Montag, 25. Mai 2009

Lernen wie man lernt

Am Samstag hatte ich als Ombudsmann der Kantonsschule Schaffhausen einem Schüler (der das Gefühl hatte, er werde zu schlecht benotet) bewusst gemacht, dass er seine Noten nur verbessern kann, wenn er lernt, wie man lernt. Er ist ein begeisterter Sportler und er erklärte mir, ihm fehle die Zeit zum Lernen. Zeit zum Trainieren hat jedoch genug zur Verfügung. Es zeigte sich während des Gespräches, dass es vor allem am Interesse bei gewissen Fächern mangelte und keine Ahnung hat von all den bewährten Lerntechniken

Ich erzählte ihm von meiner Kantonsschulzeit und sagte, auch ich hätte drei Mal in der Woche im Ruderclub trainiert. Auch mir habe es damals an der Zeit zum Lernen gemangelt. Doch hätte mir dann einfach Techniken angeeignet , um mit wenig Aufwand den Stoff zu beherrschen. Später lernte ich einen Ausbildner kennen der mir bewusst machte: Wer intelligent und faul ist, der lernt am effizientesten. Doch müsse man sich bewusst bleiben: Wie beim Rudern auf dem Rhein treibe man zurück, wenn man stille stehe.

Ruderer
Lernen ist wie Rudern gegen den Strom. Wenn man damit aufhört, treibt man zurück.

(Laotse)

Der Mittelschüler listete mir dann auf, wieviel Schulstoff er zu bewältigen habe. Im Laufe des Gespräches zeigte sich, dass die ungenügenden Noten keine Fehlbeurteilung der Lehrkräfte war. Der Schüler hatte nurnoch nie gelernt, wie man lernt. Deshalb beschränkte sich meine Beratung auf konkreten Tipps zum Thema: "Lernen, wie man lernt."

--> Erste Empfehlung: Machen Sie eine Liste, was Sie alles lernen müssen und erstellen Sie einen Zeitplan. Wieviel Zeit steht mir für jedes Fach zur Verfügung. Damit werden Lernmengen übersichtlicher.

--> Zweite Empfehlung: Während des Unterrichtes mitmachen, immer präsent sein, mitdenken. Dies erleichterte das Lernen enorm. Wer während der Schulstunden vor sich hinträumst und leicht ablenken lässt, hat nicht nur diese Zeit verloren. Die Grundinformationen müssen nachher in der Freizeit zusätzlich erarbeitet werden (Evt. von einem Kollegen). Aufmerksam sein und Mitdenken heisst auch, sich während der Lektionen ständig sich selbst Fragen zu stellen, Fragen die mir der Lehrer an einer Prüfung stellen könnte. Dies verminderte bei mir den Lernaufwand zu Hause enorm. Wichtig waren für mich Randnotizen mit sinnvoller Farbmarkierungen und vor allem das Mitschreiben. Wer mitschreibt, muss die vermittelten Gedanken neu formulieren. Dieses Zusammenfassen ist ein ganz wichtiger Denkprozess. Und Denken ist immer Lernen!

--> Dritte Empfehlung: Verschieben Sie nie alles auf morgen! Schauen Sie sich den Stoff (die Notizen und Randbemerkungen) möglichst nach dem Unterricht noch einmal an und lösen Sie die Hausaufgaben unverzüglich. So werden Sie viel weniger Zeit aufwenden müssen, vor allem wenn Sie sich später auf eine Prüfung vorbereiten müssen. Wenn Sie schon auf dem Schulweg den Stoff repetierend memorieren, können Sie den Stoff zusätzlich verankern. Ich ging oft zu Fuss zur Kantonsschule und konnte beim Durchqueren einer Promenade Zusammenfassungen des letzten Lektion halblaut formulieren. Manchmal nahm ich ein Notizzettel mit. Ich notierte mir wichtige Fachausdrücken oder Vokalbeln, die schwer einzuprägen waren. Uebrigens hat sich gezeigt, dass Schüler, die für eine Prüfung einen Spick schreiben, diesen Spick nachher meist gar nicht mehr benötigen, weil die Reduktion des Stoffes und das Umformulieren bereits ein wertvoller Lernprozess ist. Einen Spick schreiben ist ein hilfreiche Denk- und Festigungsprozess. Als Lehrer könnte man sogar Spickzettel benoten. Er macht bewusst, wie der Schüler denkt, reduziert und strukturiert.

--> Vierte Empfehlung: Pausen und Erholungsphasen einschalten. Sie sind wichtig. Wer nach der Schule den Stoff sofort konzentriert überdenkt und die Hausaufgaben macht, sollte sich nachher erholen! Sport ist ein guter Ausgleich zu der ständigen Präsenz im Unterricht. Ich habe mich oft bei meiner Lieblingsmusik entspannt. Auch beim Klavierspielen. Generell gilt: Rhythmisieren , um regelmässige Lernpausen einzuschalten! Bewegung, genügend Wasser trinken und Obst essen sind hilfreich, um man sich nachher wieder neu zu konzentrieren.

--> Fünfte Empfehlung: Zuerst den einfachen Stoff lernen. Es lohnt sich auch bei schriftlichen Prüfungen, zuerst die leichten Aufgaben zu lösen. Nicht mit der schwierigsten Aufgabe beginnen. Das lohnt sich auch beim Lernen. Ich würde deshalb nie zuerst das schwierigsten Thema anpacken. Es ist motivierend, wenn man einige Fragen rasch gelöst hat. Ich würde auch nie einem Nachmittag stundenlang Vokabeln büffeln. Abwechslung lohnt sich: Lesen, Mathematik, Sprachen usw.

--> Sechste Empfehlung: Arbeiten Sie in Lerngruppen. Ich habe in Zürich unweit der Kantonsschule Enge Schüler angetroffen, die neben mir im Starbooks gemeinsam Spanisch gelernt hatten. Es macht sich bezahlt, sich mit Mitschülern zu treffen, damit man sich über das Gelernte austauschen kann. Ich konnte im Kaffeehaus beobachten, dass die Kantonschülerinnen diskutierend gelernt hatten oder, indem anderen etwas erklärt wurde. Die Einzelnen erkannten in der Gruppe, wo es Wissenslücken gibt.

--> Siebte Empfehlung: Interessieren Sie sich für den Stoff - selbst dann, wenn der Lehrer langweilig doziert. Bei meiner Beratung ging es beim betreuten Kantonsschüler um Tiefnoten beim Französisch. Ich empfahl, täglich den welschen Sender am Radio einzuschalten und sich an die Sprache zu gewöhnen, wenngleich nicht alles verstanden wird. Weshalb nicht die Illustré abonnieren oder regelmässig Krimis auf einem französisch sprechenden Kanal ohne Untertitel konsumieren. Ich habe festgestellt: Es geht wenige Wochen und das Sprachverständnis verbessert sich rasch. Dies macht dann Freude und weckt dadurch das Interesse an der Sprache. Dies wiederum wirkt sich zwangsläufig auf den Erfolg und damit auch auf die Noten aus.

--> Letzte Empfehlung: Unter www.lernen-mit-spass.ch gibt es viele wertvolle zusätzliche Tipps. Dass wir weniger gut lernen, wenn wir ein Schlafmanko haben, haben gewiss alle bei sich erkannt. Die logische Folgerung - dass man ausgeruht besser lernt - diese Selbsterfahrung musste ich somit dem Kantonsschüler nicht mehr besonders betonen.

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