Quelle Tagi
Am Nachmittag forderte Helmut Hubacher mit deutlichen Worten, Moritz Leuenberger zur Vernunft auf. Bereits am Abend kam die Reaktion des Zürchers. Nun ist wieder die SP am längeren Hebel.
Schelte für Schlagabtausch mit Merz
Leuenberger hatte Anfang Juli seine Demission angekündigt. Da er noch den Durchstich am Gotthard-Basistunnel vom 15. Oktober sowie die Schweizer Delegation an die Klimakonferenz führen wollte, kündigte er seinen Rücktritt für Ende 2010 an. Sein Nachfolger oder seine Nachfolgerin wäre damit in der Dezembersession gewählt worden. Letzte Woche hat nun auch sein Amtskollege Hans-Rudolf Merz den Rücktritt angekündigt. Anders als Leuenberger legte er den Zeitpunkt auf Anfang Oktober fest. Die Nachfolge von Merz findet damit zwingend in der Septembersession statt. Leuenberger und Merz wurden von Politikern und Medien kritisiert, dass sie ihre Rücktritte nicht besser koordiniert haben. Leuenberger zieht mit seiner Ankündigung nun die Konsequenzen und macht eine Doppelwahl möglich. Sie findet voraussichtlich am 22. September statt.
«Ich würde Moritz Leuenberger gopfertori die Türe einrennen», sagte der langjährige SP-Parteichef Helmut Hubacher noch am Nachmittag im Gespräch mit Tagesanzeiger.ch/Newsnetz. Er sprach damit auf die zaghafte Äusserung von SP-Fraktionschefin Ursula Wyss an, man werde möglicherweise mit Bundesrat Leuenberger noch sprechen.
Nur wenige Stunden nach Hubachers Äusserung kam die Meldung, wonach Leuenberger seinen Rücktritt nun doch vorzieht. Er will nicht erst per Ende 2010 aus der Landesregierung ausscheiden sondern bereits zu einem früheren Zeitpunkt. Klar wird damit: Die Ersatzwahl für Hans-Rudolf Merz und Moritz Leuenberger erfolgt an ein und demselben Tag. Ganz genau am Mittwoch der zweiten Woche der Herbstsession, am 22. September.
«Leicht peinlich»
«Leuenberger hat gemerkt, das Spiel ist verloren», reagierte Hubacher, als er mit der Neuigkeit von Tagesanzeiger.ch/Newsnetz konfrontiert wurde. «Er wurde ja von keiner Seite unterstützt», so das Polit-Urgestein.
Zuvor hatte sich Hubacher mit markigen Worten von den Abtritts-Wirren des Zürchers distanziert. «Leicht peinlich» fand er die Äusserung Leuenbergers vom Wochenende. Der Magistrat hatte den Ball seinem Kollegen Bundesratskollegen zurückgeschoben. Dass Merz nun schon im Herbst zurücktrete sei «sein Problem, nicht meines», sagte Leuenberger noch am Samstag in Locarno am Filmfestival. Stimmt nicht, entgegnete heute Hubacher. Die FDP hatte das mit dem Rücktritt des Finanzministers geschickt gemacht, nun müsse die SP halt reagieren. Und das hat sie jetzt getan. «Ich bin angenehm überrascht», sagt ein erleichterter Hubacher.
Vorteil SP
Die SP hat nun wieder alle Vorteile auf ihrer Seite. Laut Parlamentsgesetz wird nämlich zuerst die Vakanz des Dienstälteren – in diesem Fall also Leuenbergers – geregelt. Die SP kann auf die Unterstützung der FDP zählen und hat erst noch die Möglichkeit eine Frau – und vielleicht sogar eine Bernerin – wählen zu lassen.
Kommentar: Nun ist die SP im Politpoker wieder einen Zug voraus. Die FDP kann nicht mehr die Frauenkandidatur oder den Bernersitz vor bestimmen. Jetzt ist die SP am Drücker. Es gibt aber noch viele offenen Fragen. Wie verhält sich nun die CVP , die SVP oder was machen die Grünen, nachdem die Karten neu gemischt worden sind,
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