So geht es Kryenbühl nach seinem Horror-Sturz
Der erste Kitzbühel-Sieg von Beat Feuz wird vom schweren Sturz von Teamkollege Urs Kryenbühl (26) überschattet. Ein Déjà-vu-Erlebnis für alle Schweizer Ski-Fans.
Darum gehts
Urs Kryenbühl stürzt mit über 140 km/h beim Zielsprung der Kitzbühel-Abfahrt.
Der Schweizer ist nach dem Sturz ansprechbar.
Erinnerungen an den schlimmen Sturz von Daniel Albrecht werden wach.
Dieser stürzte vor genau zwölf Jahren an der selben Stelle.
Beat Feuz und andere Fahrer kritisieren die Piste.
Es ist eine Szene, die bei den Schweizer Ski-Fans schlimme Erinnerungen wach werden lässt. Urs Kryenbühl ist in der ersten von zwei Abfahrten von Kitzbühel auf den letzten Metern unterwegs, als er mit Tempo 140 beim Zielsprung das Gleichgewicht verliert. Der Schwyzer stürzt schwer, muss minutenlang behandelt werden.
Immerhin bewegt sich der Speed-Spezialist danach, hat bei seinem Sturz also nicht das Bewusstsein verloren. Trotzdem wird er mit einem Helikopter ins Spital in St. Johann geflogen. Erste Diagnose über Funk: Schädel-Hirn-Trauma.
Beat Feuz muss den schlimmen Sturz seines Teamkollegen aus nächster Nähe miterleben. Und schreckt sofort von seinem Leaderthron auf. «Hey, mached!» ruft der Schangnauer. Er meint damit die Pistenhelfer, die sich im Zielraum auf den Weg zum gestürzten Kryenbühl machen.
Bislang scheint es, als sei dieser nach seinem 70-Meter-Flug verhältnismässig glimpflich davon gekommen. Kryenbühl habe einen Betreuer erkannt, sagt Beat Feuz später im Interview mit ORF. Und auch Carlo Janka bestätigt das gegenüber SRF.
Am Freitagabend erfolgt dann leichte Entwarnung: «Die ersten Untersuchungen haben eine Gehirnerschütterung, einen Bruch des rechten Schlüsselbeines sowie einen Riss des Kreuz- und Innenbandes im rechten Knie ergeben», schreibt der Schweizerische Skiverband in einer Mitteilung. Kryenbühl bleibe über Nacht zur Überwachung im Spital und werde voraussichtlich am Samstag in die Schweiz zurückkehren.
Genau zwölf Jahre nach Albrecht-Sturz
Der üble Crash von Kryenbühl, der in dieser Saison seinen Durchbruch feierte, erinnert an Daniel Albrecht. Auf den Tag genau vor zwölf Jahren stürzt der Schweizer auf der Streif an der gleichen Stelle beim Zielsprung. Albrecht erleidet ein Schädel-Hirn-Trauma, liegt sogar drei Wochen lang im Koma.
22 Monate schuftet Albrecht an seinem Comeback. Im Dezember 2010 kehrt er schliesslich in den Weltcup zurück. Er fährt noch einige Male in die Punkte, an seine alten Leistungen kann der so talentierte Skifahrer jedoch nie mehr anknüpfen. Nach einer Knieverletzung tritt Albrecht 2013 vom aktiven Rennsport zurück. Der ganze Skizirkus drückt Urs Kryenbühl die Daumen, dass ihm dieses Schicksal erspart bleibt.
Kritik an Streif-Piste
Die Hahnenkamm-Abfahrt gilt nicht zu unrecht als das wohl spektakulärste Rennen im Ski-Weltcup. Trotzdem wird nach dem Sturz von Kryenbühl Kritik an der Piste laut. Zwar ist unter anderem der Zielsprung nach dem letzten Training noch einmal entschärft worden, die erhoffte Wirkung hatte das aber nicht. «Ein Zielsprung muss nicht 60, 70 Meter weit gehen», erklärt der frischgebackene Kitzbühel-Sieger Beat Feuz nach Rennende.
Der Sprung sei schon seit drei Tagen ein Thema, fügt er an. Der Italiener Dominik Paris meint: «Der Sprung an sich ist okay. Aber man fährt in einer Geschwindigkeit darüber, die keine Fehler verzeiht.»