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Marcus Knill
29.03.2022 Brotz hat der SRG einen Bärendienst erwiesen
Mit der Moderation in der Arena von Mitte März hat er der Halbierungsinitiative unbeabsichtigt geholfen.
Mit der Moderation in der Arena von Mitte März hat er der Halbierungsinitiative unbeabsichtigt geholfen.
Die in Bern übertragene Rede ist ein Musterbeispiel, wie man mit wenig Worten eine grosse Wirkung erzielen kann.
Beispiel einer adressatengerechten Rede
von Marcus Knill
Wolodymyr Selenskyj überzeugt mit seinen Reden während des Angriffskrieges der Russen. Weshalb? Er spielt kein Theater, obschon er Bühnenauftritte beherrscht.
Mit seiner Rhetorik bewirkt er viel, weil er sich stets auf das jeweilige Publikums einstellt und weil er selbst von dem überzeugt ist, das er sagt. Bei jeder Rede formuliert er jeweils konkreten Botschaften an die entsprechenden Staaten. Die westliche Welt bittet er immer um Unterstützung. Er weiss, ohne humanitäre Hilfe, Waffen und nachhaltige Sanktionen gegen das übermächtige Russland hat er schlechte Karten. Jeden Tag, den die Widerstandskämpfer länger durchzustehen vermögen, steigt die Chance bei Verhandlungen zu punkten. Selenskyj ist glaubwürdig, weil er Vorbild ist und die Situation vor Ort kennt. Seine bildhaften Schilderungen der Situation sind realistisch. Er argumentiert mit Emotionen. Für mich lebt er das EEEEE Prinzip:
Engagement (zeigt sich in der Stimme, im freien Sprechen), Emotionen (Wir spüren die echte Betroffenheit), Energie (Er is fit bei jedem Auftritt, ausDRUCKstark), Erscheinung (situationsgerechte Kleidung), Einfache Sprache (Verständlichkeit)
Selenskyj investiert viel Zeit und Energie, um den Westen zu Hilfsaktionen zu zwingen. Erstaunlich, was er mit seinen Reden alles erreicht hat: Umfangreiche Waffenlieferungen, Finanzhilfe, bei der Koordination der Flüchtlingsaufnahme, aber auch hinsichtlich Unterstützung der Staatschefs auf diplomatischer Ebene. Die Reden haben dazu beigetragen, dass die Sanktionen gegen Russland enorm verschärft worden sind. Wolodymyr Selenskyj verkörpert den Widerstandswillen gegen Putins überraschenden Angriffskrieg.
Ich hatte die ganze Rede Selenskyjs in Bern auf dem Monitor verfolgt.
Der Auftritt wirkte glaubwürdig, nicht einstudiert.
Er nimmt kein Blatt vor den Mund. Kritik spricht er offen aus. In der Schweiz tadelt er das Verhalten von Nestlé.
Seine Gestik ist natürlich. Die Mimik lebt.
Zum Augenkontakt: Ich fühlte mich angesprochen.
Er ist immer bescheiden gekleidet.
Er spricht mit kraftvoller Stimme.
Für mich ist jede Rede ein Musterbeispiel, wie man mit wenig Worten eine grosse Wirkung erzielen kann.
Er fordert zwar mehr, als er bittet. Und hat das Glück, dass der Zeitgeist und die USA gegen Russland sind.
Die beruflichen Erfahrungen kommen dem Redner gewiss zu Gute. Ob er sich aber langfristig als Führer bewährt, wird sich erst noch zeigen.
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Supplement:
Medienspiegel aus dem Netz:
Wie das deutsche Parlament mit Selenskyj und seinem Land am Donnerstag umgegangen ist, ist an Peinlichkeit nicht zu überbieten.
Einfach würdelos."
