Krisenkommunikation heisst: Keine Vermutungen, keine Prognosen.
Es gilt: Sachverhalte verständlich und kurz zu beschreiben
Als ich heute im Blick-online den Titel gelesen habe:
Paraplegie-Arzt: «Rechne mit Querschnitts-Lähmung»
traute ich meinen Augen nicht. Im Beitrag von gestern lobte ich die deutschen Aerzte, weil sie - wie es gemacht werden muss - immer nur den IST Zustand (Fakten, Sachverhalt) des Unfallopfers beschreiben haben. Ich frage mich, weshalb ein Arzt, der die Details nicht kennt, so vorschnell eine Prognose macht: Er rechne mit einer Lähmung. Er rechne mit dem Schlimmsten!
Wenn
wir jedoch das Interview genau lesen, stellen wir fest: Der Arzt hat es
so nicht gesagt!. Es waren die Journalisten, die den fragwürdigen Titel
verfasst hatten. Dies ist unprofessionell.
Ich zitiere: aus dem Interview:
NOTTWIL - Nach Samuel Kochs Horror-Sturz bei «Wetten dass..?» rechnet Dr. Michael Baumberger, Chefarzt im Schweizer Paraplegiker-Zentrum Nottwil, mit dem Schlimmsten.
Interview: Christina Morf |
Was sagen Sie zum Unfall in der Sendung «Wetten dass..?»?Vieles deutet darauf hin, dass es sich um eine Tetraplegie handelt. Ein Indiz dafür ist die Bewegung des Kopfes nach dem Aufprall.
Was konkret bedeutet Tetraplegie?
Tetraplegie ist eine Querschnittslähmung ab der Höhe des 4. bis 6. Halswirbels. Sie wird unterschiedlich klassifiziert. Ich gehe davon aus, dass es sich um eine komplette Tetraplegie oder eine mit schweren Ausfällen handelt.
Kann sich das wieder erholen?
Bei einer kompletten Tetraplegie, also bei einer kompletten Durchtrennung des Rückenmarks, gibt es keine Heilung.
Kommentar:
Nach
meinem Dafürhalten kann damit dem Arzt Michael Baumberger kein
Krisenkommunikationsfehler vorgeworfen werden. Der Fehler liegt bei der
Redaktion d.h. bei der Titelgebung. Der Chefarzt sagt nämlich
wortwörtlich: Es deute vieles darauf hin...
Er
sagt nicht, er vermute, der Verunfallte bleibe gelähmt. Mit dem Titel
wurde jedoch den Lesern suggeriert, Baumberger sei sich gleichsam
sicher, dass..... Wenn wir die wortwörtliche Aussage lesen, beschreibt
der Chefarzt des Paraplegiker Zentrums lediglich - völlig korrekt -,
dass es nur bei einer kompletten Tetraplegie keine Heilung mehr gebe.
Nachtrag: 6. Dez:
Neurochirurg Raab antwortet vorbildlich. Er macht vor Mikrofon und Kamera keine Prognosen.
BILD Journalisten fragten bei den Aerzten der Düsseldorfer Uniklinik nach:
Wie stehen die Chancen auf eine vollständige Genesung und wie groß ist die Gefahr einer fortwährenden Lähmung?
Für Neurochirurg Dr. Richard Bostelmann ist „der Zeitpunkt“ für eine konkrete Einschätzung „viel zu früh“. Denn: Auch an Tag zwei nach dem schlimmen Sturz ist Samuels Zustand weiterhin kritisch!
Dr. Wolfgang H.-M. Raab :
„Wir möchten uns zum derzeitigen Zeitpunkt nicht über irgendwelche prognostischen Aspekte der Verletzungen, die zugegebenermaßen schwerwiegend sind, äußern.“
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