Die deutsche Bundeskanzlerin geht mit den Medien ganz anders um als ihr Vorgänger Schröder. Sie macht sehr viel, um die eigene Machtposition zu sichern. Merkels Devise:
Viel kommunizieren - aber nicht vor den Medien.
Seit Ihrer Machtübernahme bestimmt sie, was gefilmt werden darf und was nicht. Im Flugzeug ist beispielsweise Filmen tabu.
- Privatleben und Fragen des persönlichen Arbeitsstils gibt sie nicht preis.
- Merkel weiss genau, dass im Medienzeitalter jedes Wort umgedeutet werden könnte. Deshalb bereitet sie alle Mitteilungen gründlich vor. Sie achtet auf jedes Wort.
Merkel ist nicht gesprächig. Sie kennt als Pressefrau die Fussangeln im Umgang mit den Medien: Vieles kann den Medien kolportiert werden. Diese Vorsicht hatte sich für sie bis heute gelohnt.
- Die Kanzlerin ist darauf bedacht, möglichst alles unter Kontrolle haben.
- Sie hört gut zu und handelt bedacht. Wenn sei jedoch in Schwierigkeiten ist, dann kann sie aber sehr rasch handeln.
Als sich Ministerpräsident Oettinger in einer Rede einen gravierenden Patzer zu Schulden kommen liess, wurde nach Abklärungen erkannt, dass Angela Merkel veranlasst haben musste, dass BILD gross publizierte, dass sich Oettinger bei der Bundeskanzlerin entschuldigt habe (erschien auf der Titelseite!). Die Meldung an die Presse musste aus Merkels Umfeld kommen. Oettingers Patzer hätte nämlich Merkel enorm schaden können. Merkel musste handeln. Diese Geschichte macht aber deutlich, dass die Bundeskanzlerin dann eingreift - d.h. alle Mittel einsetzt, wenn es um ihr eigenes Image geht.
Oettinger nimmt zwar Merkel heute in Schutz und erklärte im Fernsehen, dass er ihr nichts nachtrage, wenn dies nur bei diesem Fehler bleibe.
- Wenn die Bundeskanzlerin formuliert, formuliert sie meist mit Plausibiliätsphrasen.
- Merkel meidet bewusst konkrete Aussagen.
Dank ihrer Airbagrhetorik (Siehe PERSOENLICHBEITRAG UEBER ANGELA MERKELS AIRBAGREHTORIK in rhetorik.ch) kann sie heikle Situationen dämpfen. Vage Formulierungen sind bekanntlich nicht genau messbar. Damit ist sie nicht an-GREIF-bar. Wer nicht konkret spricht, wird zwar nicht verstanden. Auch die Journalisten beGREIFEN die Sachverhalte nicht. Doch das vage Fomulieren hat den enormen Vorteil, dass die Politikerin sich meist aus den Kriegsschauplätzen raushalten kann.
- Dank der Diskretion - die Merkel immer gross geschrieben hat - dringt wenig an die Oeffentlichkeit.
Worte sind immer Waffen - für die Kanzlerin sind sie aber auch Watte. Sie versteht es, je nach dem, einmal mit Härte - ein andermal jedoch flexibel mit der weichen Komponente (dem Charme) zu politisieren. So holte sie sich viele Erfolge auf der aussenpolitischen Bühne z.B. bei Bush und Putin.
Merkels Erfolgsrezept im Bewahren ihrer Macht:
ZUHOEREN - ABWARTEN- SCHWEIGEN - SICH NICHT POSITIONIEREN - EVT. SICH ZURUECKZIEHEN UND DANN REDEN, WENN ES KEINE ZWEIFEL MEHR GIBT.
Das ist das Geheimnis Merkels, die Macht zu sichern.
Ein SP Politikerin fomulierte es so:
"Merkel macht den Sack erst zu, wenn der Inhalt geklärt ist". Der Bundeskanzlerin gelang es immer wieder - vor allem in heiklen oder aussichtslosen Situationen oder Diskussion - die Anwesenden zu bitten, sie sollen doch vorerst das Problem selbst lösen. Dann verliess sie die Szene. Nachdem dann eine Lösung gefunden wurde, betrat sie dann jeweils selbstbewusst die Bühne und verkaufte vor den Medien das Resultat als den eigenen persönlichen Erfolg.
Man könnte es positiv sagen: Merkel hat vorgelebt, dass Führen delegieren heisst und sich das bewährte Prinzip lohnt: Erst zuhören, denken und warten - und dann erst entscheiden was konkret umgesetzt werden kann.
Das ist einerseits eine Stärke. Doch geht Merkels Machterhaltungstrieb so weit, dass sie sich zu stark raus hält, wenn sie mitwirken müsste. Sie setzt zu stark auf die Macht der Zuhörens und des Schweigens.
Aus Angst vor Machtverlust wird bei ihr - das all zu lange "Sich - raushalten" - letztlich zu einer Führungsschwäche.
Merkels Macht basiert vor allem auf ihrer Fähigkeit, stets ruhig, sicher, freundlich die Szenen zu beherrschen. Sie bleibt selbst dann standhaft, wenn sie von vielen Alphatieren umringt ist. Wenn es aber nicht so geht - wie es Angela Merkel will - so macht sie einfach nicht mehr mit.
Merkel ist eine Artistin der Kommunikation:
Im Zusammenhang mit dem Mindestlohn erlebten wir ihr Lavieren zwischen Zugeständnis und Unnachgiebigkeit. Am Schluss war dann die Koalition gefährdet. Nun konnte Merkel - ohne Skrupel - gegen die eigenen Partei, gegen die eigene Parteiposition - Stellung nehmen.
Wenn es um den Machterhalt geht, kalkuliert die Bundeskanzlerin stets nach dem Kosten - Nutzenprinzip.
Das Zepter ihrer Macht ist angeblich ihr Handy. Sie führt nach Aussage von Mitarbeitenden oft - schnell und leise - mit SMS.
Kommentar: Wir haben in früheren Anlaysen gesehen, dass es die Bundeskanzlerin stets hervorragend gut versteht, sich postitiv ins Szene zu setzen, selbst dann, wenn sie gar nichts - oder nicht viel - erreicht hat. Die aufgelisteten Taktiken helfen ihr, ihre Macht zu erhalten. Die kühl kalkulierende Physikerin aus dem Osten wird auch weiterhin ihre Machtpostion verteidigen. Ihr Ziel, alles zu tun - der Machterhaltung willen - wird sie nie aus den Augen verlieren. Selbst wenn es in den Balken der Koalitien gefährlich knarrt, würde Merkels Machterhaltungstrieb dafür sorgen, dass sie nicht untergeht.
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