Das Lachen und Lächeln von Politikern thematisierte ich in verschiedenen Beiträgen (Siehe LINKS). Ich analysierte das bissige Lachen von Micheline Calmy-Rey, das aufgesetzte Lachen von Samuel Schmid. Der Anflug eines Lachens, das unverhofft und immer wieder wie ein Schatten über das Gesicht vom Rudolf Merz huscht, sowie das echte und künstliche Lachen von Politikern bei Medeinauftritten . Früher auch das jahrelang bewusste Negieren des aufgesetzten Lachgesichtes anlässlich von Grupppenaufnahmen bei Moritz Leuenberger und heute auch noch auch noch das ständige Lächeln der jüngsten Bundesrätin Doris Leuthard. Ihr Lachen nach einer Serie von Pannen wurde zum Medienthema. Trotz einer Kette von Schlappen lacht die Bundesrätin ständig, als sei nichts Negatives vorgefallen. Dies kam nicht gut an. Ich zitiere Tagi:
Am Montag eine Schlappe mit der Mietzinsvorlage. Am Dienstag eine weitere mit der «Sterbehilfeprämie» für Landwirtschaftsbetriebe, am Mittwoch eine dritte bei der Buchpreisbindung. Wirtschaftsministerin Leuthard gelingt nicht mehr viel.
Aber weshalb lächelt die Frau unentwegt?
Die Bilder des Schweizer Fernsehens passten irgendwie nicht zum Geschehen im Nationalratssaal. Eine Schweizer Wirtschaftsministerin, die am Montag Abend nach der Debatte zur Entkoppelung der Mietpreise von den Hypothekarzinsen mit Nationalratspräsidentin Chiara Simoneschi scherzt und lacht. In den Stunden zuvor war sie mit ihrem Vorschlag durchgefallen.
Das Lachen verging Leuthard aber am folgenden Tag, als sie auch mit ihrem zweiten wichtigen Dossier, einer Bilanzreserve für die Landwirtschaft, Schiffbruch erlitt. Leuthard wollte mit ca. 5 Milliarden Franken den Agrarfreihandel mit der EU abfedern und dafür aus den jährlichen Zolleinnahmen Gelder beiseitelegen. Doch das Parlament verweigerte der Wirtschaftsministerin erneut die Gefolgschaft.
Am Mittwoch ging sie bei der Debatte um die Buchpreisbindung ein drittes Mal unter. Leuthard wollte keine Regulierung der Buchpreise. Das Parlament sah das anders: Die Buchpreisbindung bringe eine Vielfalt beim Angebot als auch bei den Buchhandlungen, wurde die Wirtschaftsministerin belehrt.
Widerstand aus den eigenen Reihen
Drei Schlappen an zwei aufeinanderfolgenden Tagen. Der Aargauerin gelingt in letzter Zeit nicht viel. CVP-Nationalrat Niklaus Zemp, wie Leuthard aus dem Aargauer Freiamt, drückt sich diplomatisch aus: «Es war keine gute Woche für sie.» Auch Zemp muss zugeben, dass es nicht oft vorkommt, dass ein Regierungsmitglied gleich mit drei wichtigen Vorlagen scheitert.
Besonders bitter muss für die Wirtschaftsministerin gewesen sein, dass der Widerstand sogar aus den eigenen Reihen kam. CVP-Nationalrat Thomas Müller bezeichnete die Mietzinsvorlage als «Fehlkonstrukt.» Und bei der Debatte um die Buchpreisbindung politisierte sie sogar gegen eine Mehrheit ihrer eigenen Fraktion.
Maliziös fragt inzwischen SP-Fraktionschefin Ursula Wyss, ob die Bundesrätin die Bodenhaftung verloren habe. «Sie mag das Parlament nicht für ihre Anliegen zu überzeugen», findet sie.
Kritik wegen ihrer Kartellbehörde
So viel Gegenwind ist sich die Strahlefrau der CVP nicht gewohnt. Dabei stand bereits die letzte Woche unter einem schlechten Stern. Im Bundesrat musste sie als Befürworterin eines Einwanderungsstopps zusammen mit Eveline Widmer-Schlumpf und Ueli Maurer eine Niederlage einstecken. Am Sonntag gab es dann auch noch eine heftige Schelte von Ständerätin Simonetta Sommaruga.
Bundesrätin Leuthard habe vom Parlament die Aufgabe erhalten, die Wirksamkeit des Kartellgesetzes sowie der entsprechenden Behörden zu evaluieren, sagte Sommaruga in einem Interview mit der «Sonntagszeitung». «Für mich ist nicht nachvollziehbar, dass Frau Leuthard für diese Evaluation Leute aus dem Sekretariat der Wettbewerbsbehörden bestimmt hat. Die mussten ihre eigene Arbeit und die Wirkung ihrer eigenen Entscheide und jene ihrer Vorgesetzten beurteilen.»
Absturzgefahr für Stufe 3 des Konjunkturprogramms
Dass Leuthards Negativserie bald endet, ist unwahrscheinlich. Denn mit der dritten Stufe des Wirtschaftspaketes droht ihr eine weitere Schlappe in einem zentralen Dossier. Die Massnahmen für die 3. Stufe des Stabilisierungspaketes werden den Rahmen der Schuldenbremse um rund 500 Millionen Franken sprengen. Soviel ist jetzt schon klar. Dieses Geld müsste also im darauffolgenden Jahr kompensiert werden. Dagegen wehren sich viele Parlamentarier.
«Wir sind wegen der Schuldenbremse skeptisch. Neue Schulden bergen das Risiko, dass man das Problem der nächsten Generation zuschiebt», warnt bereits FDP-Nationalrat Johann Schneider-Ammann gegenüber dem «Tages-Anzeiger».
Wirklich gut ist bei Wirtschaftsministerin Doris Leuthard zurzeit nur ihr Lachen.
Ende Zitat
Kommentar: Es gibt ein Grundprinzip bei der Kommunikation. Die Körpersprache sollte immer mit der situativen Befindlichkeit übereinstimmen. Stimmen die Emotionen mit den Körpersignalen nicht überein, sprechen wir von paradoxen Kommunikationssprozessen. Die Aussage ist dann nicht mehr glaubwürdig. Sie überzeugt uns nicht. Wer keine synchrone Botschaften übermittelt, irritiert die Adressaten. Bei Doris Leuthard würde es mich interessieren , weshalb sie ständig lächelt - auch bei unangenehmen Aussagen. Ist es nur ein Verlegenheitslachen oder das Lächeln, das beispielsweise Schülerinnen aufsetzen, wenn sie vom Lehrer kritisiert werden. Sie lachen in der Hoffnung, sie würden dann geschont (Das Lächeln wäre dann gleichsam ein Antibeisshemmungsverhalten).
LINKS:
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