Spannend bis zum Schluss
In der Gerüchteküche hiess es bereits, es werde nun doch noch zu einer Kampfwahl kommen.
Denn, Alfred Heer hatte vor der Delegiertenversmmlung nichts von sich hören lassen und hatte nicht auf eine Kandidatur verzichtet.
Heer war abgetaucht.
Journalisten prognostizierten bereits: Wenn es zu einer geheimen Wahl komme, würde Heer gewählt.
Nun sind die Würfel gefallen. Ich zitiere SRF:
SVP-Delegiertenversammlung:
Tessiner Marco Chiesa wird neuer SVP-Präsident
- Der Tessiner Marco Chiesa ist an der SVP-Delegiertenversammlung in Brugg Windisch AG mit grosser Mehrheit zum neuen Präsidenten der Partei gewählt worden.
- Die SVP-Delegierten haben auch Parolen zu den eidgenössischen Abstimmungsvorlagen vom 27. September gefasst.
- Die eigene «Begrenzungsinitiative» wurde einstimmig und mit viel Applaus zur Annahme empfohlen.
- Zur Kampfjet-Abstimmung wurde eine Ja-Parole gefasst, zum Vaterschaftsurlaub eine Nein-Parole.
Die mehr als 350 Delegierten quittierten die Wahl von Chiesa mit Applaus. Die Stimmen konnten nicht mehr ausgezählt werden. Es war jedoch eine sehr grosse Mehrheit. Der 45-Jährige löst Nationalrat Albert Rösti an der Parteispitze ab.
Er werde das Programm der SVP nicht ändern, nur um netter zu sein und mit allen auszukommen, sagte Chiesa nach seiner Wahl. Er wolle ganz sicher keine 10-Millionen-Schweiz. Er wolle seinen Kindern eine Welt übergeben, auf die sie stolz sein könnten. Mit Chiesa hat die SVP erstmals einen Präsidenten aus der lateinischen Schweiz.
Alfred Heer hat verzichtet
Bei der SVP kam es zu keiner Kampfwahl um das Präsidentenamt. Der Zürcher Nationalrat Alfred Heer stellte sich am Ende nicht zur Verfügung. Die Zürcher Kantonalpartei unterstützte öffentlich den einzigen Kandidaten Marco Chiesa.
Heer hatte allerdings bis zuletzt offen gelassen, ob er an der Versammlung zur Wahl für das Präsidium der SVP Schweiz antreten wird. Die Zürcher Kantonalpartei hatte ihn eigentlich offiziell nominiert.
Aus BLICK:
Was machen Sie am liebsten – neben der Politik?
Ich widme meine gesamte Freizeit meinen Kindern und meiner Frau.
Ihr Traumberuf als Bub?
Hausarzt, ein aussergewöhnlicher Beruf.
Ihr bisher grösster politischer Erfolg?
Die Annahme der Kantonalverfassungs-Initiative im Tessin zur Wiederherstellung des Inländervorrangs auf dem Arbeitsmarkt.
Ihr politischer Lieblingsfeind?
Ich habe keine Feinde, nur politische Gegner.
Was ist für Sie Heimat?
Unser wunderbares Land, in dem ich meine Wurzeln habe, mein Zuhause, meine Familie.
Ihr Lieblingssong?
«One» von U2.
Was brachte Sie zuletzt zum Weinen?
Geweint habe ich nicht, aber ich habe schwierige Zeiten während der Corona-Krise erlebt.
Ihre grösste Schwäche?
Schwiizertütsch.
Womit kann man Ihnen eine Freude bereiten?
Mit einem freien Abend und einem gemütlichen Abendessen mit alten Freunden.
Haben Sie ein Tattoo? Wenn nicht, was liessen Sie sich stechen?
Nein, und ich werde mir auch nie eines stechen lassen.
Bier oder Wein?
Ein feines Glas Merlot del Ticino.
Lago Maggiore oder Lago di Lugano?
Lago di Lugano.
Matteo Salvini oder Sebastian Kurz?
Sebastian Kurz.
Skiferien oder Strandferien?
Skiferien in unseren Schweizer Bergen.
Würden Sie Ihren Kindern raten, in die Politik zu gehen?
Ja
sicher, wir brauchen Schweizerinnen und Schweizer, die sich in der
Politik engagieren für eine lebendige Demokratie und auch in Zukunft für
eine freie Schweiz kämpfen.
Heute ist es so weit: An der Delegiertenversammlung in Windisch AG wählt die SVP ihren neuen Präsidenten.
Acht Monate sind seit der Rücktrittsankündigung von Albert Rösti (53) vergangen. Eigentlich hätte bereits im März ein Nachfolger bestimmt werden sollen, was wegen Corona aber schiefging.
Für die SVP kam das nicht ungelegen: denn sie tat sich schwer, einen neuen Chef zu finden. Die, die sich das Amt vorstellen konnten, wollte SVP-Doyen Christoph Blocher (79) nicht.
Am früheren Nachmittag wird der neue SVP-Chef feststehen. Der Vorstand hat gestern Abend Marco Chiesa (45) einstimmig zur Wahl empfohlen. Damit ist er gesetzt. Der Zürcher SVP-Nationalrat Alfred Heer (58) hat seine Kandidatur zwar noch immer nicht zurückgezogen. Doch auch wenn es zur Kampfwahl kommt: Heer dürfte Chiesa kaum in die Quere kommen. Erstmals wird wohl ein Tessiner Präsident der grössten Schweizer Partei.