Mittwoch, 2. April 2008

Joschka Fischer und die Vergangenheit

Dokumentarfilme sind oft umstritten, weil Betroffene nur das tolerieren, was bewiesen werden kann. Beim Dokumentarfilm über die Abwahl Blochers gab es einen Medienwirbel, weil Eveline Widmer-Schlumpf die Darstellung (Schnitt und Bildauswahl der Sequenzen) als manipulativ bezeichnet hatte. So auch beim Film über Fischers Vergangenheit. Joschka Fischer streitet militanates Verhalten aus der Sponti-Vergangenheit ab. Man konnte bislang mit keiner Fotographie nachweisen, dass er Gewalt angewendet hat. Und die verbale Aufforderung zur Gewalt hat niemand nachweisen können.

Ich zitiere bild-online:

Joschka Fischers Vergangenheit

Die wilde Sponti-Vergangenheit von Ex-Außenminister Joschka Fischer – wie schlimm war sie wirklich? Über diese Frage streitet sich Filmemacher Ivan Fila mit dem ZDF.

Joschka Fischer bei Konferenz 1969

Joschka Fischer (damals 21) als Besucher einer Palästinenser-Konferenz in Algier 1969

Foto: BPK

Hintergrund: Fila sollte zum 60. Geburtstag des Polit-Pensionärs ein kritisches Porträt drehen. Doch Mitte vergangenen Jahres stoppte das ZDF plötzlich die Zusammenarbeit. Der Vorwurf: Die Arbeit des mehrfach preisgekrönten Regisseurs habe „an entscheidenden Stellen in keiner Weise professionellen journalistischen Kriterien“ entsprochen.

Tatsache ist:

Filas Rohschnitt des Films enthält brisante Aussagen ehemaliger Mitstreiter Fischers.

Ex-Terrorist Hans-Joachim Klein:

„Wir haben hingehauen wie die Kesselflicker. Wer in der Putztruppe war, hat auch Molotowcocktails geschmissen.“

Genau das bestreitet Fischer energisch. Genauso wie seine Beteiligung an dem Anschlag, bei dem Polizist Jürgen Weber auf einer Demo 1976 in Frankfurt fast verbrannte.

Fila ist empört. In einem Brief an ZDF-Chefhistoriker Professor Guido Knopp und ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut wirft der Regisseur dem Sender Zensur vor:

„Man hat wohl befürchtet, dass durch meinen Film unangenehme Wahrheiten über Joschka Fischers Vergangenheit ans Licht kämen.“

Das ZDF wollte sich auf BILD-Anfrage zu dem Vorgang nicht äußern.

Kommentar: Auch bei Dokumentarfilmen gilt die Regel "Im Zweifel für den Angeklagten". Solange man Joschka Fischer das Werfen eines Molotowcocktails nicht nachweisen kann, darf man ihn auch nicht beschuldigen. Ein Dokumentarfilmer darf hingegen Zitate von Zeitgenossen wiedergeben. Somit müsste man den umstrittenen Film zuerst sehen, bevor man ein Urteil abgeben kann. Dass sich das ZDF nicht äussern will, finde ich unklug.

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