deshalb nichts verlor. Und für Urs Wiedmer war es eine unspektakuläre Feuertaufe, aber noch lange nicht das Ende seiner Bewährungsprobe – die nächsten Sendungen sollte er nutzen, sich ein eigenes Profil anzueignen. Denn davon war gestern nicht allzu viel zu sehen. (Tagesanzeiger.ch/Newsnetz)



Kommentar: Ich vertrat nach der Wahl des neuen Moderators die Meinung, dass ein unbekanntes Gesicht den Vorteil hat, dass man ihm die Anfangsschwierigkeiten verzeihen wird. Das ist auch jetzt der Fall. Nach meinem Dafürhalten können wir den Moderator noch nicht schlüssig beurteilen. Mich interessiert vor allem einmal  eine Sendung, bei der Wiedmer polarisierende  Meinungen - die im verbalen Ringkampf in der ARENA ausgetragen werden - meistern muss. Meine Bedenken sind noch nicht vom Tisch, dass das Sendegefäss dem Austragungsort ARENA nicht mehr gerecht wird und zur unverbindlichen Plauderrunde verkommen könnte.
 

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