Die Frankfurter Rundschau nennt die "peinliche Stille" nach Selenskyjs "flammendem Appell" ein "unwürdiges Schauspiel". Die Rede sei ergreifend gewesen. "Der Sternstunde folgt der Absturz in einen schwarzen Moment des deutschen Parlamentarismus." Besonders gelobt wird auch hier das rhetorische Geschick des ukrainischen Präsidenten: "Wolodymyr Selenskyj ist ein großer Redner. Bei seinem Auftritt vor dem US-Kongress beschwor er die Bombardierung von Pearl Harbor und baute auf diesem Trauma das Verständnis für seine Bitte um Hilfe für sein Land in Flammen auf. Auch die Deutschen packte er bei ihrer tiefsten Trennungserfahrung: 'Sie befinden sich gerade wieder hinter einer Mauer und mit jeder Bombe, die fällt, wird sie stärker.' In eindringlichen Worten baute er das Bild aus – etwa indem er Nord Stream 2 als Zement für diese neue Mauer verglich – und machte so das ukrainische Ohnmachtsgefühl für alle im Raum spürbar."
Der Focus hingegen erinnert daran, dass Selenskyj trotz einer emotionalen Rede auch die Haltung der USA nicht ändern konnte, und hält "die kühle Absage von Deutschland" für richtig. Selenskyj erinnere die Deutschen an ihre historische Verantwortung und versuche Deutschland in den Ukraine-Krieg zu ziehen. Doch sein Mauervergleich gehe nicht ganz auf: "Der Überfall auf die Ukraine, das ist die Schuld Putins, Stalins selbst ernannten Erben. Damit, auf diese ruchlose Weise die Schande des russischen Volks gemehrt zu haben, wird Putin in die Geschichte eingehen. Um auf eine der historischen Analogien zu kommen, die Selenskyj anführte, um den Westen zur Kriegsteilnahme gegen Russland zu nötigen: Als Walter Ulbricht, der DDR-Scherge der Sowjetunion, in Berlin die Unrechtsmauer hochzog, fiel ihm John F. Kennedy nicht in den Arm. Und auch die Bundeswehr blieb in ihren Kasernen. Weil es womöglich den Dritten Weltkrieg bedeutet hätte. Diese Geschichte hat Selenskyj verschwiegen."
T-online gibt Selenskyj mit seiner Kritik zwar "völlig recht". Trotzdem dürfe Deutschland nun "nicht kopflos handeln": "Es ist auch verständlich, dass die ukrainische Regierung den moralischen Druck auf Deutschland besonders erhöht. Denn es war vor allem die Bundesrepublik, die in den Augen vieler osteuropäischer Staaten die Region mit den Nord-Stream-Pipelines destabilisiert hat. Selenskyj kritisierte, dass Deutschland Bedenken nicht ernst genommen und damit zum jetzigen Krieg beigetragen habe. Zweifellos ließen sich vergangene Bundesregierungen von billigen russischen Rohstoffen blenden und sie unterschätzten die Kaltblütigkeit, mit der Putin seine machtpolitischen Ziele verfolgt. Die Antworten auf diese Fehler müssen nun trotzdem Sinn ergeben. Es ist vollkommen richtig, dass Deutschland schnellstmöglich die Abhängigkeit von russischen Rohstoffen lösen muss – besser heute als morgen. Aber für eine entschlossene Reaktion gegen Putin braucht es innere Einigkeit."
Moralisch habe Selenskyj zwar gewonnen, schreiben die Stuttgarter Nachrichten. Doch ob ihm das nutze, sei unklar: "Das saß. Überaus geschickt hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj seine Rede im Bundestag dazu genutzt, der deutschen Außenpolitik den Spiegel vorzuhalten. Parlament und Regierung ins Gesicht zu sagen, wie leisetretend und dienstbeflissen sie so viele Jahre gegenüber der russischen Politik aufgetreten sind. Dennoch wäre es falsch, Selenskyj nun blind zu folgen. Zwar hat Deutschland größtes Interesse, die Ukraine auf vielfältige Art und auch mit Waffen zu unterstützen. Sich aber durch Flugverbotszonen, wie die Ukraine sie von der Nato fordert, oder dergleichen in den Krieg gegen Russland ziehen zu lassen – das hieße: diesen Krieg zum europäischen Flächenbrand auszuweiten."
Selenskyj. ist ein überzeugender Politiker kein Schauspieler. Ansonsten könnte man Putin auch gerne noch mit seinem alten Spitznamen,- den KGB "Giftzwerg" nennen. Vielleicht sollte man dies auch.
Selenskyi hat ein begnadetes Team um sich, das weiß, das dieser Krieg mittelfristig auf anderen Ebenen als sich die verbitterten Lügner Lawrow und Putin vorstellen können, gewonnen wird.
