Montag, 15. April 2019
Schawinski ist einem Medienwirbel ausgesetzt. Zuerst schweigt er. Dann aber reagiert er ungewohnt hart.
Schawinski: "Die Kritik ist infam. Sie ist eine verlogene Kampagene!"
In seiner Sendung am Montag fragte Schawinski die deutsche Philosophin und Edelprostituierte Salomé Balthus, ob sie als Kind sexuell missbraucht worden sei. Weil der Moderator zwei Minuten vor dieser Frage ein Foto von Balthus Vater eingeblendet hatte - er war in der DDR ein bekannter Musiker - wurde von verschiedenen Medien insinuiert, Balthus sei von ihrem Vater missbraucht worden.
Diese Kritik war in der "Sonntags-Zeitung", im "Tages Anzeiger" und in der NZZ zu lesen.
In den Schaffhauser Nachrichten nahm Schwinski erstmals Stellung zu dieser Kritik.
"Mir zu unterstellen, ich habe etwas gefragt, aber etwas anderes gemeint, empfinde ich als infam".
(infam = abscheulich, bösartig, gemein).
Denn die Missbrauchsfrage habe er im Anschluss an eine klare Aussage von Alice Schwarzer gestellt.
Tatsächlich sagte Alice Schwarzer: "Wir wissen aus den Lebensläufen, dass eine überwältigende Mehrheit von den Frauen, die freiwillig in der Prostitution sind (....) in der Kindheit sexuellen Missbrauch erfahren haben".
Nach diesem Zitat fragte Schawinski wörtlich: "Ist dies bei Ihnen auch der Fall gewesen? Würden sie mir es gestehen, wenn es so wäre?" Balthus antwortete, dies sei nicht der Fall.
Diese Passage war es, die einen Medienwirbel auslöste.
Schawinski: "Dies hat nichts mehr mit Journalismus zu tun. Das ist blosse Polemik gegen alte weisse Männer mit ihrer toxischen Männlichkeit, welche die radikalen Feministinnen ganz offen und unverblümt allesamt zum Teufel jagen wollen." Für Schawinski ist die Kampagen gegen ihn schon deshalb verlogen, weil Balthus am Schluss der Sendung sich enttäuscht zeigte, dass die Zeti schon vorbei war. "Ich hätte gern noch weitergemacht, sagte sie vor laufender Kamera.
Ich hatte ebenfalls nicht den Eindruck dass Salomé Balthus gefrustet wirkte. Roger Schawinski interviewte aus meiner Sicht recht wohlwollend und er unterbrach recht wenig.
Zusätzlich wurde die Geschichte aufgekocht, weil Balthus nachher als Kommentatorin in der "Welt" entlassen worden ist. In diesem Fall verstehe ich Schawis Aerger. Vielleicht hat er doch zu lange geschwiegen.
Sie war bereits zuvor Gast bei «Sternstunde Philosophie» und sagte dort Interessantes. Als Philosophin, Autorin und Prostituierte mit viel Drang in die Öffentlichkeit hat sie im deutschsprachigen Raum ein klares Alleinstellungsmerkmal.
Verstehen Sie die Kritik, die in Tageszeitungen, in mehreren Sonntagszeitungen und Online-Foren auf Sie hereinprasselt? Ich werde vor allem für einen Satz kritisiert, den ich nicht gesagt habe. Mir wird nun vorgeworfen, dass ich ihn zwar gedacht, aber nicht gesagt habe. Das ist grotesk und perfid zugleich. Auf dieses eine gefakte Zitat baut Frau Balthus ihre gesamte Kritik auf. Alle ihre Blogs funktionieren so. Sie schreibt immer über ihre Erlebnisse als Prostituierte, so etwa kürzlich unter dem Titel «Fickt die Reichen». Darüber will sie einen Roman schreiben, wie sie erklärt. Deshalb weiss man nicht, was bei ihr Fakt ist, und was Fiktion. Am Schluss der Sendung bedauerte sie jedenfalls bei laufender Kamera, dass dies bereits das Ende ihres TV-Auftritts sei. Anschliessend hatten wir beim Hinausbegleiten ein freundschaftliches Gespräch. Und in einem Telefonat mit meinem Produzenten erkundigte sie sich später unter anderem, ob es die Möglichkeit einer Nachfolgesendung gebe. Soviel zum angeblich grossen Schock, den sie in meiner Sendung erlitten haben soll.
