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«Holocaust-Leugnung ist inakzeptabel»
So deutlich hörte man das noch nie: Papst Benedikt XVI. hat das Leugnen des Holocausts als unakzeptabel verurteilt. Das gelte insbesondere dann, wenn der millionenfache Mord der Nazis an den Juden von Geistlichen bestritten oder in seinen Ausmassen kleingeredet werde.
Der Papst will Israel zu besuchen (Bild: Keystone/Ettore Ferrari)
Nachdem Benedikt XVI. den britischen Geistlichen Williamson - einen eindeutigen Holocaust Leugner - und drei weitere Bischöfe der ultrakonservativen Pius-Bruderschaft im Januar teilweise rehabilitiert hatte, kam es nicht nur zu einem Medienwirbel. Nachdem Willamson bis heute nicht gereit ist, seine Aussage zu widerrufen, verstand niemand mehr, dass der Paps so etwas einfach hinnehmen kann.
Doch die Kirche kommt immer noch nicht zur Ruhe.
Oesterreichische Bischöfe sorgen erneut für Uruhe. Sie traten im ungünstigsten Augenblick in einen neuen Fettnapf.
Bischof: Schwule sollen zum Arzt
Der katholischen Kirche bleibt nichts erspart. Nach der Debatte um die Holocaust-Leugnung treten jetzt zwei österreichische Bischöfe in den nächsten Fettnapf.
Beide halten Homosexualität «wie andere Krankheiten» für heilbar - der eine zumindest bis heute Morgen.
Der designierte Weihbischof Wagner will keine Mädchen als Ministranten
In Österreich beherrscht seit zwei Wochen die Ernennung Gerhard Maria Wagners zum neuen Linzer Weihbischof ebenso stark die Gemüter wie die Auseinandersetzungen rund um das Heimholen von Lefebvristen und eines Holocaust-Leugners in den Schoss der katholischen Kirche.
Wagner, ein 54 Jahre alter promovierter Geistlicher, gilt als erzkonservativ. Er lehnt Mädchen im Ministranten-Dienst ab. Zur Bischofsweihe durch Papst Benedikt XVI reichte es trotzdem. Endgültig den Vogel schoss der zukünftige Weihbischof mit der Aussage ab, dass Homosexualität heilbar sei.
«Schwule wie andere psychisch Kranke» nicht ausgrenzen
Gestern pflichtete der Feldkircher Bischof Elmar Fischer Wagner bei: Homosexualität sei — wie «andere psychische Erkrankungen» — heilbar.
Als wenig tröstlich wurde da seine Äusserung aufgenommen, dass in seiner Kirche Homosexuelle aber ebenso wenig wie andere psychisch Kranke ausgegrenzt würden. Dies hatte der Bischof, der in seiner Einschätzung «auf eigene Erfahrungen als Psychotherapeut» zurückgreifen konnte, eigens betont.
Den medialen Beschuss überstand Fischer nur einen knappen Tag. Nachdem selbst Amtskollegen wie der steirische Diözesanbischof Egon Kapellari Fischer rieten, mit dem Thema Homosexualität «intelligent umzugehen», knickte Fischer ein und entschuldigte sich.
Er habe niemand verletzen wollen, erklärte er am heutigen Donnerstag, und «sei offenbar nicht auf dem letzten Stand der Wissenschaft gewesen». Aber ganz aus dem Schneider ist die katholische Kirche mit ihren höchsten Würdenträgern in Österreich noch nicht. Vom frisch ernannten Weihbischof Wagner war jedenfalls noch kein Wort der Distanzierung zu vernehmen.
Kommentar: Der katholischen Kirche bleibt tatsächlich nichts erspart. Uns interessiert es, wie sie ihren derzeitigen Kriegsschauplätze kommunikativ begegnet.
Die zögerliche Haltung der Papstes rächt sich noch lange. Der Vatikan muss gewiss unter dem dilletantischen Kommunikationsverhalten noch lange bluten.
Vatikansprecher Frederico Lombardi hat schon vor einer Woche geschrieben:
Es muss eine "Kultur der Kommunikation" geschaffen werden. Er traf damit den wunden Punkt im Vatikan. Von einer "Kultur der Kommunikation" ist weit und breit nichts zu sehen. Ist die Unvermögen oder Uneinsichtigkeit, dass hinsichtlich Kommunikationskultur nichts geschieht?