Und jedes Mal mit einer Träne für das aktuelle Leid im Auge meinen Respekt für jemanden, der auf allen Ebenen für die Ukraine kämpft statt sich feige zu verstecken.
"Selenskyi hat ein begnadetes Team um sich"
Ja, sein gesamter Auftritt ist hochprofessionell, denn die Leute, die hinter ihm stehen, die sind es auch. Sein großer Förderer z.B. ist Ihor Kolomoisky, der durchaus zwielichtige Oligarch, der (neben Selensky) in den Pandora Papers auftauchte und der sich damit brüstete, die gesamte Serie "Diener des Volkes" auf seinem Kanal habe er geschaffen, um die Präsidentschaftskandidatur des dahinterstehenden Schauspielers vorzubereiten.
Wenn man Putins Krieg verstehen will, dann muss man verstehen, dass es in Putins zweifellos krankem Hirn auch darum geht, eine Rechnung mit Ihor Kolomoisky zu begleichen. Indem er sein Vermächtnis kaputtbombt. Kolomoisky hat Putin jahrelang im Fernsehen beleidigt und verspottet, ihn einen Perversen und Schizophrenen genannt und einen "kleinen Mann". Putin reagiert vermutlich allergisch auf sowas und Menschen sind ihm scheißegal.
Ich persönlich bin der Meinung, der Westen kann dem ukrainischen Volk helfen, was wahrlich nichts dafür kann, und dafür sorgen, dass Putin, der sicherlich gefährlicher ist als jeder ukrainische Oligarch, seine Träume vom Großreich möglichst zu Lebzeiten begräbt. Aber in einen Weltkrieg hineinziehen lassen darf er sich von diesen Cliquen niemals.
(Aus srf)
Nach dem CO2-Gesetz haben die Berner Stimmberechtigen auch ökologischere Autosteuern abgelehnt.
Kommentar: Eine Inflation steht bevor. Alles wird massiv teurer, ohne dass der Lohn steigt.
Deshalb werden in diesen harten Zeiten alle Oeko-vorlagen abgelehnt, die auch noch ans Portemonnaie
gehen.
Stolperstein gendern
(Quelle SRF)Mit Wortneubildungen wie «Lehrer*innen» oder «Schüler*innen» wollte man mit dem Gendersternchen die mögliche Diversität von Personen signalisieren und wirksam sein gegen Diskriminierung. Andere plädieren für die Paarformel, die jedoch bei Begriffen wie «Fussgängerinnenstreifen» oder «Ärztinnentermin» bei vielen Kopfschütteln auslösen.
Kommentar: Das generische Maskulinum sorgt für die Leser für mehr Klarheit. Jedenfalls dürfen wir unsere Sprache nicht leichtfertig dem Genderwahn opfern. Deshalb: Am besten gar keine Regeln und freier Sprachgebrauch für alle. Denn es geht um Verständlichkeit, gesunden Menschenverstand und Kürze.
An der Bildungsveranstaltung des Kantivereins Schaffhausen kreuzten Anna Rosenwasser und Markus Somm die Klingen zum Thema genderneutrale Sprache.
Rosenwasser setzte sich vehement für den Genderstern ein. Nur er zeige, dass es nicht nur Mann und Frau gebe.
Markus Somm Verleger, Historiker und Journalist überzeugte mich:
Er findet, die Sprache verändere sich automatisch. Jedoch nur langsam. Niemand sage heute Fräulein - ohne Zwang. Die Sprache dürfen wir nicht nicht Sprachpolizistinnen überlassen.
Drei Gründe sprechen gegen das Gendern:
1. Wir wollen eine einfache, effiziente und veständliche Sprache
2. Die Idee des Genderns ist der Wunsch einer Elite. Die gewaltsame Durchsetzung verstösst gegen die Demokratie. Eine Minderheit diktiert, wie die Mehrheit sprechen soll.
3. Die genderneutrale Sprache überfordert viele Menschen, die ohnehin schon Mühe haben mit einer korrekten Schreibweise.
Für Somm ist Gendern eine elitäre Zeitverschwendung!
Weil Krieg nicht so einfach zu definieren ist, wird bei militärischen Aktionen meist nur von Krise gesprochen.
Publiziert im Persönlich.com BLOG
Kriegsrhetorik (Entwurf)
von Marcus Knill
Vor- und während des Angriffs der russischen Truppen auf die Ukraine finden wir einmal mehr gute Beispiele von gezielter Kriegsrhetorik.
Weil das Wort Krieg offensichtlich nicht so einfach zu definieren ist, wird bei militärischen Aktionen meist nur von Konflikt oder Krise gesprochen. Journalisten schrieben beim Angriff auf die Ukraine zum Teil von Auseinandersetzung mit militärischen Mitteln. Später wurde bei dem Ueberfall doch Klartext gesprochen und die Rede Putins als Kriegserklärung bezeichnet, und die militärische Operation als Krieg.
Putin verbot den Medien von Krieg zu sprechen.
Er bezeichnet den militärischen Ueberfall als „Friedensmission“.
Der Bundesrat sprach bei den verhängten harten Sanktionen nur von Massnahmen.
Im landläufigen Sinn verstehen wir unter Kriegsrhetorik aggressive Rhetorik, mit der direkt oder indirekt gedroht oder Angst eingejagt wird.
Politiker greifen gerne zu martialischer Rhetorik, weil sie Aufmerksamkeit schafft.
Zu den eher amüsanten Beispielen zählt die Indianer-Parabel (Indianer Parabel) von Peer Steinbrück.
Kriegerische Rhetorik hat für Politiker den Vorteil, dass nicht argumentiert werden muss.
Kriegsrhetorik zeichnet sich mitunter dadurch aus, dass Kriegshandlungen beschönigt werden. z. Bsp.:
• Kollateralschäden = getötete oder verletzte Zivilisten
• Enthauptungsschlag = Bombenhagel auf Regierungsgebäude
• Chirurgischer Eingriff = Zerstörung von Häusern und Leben
• Menschen befreien = ein Land angreifen
• Grossangelegte Kampagne = Krieg führen
• Das gibt keinen halbherzigen Feldzug = Ankündigung eines grauenhaften Luftschlages
• Ein butaler Kampf steht bevor = Grosse Schlacht mit vielen Toten
• Speerspitze = Frontlinien
• Intelligente Waffen = GPS gesteuerte Waffen
• Die Truppen sind herausgefordert = Viele eigene Verletzte
• Wir degradieren diese Kräfte = Wir töten viele.
• Friendly Fire = Eigene Truppen unter eigenem Feuer
• Wir haben logistische Probleme = schlecht geplanter Feldzug.
• Städte werden gesäubert = Städte werden erobert, Häuser bombardiert
In der BZ konnten wir die Meinung von Politologen und Konfliktforscher über die Kriegsrhetorik VOR dem Angriff Putins lesen.
Während die Amerikaner und die Briten stärker auf Kriegsrhetorik setzen, würden Deutschland und Frankreich eher auf Diplomatie pochen. Putin verfolge die Strategie der Drohung schon länger.
Im Nachhinein erstaunte folgende These eines Politologen: Putin habe nicht die Absicht, die Ukraine zu überfallen. Der Aufmarsch bleibe nur eine Drohgebärde, um die eigenen Interessen durchzusetzen Durch die Kriegsrhetorik von aussen könnte jedoch Putin zu einer militärischen Aktion getrieben werden.
Ein Krieg passe nicht zu Wladimir Putin. Wenn Russland die Ukraine angreife, verspiele der Präsident alles, was er die letzten 20 Jahre aufgebaut habe. Das könne eigentlich nicht sein Ziel sein.
Lars-Erik Cederman, Politologe ETH Zürich vertrat die Meinung,
es sei schwierig, eine klare Antwort zu finden, welche rhetorische Strategie bei der Nato-Ost-Erweiterung momentan die Beste wäre. Die Meinung dominierte. Verhandeln, verhandeln, verhandeln. Im Glauben: Solange geredet wird, schweigen die Waffen. Der Angriffskrieg erwischte dann aber alle auf dem linken Fuss.
Kriegsrhetorik war in Europa in den letzten Jahrzehnten nichts Neues. Aber an einen wirklichen Krieg hat niemand mehr glauben wollen.