Erachten Sie es als gerechtfertigt, dass Salomé Balthus ihre Kolumne bei der «Welt» aufgrund Ihrer Intervention verloren hat?Ich habe mich beim Chefredaktor der «Welt» gemeldet. Ich fragte ihn, was er vorschlage und dachte an eine Berichtigung. Er teilte mir dann am nächsten Morgen mit, dass man die Zusammenarbeit mit dieser freien Mitarbeiterin eingestellt und die Kolumne gelöscht habe. Im Nachgang zur Relotius-Affäre herrscht in seriösen deutschen Publikationen zurzeit offenbar eine Nulltoleranz-Mentalität in Sachen Fake-Zitate. Dies kann ich nachvollziehen.
Hatten Sie seit der Ausstrahlung der Sendung Kontakt mit Salomé Balthus?Nein.
Weder Nathalie Wappler oder Tristan Brenn, noch die Medienstelle: Wie erklären Sie es sich, dass SRF keine Stellung beziehen wollte zu den Diskussionen um diese Sendung?
Dies ist doch vor allem eine Sache des Ombudsmannes Roger Blum. Der hat, wie er mitteilte, bisher eine einzige Beschwerde erhalten. Wenn jedoch die Kampagne weitergeht, werden es sicher noch mehr.
Ja, darüber hatte persoenlich.com berichtet.Auch die «SonntagsZeitung» kannte diesen Text. Doch dort hat man ihn unterschlagen, um die Knaller-Story vom einhelligen «Shitstorm» gegen mich nicht zu gefährden. Dies ist für mich eine journalistisch unterirdische Haltung und beweist, dass es sich um eine gezielte Kampagne handelt.
Mit Bezug zum Kommentar auf Watson.ch kann ich Sie ja jetzt fragen: Wie gut kennen Sie den «Welt»-Chef Ulf Poschardt?Wir sind uns damals in Berlin begegnet. Ich habe ihn wie alle anderen wichtigen Journalisten in Deutschland getroffen. Das ist mehr als zehn Jahre her. Und vor einiger Zeit war er in einer Direktschaltung Gast meiner Sendung.
Würden Sie die Frage nach dem Missbrauch in der Kindheit erneut stellen, wenn Sie das Interview nochmals führen könnten?
Ja, aber ich würde das Statement von Alice Schwarzer nicht mehr als erstes von mehreren bringen, sondern erst später in der Sendung. Ich habe nicht im Traum daran gedacht, dass man irgendwelche Verbindungen vom üblichen Einstieg – nämlich den Fragen nach dem familiären Background – zu einem anschliessend eingeblendeten konkreten Statement konstruieren könnte, um mich umgehend als Frauenfeind abqualifizieren zu können. Auch die vorgebrachte Behauptung, dass wegen meines forschen Stils nur noch wenige Frauen in meine Sendung kommen, ist falsch. In den letzten Monaten hatte ich folgende spannende Frauen zu Gast: Magdalena Martullo Blocher, Hazel Brugger, Chantal Galladé, Laura Zimmermann von Operation Libero, Nadja von der Jugend-Klimabewegung und nun eben auch Salomé Balthus.
Im Tagi hiess es, Sie seien «unsensibel, oberflächlich und wenig am Gegenüber interessiert». Das schrecke viele Frauen ab.Die Frauen können nicht immer Gleichberechtigung fordern, und dann auf weniger kritische Fragen bei sogenannt «weichen Themen» pochen, wie es Michèle Binswanger im «Tages-Anzeiger» getan hat. Tatsächlich habe ich sie in einer meiner TV-Sendungen kritisch zu ihrem Buch befragt, in dem sie detaillierte Anleitungen gibt, mit welchen Tricks und Lügen Frauen ihre Männer betrügen können. Das ist eine Form von Feminismus, die mir bis anhin fremd war. Deshalb musste ich auch dort kritische Nachfragen stellen.
