Viele Berater vertreten die Meinung das WIE des Kommunizierens sei alles. Andere trainieren vor allem
das ARGUMENTIEREN (das Botschaftenmanagement) und sind überzeugt, der Inhalt sei alles.
Im Alltag entscheiden selbstverständlich bei Kommunikationsprozessen das WIE und das WAS. Aber vor allem die Persönlichkeit, der Ruf, das Image (Marke) einer Person. Deshalb setzte ich zu nachfolgendem Beitrag einige Fragezeichen. Wenn der Tagesanzeiger nach einer Videosequenz (Die Wermuth in einer Sequenz zeigt, wie er Köppel destabilisieren konnte) eine Befragung macht, wer der beste Rhetoriker ist, finde ich die Umfrage fragwürdig. Der Artikel suggeriert zudem durch die Wertung eines PR Beraters, dass die bodenständige Schweizer Rhetorik ausgedient hat und Céderic Wermuth dadurch gepunktet habe, weil er den Gegner in Rage bringen konnte. Für den Berater ist die Verpackung ALLES!? Wermuth wird gelobt, weil er auf die Argumente NICHT eingegangen ist, weil er vor allem mit dem Moderator, anstatt mit dem Gegner geredet habe. Dann folgt die fragwürdigste Erkenntnis: Wermuth habe gepunktet, weil er den Gegner mit spöttischen Einwürfen abgekanzelt habe.
Für den PR Berater ist Wermuth ein RIESIGES POLITISCHES TALENT!!!!!
Ich vertrete eine völlig andere Meinung.Für den PR Berater ist Wermuth ein RIESIGES POLITISCHES TALENT!!!!!
Quelle TAGI (Zur Ueberprüfung der Beurteilung):
Wie man das Volk verführt
Alles ist Rhetorik
Die Beherrschung der Argumentation mache lediglich 25 Prozent der Wirkung aus, sagt Rhetorikfachmann Klaus J. Stöhlker. So ging es denn beim Rededuell nicht in erster Linie um sachliche Argumente sondern darum, wer seine Botschaft vermitteln konnte. Wermuth punktete mit ruhig vorgebrachter Anti-Abzocker-Rhetorik. Köppel verlor, weil er versuchte, dagegen anzureden und wütend wurde. Es geht also um die Form, den Eindruck, den man hinterlässt. Tatsächlich kann ein und dieselbe Botschaft, vermittelt durch verschiedene Akteure, völlig unterschiedlich ankommen. Verpackung ist alles – besonders heute, da Politik vornehmlich medial vermittelt wird. Von der knackigen Formulierung der eigenen Ideen, Thesen und Positionen über ihre Präsentation bis zu Äusserlichkeiten wie Kleidung und Stil muss alles sitzen. All dies zusammen bestimmt darüber, wie man auf andere wirkt und in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird.
Beim Duell Köppel/Wermuth konnte Wermuth punkten, weil er sich nicht den Spielregeln von Alphatier Köppel unterwarf und diesen so in Rage brachte. Rhetorisch geschickt wiederholte Wermuth seine Kernbotschaft, wandte sich beim Reden vor allem an Moderator Gilli, ging auf Köppels Gegenargumente kaum ein, sondern kanzelte ihn höchstens mit spöttischen Einwürfen ab. Wermuths Qualitäten, so Stöhlker, zeigten sich aber vor allem auch im grösseren politischen Zusammenhang. Laut Stöhlker kommt er auch deshalb so gut an, weil er Frische in das erstickende SP-Parteiklima bringe. Wermuth habe sich als Kämpfer mit einem guten Gespür für die richtige Story erwiesen. «Ein riesiges politisches Talent.»
