Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Programm-macher des Schweizer Fernsehens eine Lieblingssendung - einfach so - streichen können.
Unglaublich: 714 800 Zuschauer (43,1 Prozent Marktanteil) sahen die Satiresendung nach 22 Uhr an. 200 000 mehr, als Kurt Aeschbacher zur Hauptsendezeit mit seinem Jahresrückblick holte.
Das hat jetzt Konsequenzen. Die falschen Blochers wollen zurück auf den Bildschirm.
Die geschlossene Bundesversammlung der TV-Chefs gab vergangenen Sommer bekannt, dass Steineggers und WAMs Gesamtbundesrat auf Ende 2008 abgesetzt wird. SF machte Spargründe geltend.
«Das Echo auf unsere letzte Sendung war fantastisch», sagt nun Birgit Steinegger. «Ich bedaure nach wie vor sehr, dass die Regierung jetzt ohne uns auskommen muss!»
Und WAM fordert gar forsch wie Blocher: «Jetzt müssen die Verantwortlichen über die Bücher! Man muss sich sogar überlegen, die Sendung noch auszubauen. Kein Sender der Welt kann sich leisten, ein so erfolgreiches Format einzustellen.»
Tatsächlich gäbe es Möglichkeiten, das lustige «Classe Politique» in die ernsthafte gleichnamige Polit-Sendung zu integrieren. Oder, wie ursprünglich geplant, pro Jahr zwei 30-minütige Specials zu machen. «Ich nehme an, dass sich die Chefs jetzt bei uns melden», sagt WAM. «Wir stehen für ein Gespräch zur Verfügung.»
Kommentar: Ich bin überzeugt, dass die Fernsehverantwortlichen die Wünsche der Publikums nicht einfach mit einem Federstrich negieren können. Auch in der Rhetorik gilt das Prinzip: Zuhörerorientiertes Verhalten - adressatenorientiertes Kommunizieren. Ich hoffe, den Programmverantwortlichen des Schweizer Fernsehens läuten heute die Ohren. Entscheide können und dürfen revidiert werden! Es gibt immerhin noch eine Programmkommission und die vielgepriesene Radio und Fernsehgenossenschaft. Hoffentlich werden diese von sich aus aktiv!
Die Meinung der Bevölkerung ist einhellig:
Blick.ch fragte seine Leser, ob die abgesetzte Politsatire «Classe Politique» wieder zurück auf den Bildschirm soll. Wenig später wurde die Redaktion mit Reaktionen regelrecht überschwemmt. Und die Meinung der Leser und TV-Zuschauer fiel einhellig aus: Die Sendung mit Walter Andreas Müller und Birgit Steinegger darf nicht abgesetzt werden, neue Folgen müssen her! E. Beer aus Bern etwa schreibt: «Ich schaue mir auch TV-Programme aus Spanien, Portugal, Italien und Frankreich an. Überall werden die Regierungen parodiert. Das gehört für mich auch zur Demokratie. In der Schweiz haben wir nun ein solches Top-Duo – es wird wohl einige Zeit dauern, bis wieder 2 Personen den ganzen Bundesrat so genial parodieren können». In den zig Zuschriften wird aber nicht nur das Talent der beiden Hauptdarsteller gerühmt – viele sind auch darüber erzürnt, dass sie fürs Fernsehen zwar zahlen müssen, ihre Wünsche als Zuschauer aber offenbar kaum berücksichtigt werden. Schreibt ein Peter aus Oberwil: «Es scheint Frau Deltenre egal zu sein, was die Zuschauer denken und wie gross die Einschaltquote ist. Weiss sie eigentlich, wer ihre Kunden sind, die ihre Fernsehlizenz bezahlen? Ich glaube kaum.» Ausserdem verstehen viele Leser nicht, dass man ihnen in Krisenzeiten jetzt auch noch das Programm wegnimmt, das sie immer wieder zum Lachen brachte: «Es ist wichtig, dass man in der heutigen Zeit wieder über alltäglich Sachen lachen kann!», meint W. Odermatt aus Buochs. Kurz und gut: «Könnte das Volk auch über das TV-Programm abstimmen – warum eigentlich nicht? – würde «Classe Politique» garantiert weitergeführt werden» (Urs, Arlesheim). Sieben Bundesräte, vereint in einem Komiker-Duo – Frau TV-Direktorin Deltenre, das wollen die Leute sehen! Bis Sie zur Vernunft gekommen sind, gönnen Sie den Blick.ch-Lesern das Spezial von «Classe Politique», das über die Festtage noch einmal zu sehen war – und prompt einen Zuschauerrekord verbuchte. (gux)
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