Donnerstag, 15. April 2010

Verlieren wir die Beherrschung!

Sind diese Worte auf dem 1. Mai Plakat (verlieren wir die beherrschung) lediglich als Beschreibung des ISTzustandes der Unzufriedenen gedacht? Mit der Aussage:

Man könnte jetzt dann die Beherrschung verlieren.

Oder:

Wir haben bereits die Beherrschung verloren.

Oder:

Sind die Worte (verlieren wir die beherrschung) auf der andern Seite nicht bereits eine Aufforderung, die Beherrschung zu verlieren und damit eindeutig ein Appell zur Gewalt, wenngleich das Ausrufezeichen fehlt?

1. Mai: Die Organisatoren möchten nach dem  Umzug gleich mit dem Fest beginnen - oder vielleicht doch nicht.

URTEILEN SIE SELBST! Am 1. Mai werden wir die Folgen dieses Satzes mitverfolgen können.

Nachtrag:

Aufforderung der Gewalt oder nur Worte der Befindlichkeit? On verra!

«Der 1.-Mai-Slogan überzeugt mich nicht»

«Der 1.-Mai-Slogan überzeugt mich nicht»

von Roman Hodel - Stadtpräsidentin Corine Mauch kritisiert den umstrittenen 1.-Mai-Slogan «Verlieren wir die Beherrschung». Sie sieht darin aber keine Gewalt-Aufforderung. 0 Kommentare

storybild

1.-Mai-Krawalle im vergangenen Jahr. (Reto Oeschger)

Das 1.-Mai-Komitee trägt dieses Jahr dick auf: «Moneypulation – Verlieren wir die Beherrschung» heisst der provokative Slogan. Bürgerliche Politiker halten dies laut Medienberichten für eine Aufforderung zu Gewalt. Auch Stadtpräsidentin Corine Mauch (SP) ist vom Motto wenig begeistert – obwohl ihre Partei dem Anlass grundsätzlich wohlgesinnt ist: «Der diesjährige Slogan überzeugt mich nicht, denn er thematisiert lediglich Befindlichkeiten, anstatt eine politische Aussage zu machen.» sagt sie auf Anfrage von 20 Minuten. «Ein schlechter Spruch hat aber keinen Einfluss auf allfällige Gewalt am 1. Mai.»

Das sieht man bei der SVP anders und plant deshalb einen Vorstoss: Demnach sollen Krawallschäden künftig dem 1.-Mai-Komitee verrechnet werden können. Heute ist dies gemäss dem kantonalen Polizeigesetz nicht möglich, weil es sich um eine politische Demonstration handelt. «Wenn gar Klubs wie der FCZ für Schäden von Chaoten zahlen müssen, soll auch das 1.-Mai-Komitee zur Kasse gebeten werden», sagt SVP-Fraktionschef Mauro Tuena.

Offen ist zudem, wann das 1.-Mai-Fest dieses Jahr starten darf – direkt nach dem Umzug oder erst am Abend. Heute will der Stadtrat seinen Entscheid bekanntgeben.

Nachtrag:

Gewerkschaft bekommt warme Füsse:

Ich zitiere TAGI:

Gewerkschaften wollen 1.-Mai-Slogan nicht am Umzug sehen

«So nicht», sagen die grossen Zürcher Gewerkschaften Unia, VPOD, Kommunikation und Comedia: Sie meinen ihre künftige Zusammenarbeit mit dem 1.-Mai-Komitee. Mehr...

Wird der umstrittene Satz somit doch als Aufforderung für Krawalle verstanden?

LINKS:

  1. rhetorik.ch aktuell: Erster Mai Rhetorik in schwarz

    Sie wissen alle: Am 1. Mai läuft etwas. Sie suchen offenbar den Nervenkitzel. Auf dem Zerstörungszug rannten diese jugendlichen Touristen mit, ... www.rhetorik.ch/Aktuell/07/05_01/index.html - Cached
  2. rhetorik.ch aktuell: Linksautonome zwingen Leuenberger zum Redeabbruch

    2. Mai 2006 ... Bundespräsident Moritz Leuenberger hat seine 1.-Mai-Rede an der ... Am 1. Mai hingegen sagte er zu, obwohl er mit Störungen rechnen musste. ... www.rhetorik.ch/Aktuell/06/05_02.html - Cached - Similar
  3. 28. Mai 2003 - rhetorik.ch aktuell:

    28. Mai 2003 ... Es besteht zum Teil eine jahrelange Tradition zu Gewalttaten. Am 1. Mai wurden seit fast 20 Jahren Scheiben eingeschlagen. ... www.rhetorik.ch/Aktuell/Aktuell_Mai_28_2003.html - Cached
  4. rhetorik.ch aktuell: Chaoten Olympiade am G8 Gipfel

    27. Mai 2007 ... Diese "kreative" Idee könnte vielleicht auch an anderen Anlässen kopiert werden: Der "Schwarze Block" in Zürich hätte es mit seinen 1. Mai ... www.rhetorik.ch/Aktuell/07/05_27/index.html -Cached
Eine gigantische Asche Wolke macht dem Luftverkehr einen Strich durch die Rechnung

Eine Aschewolke aus Island blockiert den Luftraum über dem ganzen nördlichen Teil des Kontinents. Die Schweiz dürfte glimpflich davonkommen.

1/15 Aschenwolke über Nordeuropa: Ein isländischer Vulkanausbruch legt den Flugverkehr lahm. Bild: Reuters

Kommentar: Diese Filmsequenz des Tages macht uns einmal mehr bewusst, wie wir trotz modernster Technik den Naturmächten ausgeliefert sind.

20 Min:

teaser image

Chaos im Flugverkehr

Asche-Wolke wird grösser und grösser

Nachtrag 20 Min (Freitag):

teaser image

Tausende Flüge annulliert

Asche-Wolke bewegt sich auf die Schweiz zu

(Bild NZZ)

Aus 20 Min:

Die Aschewolke wird gemäss neuesten Angaben heute Nacht die Schweiz erreichen. Der Schweizer Luftraum müsste dann teilweise geschlossen werden - oder ganz dicht machen.

20 Min:

Die Schweiz erlebt ihr zweites Grounding: Der Luftraum wird ab Mitternacht geschlossen - Tausende Passagiere stecken fest, der Zivilschutz ist in Alarmbereitschaft.

Die Natur hat uns wieder einmal sein Gesicht gezeigt!

Aus BLICK-online:

Sieht aus wie eine monströse Fratze, sind aber lediglich die drei Krater des Vulkans von Eyjafjallajokull auf einem Radarbild. (AP/Keystone/Reuters)
Als der Vulkan ausbrach, spie er Asche in eine Höhe von 6 bis 7 Kilometer. (AP/Keystone/Reuters)
Streifen von Vulkan-Asche im Meer bei Island. (AP/Keystone/Reuters)
(AP/Keystone/Reuters)
(AP/Keystone/Reuters)
Ein Foto der isländischen Küstenwache zeigt Schwaden der Asche-Wolke. Ihre Partikel können für Leute mit Atemwegsproblemen schädlich sein. (AP/Keystone/Reuters)
Wegen den Aschepartikeln in der Luft verfärbt isch der Himmel rötlich. In den nächsten Wochen werden wir wunderschöne Sonnenauf- und -untergänge sehen. (AP/Keystone/Reuters)
Im Norden Europas ist der Flugverkehr seit gestern komplett zusammengebrochen. Hier ein gegroundetes Flugzeug am Flughafen Hamburg. (AP/Keystone/Reuters)
Asche und Dampf über Europa: ein Satellitenbild der Nasa. (AP/Keystone/Reuters)
(AP/Keystone/Reuters)
Nichts geht mehr am Flughafen Manchester. Schuld ist der Vulkan unter dem Eyjafjallajokull-Gletscher in Island. (Reuters)
Nichts geht mehr am Flughafen Manchester. Schuld ist der Vulkan unter dem Eyjafjallajokull-Gletscher in Island. (Reuters)
Nichts geht mehr am Flughafen Manchester. Schuld ist der Vulkan unter dem Eyjafjallajokull-Gletscher in Island. (Reuters)
Der Highway 1, der um ganz Island führt, wurde von den Wassermassen überflutet. (Reuters)
(Reuters)
(Reuters)
(Reuters)
Verschiedene Strassen wurden überflutet. (Reuters)
Der Vulkan über dem Eyjafalla-Gletscher stiess riesige Mengen Asche in die Luft. (Reuters)
In Island rumort nicht nur die Wirtschaft ganz gewaltig. Ganz so, als suche die Wut der Inselbevölkerung über ihre unzuverlässigen Banken nach einem Ventil, bricht die Magma aus dem unausprechlichen Eyjafjallajockull-Vulkan hervor. (EPA)

Sieht aus wie eine monströse Fratze, sind aber lediglich die drei Krater des Vulkans von Eyjafjallajokull auf einem Radarbild. (AP/Keystone/Reuters)

Erika Burkart gestorben

Poetin mit Ausstrahlung aus dem Aargau

(sda) Die Aargauer Lyrikerin Erika Burkart ist gestorben. Sie wurde 2005 als erste und bisher einzige Schriftstellerin mit dem Grossen Preis der Schweizerischen Schillerstiftung ausgezeichnet. Schon 1978 hatte sie den Johann-Peter-Hebel erhalten. Sie starb am Mittwoch im Alter von 88 Jahren,

wie der Ammann-Verlag in Zürich am Donnerstag mitteilte.

Meine Frau, Hildegard holte im Jahre 1971 die profilierte Lyrikerin ERIKA BURKART an unsere Volkshochschule und lernte sie an diesem Anlass kennen. Die bescheidene Künstlerin verbrachte hernach einen Abend bei uns. Wir hatten gemeinsam gegessen und Erika Burkart widmete meiner Frau (als Dank für das Essen und das gemütliche Zusammensein) ein Gedicht, das bislang nie veröffentlicht wurde.

