Mittwoch, 30. Dezember 2009

Silvestergedicht

Und wieder hier draussen ein neues Jahr,

Was werden die Tage bringen?

Wirds werden, wie es immer war,

halb scheitern, halb gelingen?

Wirds fördern das, worauf ich gebaut,

oder vollends es verderben?

Gleichviel, was es im Kessel braut,

oder vollends es verderben?

Gleichviel, was es im Kessel braut,

nur wünsch ich nicht zu sterben.

Ich möchte noch wieder im Vaterland

die Gläser klingen lassen

und wieder noch des Freundes Hand

im Einverständnis fassen.

Ich möchte noch wirken und schaffen und tun

und atmen eine Weile,

denn um im Grabe auszuruhn,

hat's nimmer Not und Eile.

Ich möchte leben, bis all dies Glühn

rücklässt einen leuchtenden Funken

und nicht vergeht wie die Flamm im Kamin,

die eben zu Asche gesunken.

(Theodor Fontane 1819-1898)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen