Montag, 26. Februar 2007

Kommunikation-konkret:

Geheimniskrämerei oder Offenheit?

Bei der Alltagkommunikation wird zwar Offenheit gewünscht. Doch hat jeder Mensch Geheimnisse. Das Geheimnis bietet uns Gelegenheit einer zweiten Welt neben der offenbaren.

Das ist nichts Anrüchiges, obwohl die meisten Menschen Offenheit gross schreiben.

Nichts gegen transparente und offene Kommunikation. Bleiben wir uns dennoch stets bewusst, dass jedes Geheimnis, das wir für uns bewahren, eröffnet der Individualität eine zweite Welt, d.h. eine Rückzugsmöglichkeit, einen Freiraum für die eigenen Bedürfnisse.

Wenngleich früher Heimlichkeit mit Nacht- und Nebelaktionen assoziert wurden,

so wissen wir heute, dass Beziehungen, die alles offen legen und ohne das innere Asyl des Geheimnisses auskommen, viel unzufriedener sind.

Schon Simmel fragte sich, ob sich Eheleute nicht "qualitativ mehr gehören, wenn sie sich quantitativ weniger gehören."

Geheimniskrämerei gehört genau so zum Menschen wie Geselligkeit und Gedankenaustausch.

Jedes Kind merkt bald, dass totale Offenheit Aerger heraufbeschwört und man sich mit "Klappehalten" Freunde schaffen kann.

"Schweigenkönnen" ist tatsächlich ein Element der Freundschaft.

Das Geheimnis hat anderseits den verführerischen Anreiz, es durch Ausplaudern oder Beichte zu durchbrechen. Ich zitiere Jörg Bergmann, der die Klatschkommunikation untersucht hat:

"Wer etwas weiss, das andere nicht wissen, kann diese Attraktivität nur ausspielen, wenn die andern auch wissen, dass man etwas weiss."

Es fällt oft schwer, ein Geheimnis mit ins Grab zu nehmen. Der Reiz ist zu gross, das Geheimnis zu lüften. Ein Geheimnis, um das aber zwei wissen, das ist jedoch keines mehr.

Fazit:

Egal wie offen wir sind. Jeder hat ein Geheimnis. Und das ist gut so.

Wer alles von sich preis gibt, wird uninteressant. Gerade das Verborgene macht Menschen reizvoll.

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