Im Gedenken an die unermüdliche Spracharbeiterin stelle ich heute - nach ihremTod - diese lesenswerten Wortbilder ins Netz.

Zudem legte die Mythenschöpferin meiner Frau auch noch ein neues Gedicht bei, welches damals frisch in der NZZ publiziert worden war, mit dem sinnigen Begleittext:

Der lieblichen Lotus-Frau. Mit herzlichem Gruss.

Erika Burkart

Hier das erwähnte unveröffentlichte Gedicht (von Hand geschrieben):

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Schattenlos wortfern

_______________

Bambus und Efeu,

der fahlpelzigen Erde

mystische Blössen,

Winterwundstellen,

inständiges herzgrün.

Wo der Rabe schnarrte

funkelnde Stille,

Schneefeld offen,

Hungerwildland

An den Spitzen aber der Fichten

silberhell

bis zum Scheitel empor

eisiger Frühling

Frau Knill mit liebsten Grüssen und herzlichem Dank

Erika Burkart

Dez.71

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Zuletzt hat die NZZ folgendes Gedicht von Erika Burkart veröffentlicht:

Schafe im Schnee

________________

Wettergrau eine Bodenwolke,

siebzehn Schafe

unter glanzlosem Licht,

paarweis, als Dreiheit, allein

scharren, zupfen, weichen schrägaus

schlierigen Blicks,

eine hungrige Schar

stumpfweisser Herdentiere.

Gewahren sie oben am Weg

durch dichten Schneefall

die grosse Flocke,

halten sie auf mich zu

über die schiefe weite Wiese,

drängen bordauf, verklumpt

zu einem einzigen filzigen Fell,

gieren Kopf an Kopf, zucken,

scheuen zurück

vor dem Elektrozaun, starren,

stupsen und stossen – harren,

zermalmen, mahlende Mäuler,

die runzligen Äpfel im alten,

von ihren Hufen gestempelten Schnee.

Nicht zu orten das Blöken

des Lamms in der Frostnacht –

es klagt für uns alle –

seine Spur durch die Zeit,

unser Blut im Schnee, Stille und Klage,

die lange Nacht

und die kurzen Tage.

Im Frankfurter Weissbooks-Verlag erscheint im Mai Erika Burkarts

Gedichtband «Das späte Erkennen der Zeichen».

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Nachlese:

Die Symbolik - das Metamorphische - die Mythen und die Mystik geben sich die Hand

Ebenso unverzichtbar wie das eigene Schreiben war Erika Burkart das Lesen. Bis zuletzt hielt sie an beidem fest, auch wenn ihr die Hand immer öfter den Dienst versagte. Auch das Staunen, wie es dem unschuldigen Kind eigen ist, legte diese Schriftstellerin nie ab. Modeströmungen sass die Dichterin indes nie auf: Ihr lyrischer Ansatz ist zu suchen in der Eichendorffschen Romantik, nur wesentlich dunkler, in der Symbolik Rilkes und Georges, im Expressionismus Trakls, jedoch mit einem wesentlich weiteren Horizont. Das Metaphorische ist das eine, die Symbolik, darin sich Mythen und Mystik die Hand geben, das andere Zentrale im Werk der Burkart.

Zu schreiben von dem, was nicht beschrieben werden kann, was sich hinter der Oberfläche verbirgt, diesem Anspruch folgen die allermeisten Prosatexte und Gedichte der Burkart. Sichtbaren Ansatz kann ein einzelner Baum bieten, eine Wasseroberfläche, ein Falter oder das Gesicht eines geliebten Menschen. Die Wörter selbst sind Zeichen der Grenzen, vom Wachen ins Träumen, eigentliche Schwellenwörter vom Sichtbaren ins Unsichtbare. Eine verblüffende Beobachtungsgabe, ein selten erreichtes Sprachbewusstsein, das sind gewiss zwei der Ingredienzien, die sich an Burkarts Gedichten ablesen lassen. Und zweifellos auch eine «Traumwachheit», wie Jürgen Egyptien, der Laudator zur Verleihung des Grossen Schillerpreises 2005 an die Autorin, festhielt.

Scharfsinn und Intuition

Im vergangenen Jahr erschien «Geheimbrief», ein weiterer Band der Dichterin und der erste ihrer «Schmerztrilogie» (der zweite Band wird Anfang Mai herauskommen). In diesen Gedichten geht es um den Schmerz und die Einsamkeit eines Menschen, der im Alter der Flüchtigkeit dessen inne wird, was er als Dichter mit Geist und Körper gelebt hat. Burkarts «Schmerztrilogie» ist die bewegende Nachricht von einem Menschen, der mit offenen Augen ins Zwielicht der Schöpfung blickt und in einer Sprache Antwort gibt, in der Scharfsinn, Intuition und Empathie gleichermassen aufgehoben sind. Diese Sprache hat uns Erika Burkart hinterlassen – als Schatz und als Geschenk zum eigenen Geleit. (Berner Zeitung)

Erika Burkart 1980