Ich bewunderte früher die kompetenten Analysen der Wirtschaftsredaktorin des Schweizer Fernsehens und wollte schon lange gerne eine postitives Echo über die Art und Weise publizieren, wie sie es verstand, komplexe Sachverhalte vereinfachend darzulegen (Analog den Aerzten am Innbrucker Universitätsspital im Fall des Skifahrers Albrecht). Leider stellte ich im Zusammenhang mit den Bank- Boni und dem UBS Debkal immer mehr fest, dass Marianne Fassbind zunehmend Anwältin der UBS spielte. Ich hatte das Gefühl, sie sei in dieser Thematik befangen.
In der heutigen Sonntagspresse SONNTAG Nr. 8 wurde nun meine Beobachtung untermauert:
> SP Nationalrat André Daguet - hiess es - habe es nun "den Nuggi rausgejagt". Er schreibe übers Wochenende dem Chefredaktor des Schweizer Fernsehens einen Brief und beschwere sich über das unqualifizierte Verhalten der Wirtschaftsexpertin im 10 vor 10 (SF) am 20. Februar. Es sei leider das letzte Glied in einer Kette von gravierenden Fehlleistungen. Beispielsweise im CLUB vom 27. Januar habe Fassbind ein schlechtes Bild abgegeben. Sie habe sich bei der BONI-Frage de facto auf die Seite der UBS geschlagen. Ich bin somit nicht allein mit der Feststellung, dass die Journalistin jüngst eine unkritische willfährige Haltung eingenommen hatte.
Auch Markus Gisler, Wirtschaftsexperte (Radio 1) ging auf die negativen Publikumsreaktionen nach dem Club ein. Es wurde mehrheitlich die Banknähe der Journalistin beanstandet. "Man konnte fast meinen, Frau Fassbind sei Angestellte der UBS", war zu lesen. Mich interessiert, wie nun das Fernsehen auf diese negativen Reaktionen reagiert. Ich gehe davon aus, dass mit der Mitarbeiterin intern ein konstruktives Kritikgespräch geführt wird.
Die Krise mit Fassbind
Marianne Fassbind
Die SF-Wirtschaftsfachfrau hat an der Universität Zürich Volkswirtschaft studiert, war vier Jahre Stadträtin von Rapperswil SG und Analystin und Kundenberaterin bei der Bank Vontobel. Bevor sie 2004 zum Schweizer Fernsehen kam, arbeitete war sie Redaktorin und Anlageberaterin bei «Cash» und «CashTV». Sie ist mit dem Wirtschaftspublizisten Markus Gisler verheiratet.
Artikel zum Thema
Im «Club» vom Dienstag über die Boni bei der UBS war Fassbind als Gesprächsteilnehmerin geladen. Zum Ärgernis vieler Zuschauer gab sie sich UBS-freundlich. «Als Wirtschaftsfachfrau des Monopolsenders hat Fassbind endgültig ausgedient» oder «Man hatte den Eindruck, sie sei die Pressesprecherin der UBS», so die Urteile in den Tagesanzeiger.ch/Newsnetz-Kommentarzeilen. Nur vereinzelt gab es auch Lob. Die SF-Wirtschafts-Vorzeigefrau polarisiert – nicht erst seit diesem «Club». Seit einigen Jahren geniesst sie bei SF einen Sonderstatus und wird so oft wie möglich als Autorität für Wirtschaftsfragen vor die Kamera gerückt.
Dies irritiert. So meint zum Beispiel ein Leser: «Dass immer öfters Journalisten als Experten eingeladen werden, ist schon sehr befremdlich. (...) Bei einer Diskussions-Sendung wünsche ich mir echte Experten, keine Selbstbeweihräucherung des SF und ihrer Angestellten/Auftragnehmer.»
Kein Nachhaken
Nebst ihren Auftritten im «Club» oder in der «Arena» ist Fassbinds Sonderrolle vor allem in den Informationssendungen «Tagesschau» und «10vor10» augenfällig. Regelmässig ist sie im Nachrichten-Studio präsent und lässt sich von einem unterwürfigen Moderator Fragen zum Wirtschaftsgeschehen stellen – dies ist sonst nur Professoren oder anderen externen Experten vorbehalten. Führt sie selbst ein Interview, so wird sie oft auf gleicher Höhe mit dem Interviewpartner eingeblendet. Üblich bei Informationssendungen ist, dass man den Interviewer nicht sieht.
Wie kommt Fassbind zu diesem Sonderstatus? Weder formuliert sie besonders geschliffen, noch ist sie als harte Interviewerin bekannt. Selbst bei heiklen Themen stellt sie meist bloss ihre vorgefertigten Fragen, ohne je nachzuhaken. Besonders auffallend war dies letzten September, als UBS-Konzernchef Marcel Rohner in «10vor10» ohne jegliche Widerrede erklären durfte, dass die UBS besser dastehe als andere Banken – und dies am Tag, an dem der UBS-Aktienkurs um über 17 Prozent eingebrochen war. Fachliche Kompetenz kann man ihr kaum abstreiten, so war die studierte Volkswirtschafterin vor ihrer journalistischen Laufbahn als Analystin und Kundenberaterin bei der Bank Vontobel tätig.
(Tagesanzeiger.ch/Newsnetz)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen