Dienstag, 5. Januar 2010

Aus Persönlich. blog:

DAS NEUE BUNDESRATSFOTO

von Marcus Knill

Marcus Knill

Der Bundesrat marschiert in Zweierkolonne

Ich zitiere den Tagi:

Der Fotograf Alex Spichale hat das Konzept nach den Wünschen von Bundespräsidentin Doris Leuthard entwickelt und realisiert. Micheline Calmy-Rey hatte in ihrem Präsidialjahr 2007 den Bundesrat auch schon in Bewegung gesetzt.

Damals schritt jedoch das Gremium entschlossen und voller Tatendrang direkt auf den Betrachter zu.

Das Bundesratsfoto 2010 wurde in einer Auflage von 70′000 Exemplaren produziert und liegt an allen Logen des Bundeshauses sowie im Polit-Forum Käfigturm auf. Ab dem 4. Januar kann es über das Internet bestellt oder unter Beilage einer adressierten Klebeetikette per Post kostenlos bezogen werden.

Falsches Bild verschickt

Eine Panne gab es bei der Verteilung des Fotos in elektronischer Form an die Medien. Die Bundeskanzlei verschickte versehentlich eine CD mit einem falschen Foto.

Es handelte sich um ein ähnliches Bild, doch zeigte es den Bundesrat aus einer leicht anderen Perspektive, wie die Bundeskanzlei mitteilte. Das richtige Bild wurde im Verlauf des Donnerstags nachgeliefert. (bru/sda)

Kommentar (nicht ernst zu nehmen): Schon einmal hatten wir eine dynamische Aufnahme bei der offiziellen Bundesratsfoto. Eine Regierung, die sich bewegt, die gemeinsam nach vorne schreitet. Nun sehen wir wiederum einen Bundesrat der aktiv ist, dieses Jahr in Kolonne, geordnet in Paaren. Ein Wunschbild oder das Ziel der neuen Bundespräsidentin? Alle sollen im neuen Jahr in der gleichen Richtung marschieren. Einigkeit macht stark. Vorwärts marsch!

Gegenüber der letzten Foto mit dem Bundesrat, der auf das Volk zukommt, schreitet er dieses Jahr am Betrachter (Volk?) vorbei? Bedeutet diese Parade, dass im neuen Jahr der Bundesrat neben dem Volk politisieren möchte?

Bei der Zusammenstellung der Paare fällt auf, dass die SVP (Maurer) mit der parteipolitischen Kontrahentin (Widmer-Schlumpf) ein Paar bildet. Auch die Gegenspieler, die zwar an einer Medienkonferenz Einigkeit vorgegaukelt hatten (Calmy-Rey und Merz) wollen dieses Jahr zusammen marschieren. Die Kolonne wird angeführt von der Bundespräsidentin mit dem Vizepräsidenten (Leuthard und Leuenberger)

Erstmals gibt es geschlechtsspezifisch eine Pattsituation. Total hat es vier Paare. Jeweils eine Frau und ein Mann. Nur im letzten Glied befindet sich der Mann auf der rechten Seite (Hierarchie hat hier Vorrang). Da schreitet der neue Bundesrat Burkhalter rechts neben Bundeskanzlerin Casanova.

Zum Hintergrund:

Das Bundeshaus ist mit einer Rastergrafik verfremdet. Das Regierungsgebäude leuchtet in purem Gold? Heisst das, dass die Bundesräte vom Gold träumen, das der Bund verschachert hat?

Zur Körpersprache:

Früher hatten einige Bundesräte (Nicht nur Leuenberger) Probleme mit dem Lächeln. Dieses Jahr - im Krisenjahr - gelang es dem Fotografen, die ganze Regierung zu einem einheitlichen Lächeln zu bewegen. Zweckoptimismus? Bei allen alten Aufnahmen war es jeweils spannend, die Haltung der Arme zu beschreiben. Micheline Calmy- Rey meist mit verschränkten Armen. Die Herren vielfach eine Hand in der Hosentasche und oft versteckten Bundesräte ihre Händen hinter dem Rücken.

Dank des Aufmarsches in Zweierkolonne lässt sich aus der Armsprache nichts mehr ablesen. Arme und Hände sind genormt - wie bei Soldaten an einem Defilée.

Noch eine Prise Farbpsychologie?

Während früher bei den Kleidern das Schwarz dominiert hatte, setzen diese Jahr die Damen farbliche Akzente: Aussenministerin Micheline Calmy-Rey erinnert mit der Farbe Violett an die Farbe der Feministinnen. Das Pink der Bundeskanzlerin Corina Casanova dominiert und macht bewusst: Ich habe auch noch etwas zu sagen. Sie trägt kein Rot (wäre zu aggressiv) sondern Pink (wirkt gemässigter). Das klassische Deux-Pieces der Justizministerin Eveline Widmer-Schlumpf ist nachtblau. Diese Farbe macht bewusst, dass sie sich erhofft - dank dieser klassischen Farbe - gekoppelt mit einer seriösen Arbeit - trotz schlechter Konstellation der Sterne am Wahlhimmel - dank eines Wunders - später doch noch wiedergewählt zu werden. Die Bundespräsidentin im beigen Mantel schützt sich. Beige - eine Farbe, die Erdverbundenheit assoziert. Den Mantel trägt sie offen. Dies signalisiert Zuversicht und Offenheit.

Gesamteindruck:

Wenn es nicht nur dem Fotografen oder Doris Leuthard zu verdanken ist, so hat vielleicht Ueli Maurer bei dieser Aufnahme als Verteidigungsminister auch etwas beigetragen. Denn, der Auftritt ist militärisch genormt:

- mit der Zweierkolonne

- dem Gleichschritt

- der synchronen Haltung

- dem einheitlichen Lächeln

Wir sehen bei der neuen Aufnahme einen Bundesrat vor uns - in einer Polit -Rekrutenschule - einer Schule zum Teamverhalten mit dem Willen künftig nach Aussen einheitlich aufzutreten.

Es bleibt zu hoffen, dass von diesem Wunschdenken 2010 auch etwas umgesetzt werden kann.

Wer weiss, wenn vorn Doris Leuthard - nach dem Vorsatz - zieht und hinten der neue Innenminister nachhilft, könnte das Unterfangen des gemeinsamen Politisierens, künftig doch noch Erfolg haben.

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Nachtrag:

Aus Nebelspalter:

Bundesrat falsch verpixelt

Panne bei der Bundeskanzlei: Vom neuen Bundesratsfoto wurde eine Version freigeschaltet, in welchem die falschen Bildbereiche verpixelt wurden.

Bringt nicht diese Version die Gesichtslosigkeit der aktuellen Regierung besser zum Ausdruck?

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