Verpackung statt Inhalt
Dass es in der Politik nicht so wichtig ist, was man sagt, sondern vor allem, wie man es sagt, wussten schon die alten Griechen. Und so erfanden sie zum Staatswesen auch gleich noch die Rhetorik, welche zur politischen Meinungsbildung und vor allem dazu dienen sollte, die andern von der eigenen Meinung zu überzeugen. Die Kunst der Beredsamkeit hat seither nicht an Bedeutung verloren – im Gegenteil. In der Informationsgesellschaft entscheiden nach wie vor die rhetorischen Fähigkeiten darüber, ob ein Politiker es weit bringt oder im Mittelmass versumpft. Schliesslich geht es in der Politik ja nicht in erster Linie darum, was man sagt, sondern vor allem, wie man es sagt.
Rhetorik und Ausstrahlung sind heute auch deshalb so wichtig, weil Politik vornehmlich medial vermittelt wird und die Medien heute weder Zeit noch Raum bieten, komplexe Sachverhalte auszuführen. Es geht also vor allem darum, zu überzeugen, gut rüberzukommen, das richtige Gefühl zu vermitteln. Studien hätten ergeben, so Stöhlker, dass Zuschauer nach einer Fernsehdebatte kaum mehr wüssten, wer was gesagt habe. Sie könnten nur noch darüber Auskunft geben, wer besser auf sie gewirkt habe. Ausstrahlung ist alles, wobei sich Politiker darüber klar sein müssten, was sie verkörpern wollten, und dann alles daran setzen, das auch so rüberzubringen.
Mut zum Ego
Daher auch die Tendenz zur Personifizierung der Politik auf einzelne Köpfe. «Mut zum Ich», sagt Stöhlker, «hängt eng mit Rhetorik zusammen.» Denn in einer Zeit, da die Schweiz nicht mehr nur vom Röstigraben, sondern von zahlreichen Rissen durchzogen wird, verlangt das Publikum nach einem starken Ich, das diese Gräben überwinden kann. Die typisch schweizerische Rhetorik sei deshalb auch eine eher bodenständige Rhetorik. Und obschon es auch Ansätze zur grossen, intellektuellen, eleganten Rhetorik gebe, wie sie etwa Kurt Furgler pflegte und woran sich Pascal Couchepin vergeblich versucht habe, sei diese heute im Aussterben begriffen.
Das bedeutet nun aber nicht, dass Redner heute von Sachgeschäften nichts mehr verstehen und nur noch Phrasen dreschen müssen. Im Gegenteil. Nur wer über eine komplexe Materie Bescheid weiss, kann diese auch sinnvoll verkürzen. Wichtiger aber noch ist laut Stöhlker die innere Überzeugung. «Politik ist Mitreissen», sagt der Fachmann. Deshalb seien sich grosse Rhetoriker immer ihres Publikums bewusst, auch wenn sie mit einem Journalisten sprechen, richteten sie sich an die ganze Nation. Und auch Provokationen, wie sie Cédric Wermuth verkörpert, seien ein wichtiges politisches Instrument.
. (Tagesanzeiger.ch/Newsnetz)
Kommentar: Für mich ist ein guter Rhetoriker, der bei den Adressaten überzeugt. Einer, der stur seine Behauptungen herunterleiert, nicht zuhören will und das Gegenüber nur provozieren will und schadenfreudig abzukanzeln versteht, der ist alles andere als glaubwürdig. Ein guter Kommunikator kann übrigens auch seine Argumente verständlich und glaubwürdig darlegen. Leider ist Beides wichtig: Das WIE und das WAS! Shows werden auch von Laien erkannt. Ein Rhetoriker kann zwar mit Tricks, Kniffs -mit theaterzentriertem Verhalten vorübergehend Punkte holen. Doch habe ich im Alltag immer wieder erlebt: Jene Personen überzeugen, die auch das glauben, was sie sagen. Unabhängig von der politischen Botschaft ist Wermuth eine Paradebeispiel von einer Persönlichkeit, die nicht überzeugt. Letztlich zählt immer die Marke PERSOENLICHKEIT und nicht die Fähigkeit das Gegenüber fertig zu machen. Ausschlaggebend ist für mich die Ausstrahlung, die Wirkung und die Glaubwürdigkeit. Zuhören können und auf die Argumente des Gegenübers einzugehen ist nach meinem Dafürhalten keine Schwäche. Im Gegenteil! So wie Schlagfertigkeit nichts mit Schlagen oder mit "Fertigmachen" zu tun hat, geht es auch bei echten Dialogen weder um Duelle noch um Egomanie.
