Sonntag, 6. Juni 2010

Leuenbergers Schlaumeier Rhetorik

Ein Bundesrat weiss, dass Lügen bei Interviews gefährlich sein können. Bundesrat Leuenberger bedient sich deshalb bei heiklen Fragen eines einfachen Tricks: Er negiert die Frage - aber meint damit nicht den zentralen Aspekt der Frage. Er bezieht sein "Nein" nur auf einen Begriff, ein Wort, oder ein Detail der Frage. Leuenbergers Antworten bei heiklen Fragen verdeutlichen, dass er die Klippe umschiffen kann, indem er nur ein Wort aus der Frage negiert und damit nicht zugeben muss, dass er eigentlich den Kern der Frage bejahen müsste. Ich zitiere aus dem Sonntagsblick vom 6. Juni:

Sobli:

Aber dass Sie mit Herrn de Weck vor seiner Wahl ein Glas Wein ­getrunken haben...

L.:

Im Zürcher Schiffbau, wird gesagt. Nicht einmal das stimmt. Ich habe es aber nicht dementiert, denn auch wenn es so wäre, könnte ich nicht das geringste Problem darin sehen.

Sobli:

Und weshalb wurde das Anforderungsprofil für den SRG-Direktor im letzten Moment geändert?

L.:

Auch das ist falsch. Offenbar wurde die Gewichtung der Kriterien etwas verschoben. Über diesen Freiraum muss eine Wahlbehörde verfügen. Aber es wurde nie das Profil derart geändert, dass ein Kandidat aus dem Rennen geflogen wäre.

Wir sehen:

1. Es ist durchaus möglich, dass Bundesrat Leuenberger mit De Weck vor der Wahl ein Glas Wein getrunken hatte. Nur nicht im Schiffsbau!

2. Das Anforderungprofil wurde nicht verschoben - nur die Gewichtung der Kriterien. Damit wird doch ersichtlich, dass wichtige Aspekte vor der Wahl geändert wurden. Weil Leuenberger diese Anpassungen nicht zum Anforderungsprofil zählt, macht er Glauben, dass das Anforderungsprofil nicht geändert wurde.

Wer diese beiden Schlaumeier-Antworten oberflächlich liest, könnte glauben, dem Medienminister hätten die Medien Dinge unterstellt, die gar nicht stimmen.

Wer jedoch die Antworten genauer analysiert, stellt fest: Wir können davon ausgehen, dass Leuenberger vor der Wahl seines Kronfavoriten mit ihm ein Glas Wein getrunken hatte - doch nicht im Schiffsbau und nur wichtige Kriterien (die für die Oeffentlichkeit zum Anforderungsprofil gehören) während dem Auswahlverfahren geändert worden sind. Das Nein bezieht sich somit nur auf das Anforderungsprofil.

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