Barack Obama – zu clever für Hillary Clinton?
Verbale Ausrutscher und ungeschickte PR Aktionen schadeten Hillary (K+K):
Für Hillary Clinton ist der Rivale einfach zu schnell. Denn im Gegensatz zu ihr hat Obama begriffen, dass manche Chancen im Leben nur einmal kommen. Ihr altmodisches Radarsystem versagte; sie nahm seine politische Aktivität vor lauter Schnelligkeit kaum wahr. Wie das "Wall Street Journal" berichtet, wurde Obama von Clinton kaum beachtet, als er in seinem von ihr aktiv unterstützten Senatswahlkampf 2004 plötzlich anfing, gleichzeitig seine Präsidentschaftskandidatur zu starten.
Was er unter Parteifreunden getan hat, wird landläufig Verrat genannt. Sein damaliger Konkurrent im Kampf um einen Sitz im Senat musste wegen peinlichen Enthüllungen aus dem Rennen ausscheiden; die Wahl fiel Obama in den Schoss. Die dadurch freigesetzten Mitarbeiter schickte Obama gleich nach Iowa, um die ersten Schritte für seinen jetzigen Wahlkampf gegen Clinton vorzubereiten. Sie wusste nichts, ahnte nichts davon.
Clinton selbst hat im Jahr 2004 eine eigene Kandidatur fürs Weiße Haus abgelehnt, in dem Glauben, sie müsse sich noch vier Jahre im Senat gründlicher vorbereiten. Manche Chancen kommen nur einmal; das hat Obama sehr wohl und Clinton überhaupt nicht begriffen. Denn zwei Jahre später war Barack Obamas Chefstratege David Axelrod dabei, eine neue Mehrheit für Washington zu schmieden; es gelang ihm. Die neue Mehrheit im US-Repräsentantenhaus unter der Leitung von Sprecherin Nancy Pelosi wurde für Hillary Clinton bald zu einer Art Konkurrenz, wie es deutlicher als bei dem Kampf um Superdelegierte gar nicht sein kann. Und auch hier half Obama seine Schnelligkeit. Denn die neuen Washingtoner Verhältnisse sind das erste Ergebnis des schnellen, leichten Internetwahlkampfes, den Obama und Axelrod sehr gut beherrschen.
Die liefern ihm seine Chancen, verursachen aber auch seine Pannen. Manches in seinem Wahlkampf ist wie mit heißer Nadel genäht. Die ausführlichen Programme sind nicht selten von politisch wenig erfahrenen Wissenschaftlern geschrieben, und stehen oft in eher loser Beziehung zueinander.
Gerade im Wahlkampf in Pennsylvania hat die Geschwindigkeit des Internets ihm ein großes Problem bereitet, indem er auf zwei Parketts auf einmal agierte. In den letzten Wochen hat er sich einerseits um die Arbeiter Pennsylvanias bemüht. Vor allem seine neue Männerfreundschaft mit Senator Bob Casey hat Schlagzeilen gemacht, und zweifellos auch dazu beigetragen, die Hemmungen zwischen Caseys wertkonservativen Wählern und dem intellektuellen Kandidaten aus Chicago abzubauen.
Kommentar: Trotz Rückstandes, trotz der vielen Fettnäpfchen in dies sie getreten ist, trotz Geldmangels, trotz offensichtlicher Lügengeschichten. Hillary wird nicht aufgeben. Sie will als tapferste Frau, die trotz Bills Sexgeschichten zum Mann gehalten hatte, die trotz Niederlagen immer wieder aufgestanden ist - in die Geschichte eingehen; als eine Frau die nur mit wehenden Fahnen untergeht. Selbst wenn Sie verliert, wird sie von Obama am Schluss noch erwarten, dass er sie zur Vizepräsidentin aufnehmen wird (sogar aufnehmen darf).
Vorahnung im Spiegel- online- Einige Stunden vor Abschluss der Wahlen:
VORWAHL IN PENNSYLVANIA
Wählerinnen- Schwund bedroht Clintons Siegesformel
Hillary Clinton muss zittern:
Laut jüngsten Umfragen ist ihr Vorsprung bei ihrer treusten Wählergruppe geschmolzen, den weißen älteren Frauen. Rivale Obama setzt demonstrativ auf Frauenthemen - und könnte so bei der Schicksalsvorwahl in Pennsylvania doch den Überraschungssieg schaffen
n.tv.de (23.4.08)
Bei den Vorwahlen der Demokraten in den USA ist weiterhin kein Sieger in Sicht. Hillary Clinton gewann zwar die Abstimmung in Pennsylvania vor ihrem Rivalen Barack Obama. Doch fiel ihr Sieg nicht deutlich genug aus, um den Rückstand zu Obama auszugleichen. Nach Auszählung von 89 Prozent der Wahlbezirke erhielt Clinton 55 Prozent der Stimmen, auf Obama entfielen 45 Prozent.