Hillary und Obama gehen bis ans bittere Ende
Im Netz gelesen (Spiegel online):
Die Demokraten müssen hilflos ansehen, wie ihren Hoffnungsträgern schon bei den Vorwahlen widerfährt, was sonst erst im Wahlkampf mit den Republikanern drohte -
die Verzerrung verdienter Politiker zu Karikaturen ihrer selbst.
Das widerfuhr Vizepräsident Al Gore, den der Gegner im Jahr 2000 als Übertreiber und Besserwisser hinstellte. Das widerfuhr Kriegsheld John Kerry vor vier Jahren, als er plötzlich als Windsurfer ohne feste Überzeugungen dastand.
In den vergangenen Wochen hat sich die Yale-Absolventin und Multimillionärin Clinton in die volkstümliche Version einer eisernen Kanzlerin verwandelt. Sie ist medial zu einer Frau geworden, die Whiskeys runterkippt, ständig die Ärmel hochkrempeln will - und notfalls noch um drei Uhr morgens bereit zu sein scheint, den frechen Iran komplett auszulöschen.
In einem 30-sekündigen Last-Minute-Wahlkampfspot (siehe Video) vereint Clinton Dutzende Bilder des Grauens und des Leids zu einer visuellen Collage der Angst. Unter anderem thematisiert der Werbefilm den Börsencrash 1929, den Angriff auf Pearl Harbor 1941, die Kuba-Krise 1962, die Ölkrise der siebziger Jahre, Hurrikan Katrina und den Terroristenführer Osama Bin Laden. Clinton hat dieses Image selbst gewählt, weil es ihr zu helfen scheint im Kampf gegen Obama. Doch weil es nicht wirklich zu ihr passt, würde es ihr im Wahlkampf gegen McCain nachhängen.
"Ich würde besser bowlen als Obama"
Obama wiederum ist unfreiwillig in die Rolle des Intellektuellen gerutscht, der vom Glück verwöhnt und latent arrogant ist. Sechs Wochen spielte er in Pennsylvania brav Bowling mit Wählern, trank Bier in Sportbars, besuchte Bauernhöfe. Doch immer wirkte er wie ein Tourist auf Abenteuerurlaub. Seine Bemerkungen über angeblich verbitterte einfache Wähler, die sich aus Frustration an Religion und Waffen klammerten, verstärkten diesen Eindruck.
Der Kandidat der Republikaner (der Dritte im Bund) hält in diesen Tagen staatstragende Reden: zur Wirtschaftspolitik, zur Bildung, zur Außenpolitik. Seine beiden demokratischen Herausforderer sprechen derweil Grußworte bei einem Wrestling-Wettbewerb.
Im Fernsehen waren Schauspieler zu sehen, verkleidet als Clinton und Obama. Sie schleuderten sich kreischend durch den Wrestling-Ring.
Es gibt in US-Wahlkämpfen noch Schlimmeres, als vom Wähler nicht gemocht zu werden: vom Wähler nicht ernst genommen zu werden.
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