Der Horrorsturz des Schweizer Skifahrers, der im Spital in Innsbruck ins künstliche Komma versetzt wurde, führte zu einem immensen Medienwirbel. In solchen Situationen zeigt sich, dass Medienkompetenz nicht in fünf Minuten erworben werden kann. Auch Aerzte müssten eigentlich für derartige überraschende Auftritte trainiert werden. Ich habe mir die Voten von drei Aerzten der Universitäts-Klinik für Allgemeine und Chirurgische Intensivmedizin angeschaut. Die Unterschiede hinsichtlich Medienrhetorik finde ich gross.
1. NORBERT MUTZ (Leiter der Intensivmedizin)
2. WOLFGANG KOLLER (Direktor Stellvertreter)
3. RICHARD BAUER ( Neurochirurg)
Ich zitiere Tagi online:
Albrecht noch Tage im Tiefschlaf – Ärzte verhalten optimistisch
An der mit Spannung erwartetet Medienkonferenz in der Universitätsklinik Innsbruck informierten die behandelnden Ärzte am frühen Freitag abend über den Zustand des Kombinations-Weltmeisters. Norbert Mutz, der Leiter der Intensivstation, gab sich nach den traumatologischen und neurochirurgischen Untersuchungen vorsichtig optimistisch. Er sagte: «Daniel Albrecht befindet sich weiter im künstlichen Tiefschlag. Der Kreislauf ist stabil geblieben. Es gibt zur Zeit keinen Grund, besonders besorgt zu sein.»
Mutz wies aber darauf hin, dass es sich bei seiner Einschätzung um eine Momentaufnahme handle. Eine Vorhersage für die weiteren Tage zu treffen, sei schwierig. Ebenfalls könne man zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, ob Daniel Albrecht bleibende Schäden davon tragen werde. Wann wird Albrecht aus dem künstlichen Tiefschlaf geholt? Mutz: «Der künstliche Tiefschlaf dient dazu, die Organe zu stabilisieren. Wir werden Daniel Albrecht weiter genau beobachten und dann die notwendigen Massnahmen treffen.»
Keine Knochenbrüche und Wirbelverletzungen
Langsam und schrittweise wird die Tiefschlafphase reduziert. Es handelt sich dabei jedoch um Tage und nicht um Stunden. Es ist noch immer offen, wann er wieder aufgeweckt wird. Die Ärzte gaben ausserdem bekannt, dass Albrecht «definitiv keine schwerwiegenden Knochenbrüche» haben. Und vor allem hat Albrecht keine Wirbelverletzungen. Die Chancen auf eine vollständige Genesung stünden gut.
Im Weiteren betonten die Mediziner in Innsbruck, dass es ihnen helfe, dass Albrecht Spitzensportler sei und über sehr gute physische Voraussetzungen verfüge. Der 25-jährige Walliser Albrecht war im Abschlusstraining am Donnerstagmittag schwer gestürzt. Mit Tempo 140 war er nach dem Zielsprung in Rücklage geraten. Eine erste Diagnose ergab ein Schädel-/Gehirntrauma. Er wurde nach kurzem Erwachen am Donnerstagmittag in einen künstlichen Tiefschlaf versetzt. Am Freitagmorgen hatte der Schweizer Teamarzt Dr. Jacques Menetrey bekannt gegeben, dass Daniel Albrecht «eine gute Nacht» verbrachte.
Norbert Mutz, der Chef der Intensivstation gab Auskunft im ORF über Albrechts Zustand
Reaktion des Sportministers:
Lieber Daniel Albrecht Ich bin tief betroffen über die Nachricht von Ihrem schweren Sturz in Kitzbühel. Genauso wie ich sind unzählige Menschen in der Schweiz in Gedanken bei Ihnen. Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen baldige und gute Genesung. Ueli Maurer
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Sonde.
Mit einer Sonde überwacht Richard Bauer die Schwellung im Gehirn von Daniel Albrecht. (Keystone)
Bild baz:
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Kommentar:
Bevor ich Ihnen meinen Kommentar abgebe, bitte ich Sie, die Sequenzen genauer anzuschauen und zu beurteilen, welcher der drei Aerzte sie am meisten überzeugt hat? Warum? Ich publiziere meine Analyse erst am Sonntag .
Nachtrag ( Sonntag 25. Jan.09) - Resultate der Beurteilung:
Laut Leserfeedback und nach meiner Beurteilung hat Wolfgang Koller am besten abgeschnitten:
Er überzeugte, indem er glaubwürdig, ruhig und verständlich den Sachverhalt des künstlichen Kommas erklärt hat. Er verstieg sich nicht in Vermutungen, sondern hielt sich an Fakten. Die Gedanken war gut portioniert (Pausentechnik). Gestik, Stimme und Inhalt stimmten überein. Die Analogie mit dem Lichtschalter war ein guter Verständlichkeitshelfer.
Richard Bauer war der Zweitbeste. Die Visualisierung mit dem Hirndruckmesser wurde auch von mir geschätzt. Die Erläuterung, wie die Sonde mit dem Drucksensor eingesetzt wird, war zwar verständlich. Leider verwendete er zu viele unnötige Fremdwörter. Bauer müsste lernen, so zu reden, wie wenn er an einer Party einem Nichtmediziner einen komplizierten Sachverhalt erläutern müsste (ohne dass er verfälscht wird).
Norbert Mutz kam leider schlechter weg. Es störten vor allem die Rhythmusstörungen (Stocken) beim Sprechen, die "Aehs". Mutz müsste künftig lernen, einfacher zu formulieren:
"Möglichkeiten durchaus ein bisschen optimistisch zu sein ohne dies verschreien zu müssen."
Solche Formulierung könnten in einem Formulierungstraining schnell mediengerecht umformuliert werden.
Für viele hat Norbert Mutz nicht überzeugt - obschon er aus meiner Sicht inhaltlich richtig argumentierte und hinsichtlich Botschaft keinen Bock geschossen hat. Medientraining muss für Aerzte zur Selbstverständlichkeit werden: Gilt für alle Personen in einer Führungsfunktion:
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