FAZ kritisiert Amazonas-Synode
Amazonas-Synode : Kult um Fruchtbarkeit statt Liturgie
Mutter Erde, wir loben dich: Ein indigenes Baumpflanz-Ritual in den
Vatikanischen Gärten zum Franziskus-Tag 2019
Während der in Rom tagenden Amazonas-Synode wurden Rituale gefeiert, bei denen der Christus-Bezug entbehrlich
erscheint.
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Der Kult der Mutter Erde ist seine Anschlussfähigkeit, seine
unbegrenzte Verknüpfbarkeit mit spirituellen Attributen, von
naturreligiösen Fruchtbarkeitskulten bis hin zur Klimareligion eines
irgendwie heiligen Planeten. Der Vatikan
gibt der Mutter Erde eine ehrwürdige Bühne, wenn im Rahmen der derzeit
in Rom tagenden Amazonas-Synode Rituale gefeiert werden, bei denen man
alttestamentliche Bibellesungen dergestalt mit Merkmalen von
Fruchtbarkeitskulten verbindet, dass sich die liturgischen Formen
auflösen zugunsten einer Gaia-Liturgie, in der – traditionell gesprochen
– zwischen Gottesdienst und Götzendienst die Grenzen zu zerfließen
scheinen, zumindest ihre unterscheidende Bedeutung verlieren. Schon
unmittelbar vor der Synode, bei der es um die Mobilisierung indigener
Narrative zur Reform der Kirche geht, hatte es in den Vatikanischen
Gärten im Beisein des Papstes einen erdverbundenen, rund um indigene
Mythologien angelegten Lobpreis der Schöpfung gegeben, der jedenfalls
ohne Christus als „Gott von Gott“ (Credo) auskam.
Was ist da los
im Vatikan? Wird das Christentum unter dem Jesuitenpapst zur
Sammlungsbewegung einer Welteinheitsreligion, die den Universalismus von
„katholisch“ (allumfassend) mit „planetarisch“ (biosphärisch)
übersetzt? Verliert hier eine monotheistische Religion ihr Gesicht?
Gemach, gemach. Zum einen: Begriffe wie synkretistisch, häretisch oder
heidnisch taugen schon lange nicht mehr als kritische Gegenbegriffe zur religio vera (Augustinus). Seit die Kirche
dazu übergegangen ist, sich ein Wahrheitsmodell in physikalischen
Termini zu verpassen, das radikal inklusiv verfährt (es geht um überall
zu findende „Elemente“ und „Grade“ der Wahrheit), seitdem steckt sie in
der Verlegenheit, von ihren eigenen Voraussetzungen her nicht länger die
Grenzen zu Lüge und Sünde bestimmen zu können. Denn natürlich: wo wäre
nicht immer auch ein Körnchen Wahrheit zu finden? Wahrheit und Lüge,
Tugend und Sünde sind demnach auf einem Kontinuum angesiedelt, das die
Künste seit je treffsicher beschreiben, aus dem heraus sich aber kein
Dekalog mit seinem ausschließenden „Du sollst (nicht)“ formulieren
lässt. Das zum einen.
Zum anderen
gehört es von Anfang an zu den Missionsstrategien des Christentums, sich
bei seiner Verkündigung an das jeweilige Umfeld anzupassen, allen alles
zu werden, um wenigstens einige zu retten, wie ein berühmtes, dem
Paulus zugeschriebenes Wort geltend macht. Und zumal die Jesuiten
kleideten sich in alle möglichen Gewänder, wurden den Brahmanen
Brahmanen und so weiter, um ihre Weltmission durchzuführen. Keine
Mission ohne Inkulturation: Das war theologisch nie strittig; der Streit
ging immer nur darum, ob die christlichen Gehalte als solche noch
transportiert werden oder ob sie im Prozess der kulturellen Angleichung
nicht mehr erkennbar sind. Hier liegt der springende Punkt für das
ungläubige Staunen, das die auf ihr Christus-Credo festgelegten
Gläubigen nun neuerdings dem vatikanischen Kult der Mutter Erde
entgegenbringen.