2003 kommentierte ich in rheotrik.ch seine Tips
Ich zitiere aus meiner Analyse:
Es wurde in der Filmsequenz zudem erwähnt, dass der mediengewandte Berater in seinen Büchern fragwürdige Anregungen gegeben hatte, die gegen die Menschenwürde verstossen. Deshalb sei er aus dem Verband der schweizerischen PR Gesellschaft ausgeschlossen worden. Dies erklärte Mireille E. Saucy von der Public Relations Gesellschaft. Stöhlker soll früher Tips gegeben haben, die mit den Standesregeln der Schweizerischen PR Berater unvereinbar sind. So schrieb beispielsweise in einem seinen Bücher, dem "Wahlkampf von A bis Z in den 80 er Jahren":
"Darum vielleicht auch der Rat, Behinderte und Alte vor den Karren des Wahlkampfes zu spannen." |
Vor zwei Jahren empfahl er in einem Serviceclub, in dem es um "die 48 Gesetze der Macht" ging, Tips die alles andere als dialogisch sind:
:
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Stöhlker wies im Interview darauf hin, das diese Zitate nicht von ihm, sondern von Reinhard Selten seien. Wir wiesen schon beim Borerskandal darauf hin, dass sich Botschafter Borer gemäss NZZ (17.3.89) ebenfalls von Klaus Stöhlker beraten liess. Stöhlkers Rat lautete damals:
"Liegt jedoch ein schwerer Angriff vor, ist diese Ursache entweder abzustreiten, auch dann wenn sie gegeben ist, oder kurz und sofort zu erwidern." |
Nachdem sich Borer am Anfang seiner Krisensituation entsprechend diesem Rat verhalten hatte, fragten wir uns im damaligen Beitrag, ob er sich möglicherweise bei der ersten ungeschickten Antwort an den fragwürdigen Rat Stöhlkers erinnert haben mag?
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Was sich leider erst nach der Sendung bestätigt hatte: Das angebliche Zitat von Reinhard Selten ist unauffindbar. Stöhlker gelang es - dank einer Behauptung, die vor Ort nicht überprüft werden konnte - den Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
EINIGE KOMMENTARE ZU WERMUTHS TALENT:
Wermuth ist ein Rüppel, der anderen ins Wort fällt und andere sind
eben anständig:Ein weiteres linkes Merkmal linker Debattierer ist der
häufige Gebrauch ihrer Extremitäten, mit denen sie andern vor dem
Gesicht herumschwadern.
Ich will keinen Rhetoriker als Politiker. Wir haben ein
Milizsystem. Ich wähle keinen staatsgefütterten Rhetoriker. Er soll das
Bewährte verwahren und Gutes und Neues bringen - nicht mehr nicht
weniger. Die Medien sollten mehr in ihre eigenen Fähigkeiten stecken als
diese sich bei Politikern herbeizusehnen.
Sie schreiben, Herr Wermuth sei für seine Rhetorik mit einem Auftritt bei Giacobbo/Müller " geehrt " worden.
Diese sogenannte Ehre ist doch eher fragwürdig und hat keinen Stellenwert....
Für mich ist Roger Köppel der beste Rhetoriker, auch wenn ich
seine politische Standpunkte nicht vertrete. Noch nie habe ich von ihm
eine schlechte Argumentation zu Ohren bekommen.
Es ist leider tatsächlich so, dass es wichtiger ist, wie man etwas
sagt als was man sagt. Denn wäre der Inhalt einer Botschaft das
entscheidende Kriterium, würde Herr Wermuth am Schluss der Rangliste
landen. Bei ihm habe ich immer den Eindruck, dass er viel redet ohne
dabei etwas zu sagen.
Selbstverständlich gab es auch Echos, die Stöhlkers Meinung bestätigten.
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