Zum Schluss: Wie lange möchten Sie «Schawinski» noch machen?
No Comment.
Roger Schawinski hat die Fragen schriftlich beantwortet
In seiner Sendung am Montag fragte Schawinski die deutsche Philosophin und Edelprostituierte Salomé Balthus, ob sie als Kind sexuell missbraucht worden sei. Weil der Moderator zwei Minuten vor dieser Frage ein Foto von Balthus Vater eingeblendet hatte - er war in der DDR ein bekannter Musiker - wurde von verschiedenen Medien insinuiert, Balthus sei von ihrem Vater missbraucht worden.
Diese Kritik war in der "Sonntags-Zeitung", im "Tages Anzeiger" und in der NZZ zu lesen.
In den Schaffhauser Nachrichten nahm Schwinski erstmals Stellung zu dieser Kritik.
"Mir zu unterstellen, ich habe etwas gefragt, aber etwas anderes gemeint, empfinde ich als infam".
(infam = abscheulich, bösartig, gemein).
Denn die Missbrauchsfrage habe er im Anschluss an eine klare Aussage von Alice Schwarzer gestellt.
Tatsächlich sagte Alice Schwarzer: "Wir wissen aus den Lebensläufen, dass eine überwältigende Mehrheit von den Frauen, die freiwillig in der Prostitution sind (....) in der Kindheit sexuellen Missbrauch erfahren haben".
Nach diesem Zitat fragte Schawinski wörtlich: "Ist dies bei Ihnen auch der Fall gewesen? Würden sie mir es gestehen, wenn es so wäre?" Balthus antwortete, dies sei nicht der Fall.
Diese Passage war es, die einen Medienwirbel auslöste.
Schawinski: "Dies hat nichts mehr mit Journalismus zu tun. Das ist blosse Polemik gegen alte weisse Männer mit ihrer toxischen Männlichkeit, welche die radikalen Feministinnen ganz offen und unverblümt allesamt zum Teufel jagen wollen." Für Schawinski ist die Kampagen gegen ihn schon deshalb verlogen, weil Balthus am Schluss der Sendung sich enttäuscht zeigte, dass die Zeti schon vorbei war. "Ich hätte gern noch weitergemacht, sagte sie vor laufender Kamera.
Ich hatte ebenfalls nicht den Eindruck dass Salomé Balthus gefrustet wirkte. Roger Schawinski interviewte aus meiner Sicht recht wohlwollend und er unterbrach recht wenig.
Zusätzlich wurde die Geschichte aufgekocht, weil Balthus nachher als Kommentatorin in der "Welt" entlassen worden ist. In diesem Fall verstehe ich Schawis Aerger. Vielleicht hat er doch zu lange geschwiegen.
Edith Hollenstein interviewt Schawi nach dem Medienwirbel (Quelle PERSOENLICH.COM)
Herr Schawinski, warum hatten Sie Salomé Balthus überhaupt ins Fernsehen eingeladen?Sie war bereits zuvor Gast bei «Sternstunde Philosophie» und sagte dort Interessantes. Als Philosophin, Autorin und Prostituierte mit viel Drang in die Öffentlichkeit hat sie im deutschsprachigen Raum ein klares Alleinstellungsmerkmal.
Verstehen Sie die Kritik, die in Tageszeitungen, in mehreren Sonntagszeitungen und Online-Foren auf Sie hereinprasselt? Ich werde vor allem für einen Satz kritisiert, den ich nicht gesagt habe. Mir wird nun vorgeworfen, dass ich ihn zwar gedacht, aber nicht gesagt habe. Das ist grotesk und perfid zugleich. Auf dieses eine gefakte Zitat baut Frau Balthus ihre gesamte Kritik auf. Alle ihre Blogs funktionieren so. Sie schreibt immer über ihre Erlebnisse als Prostituierte, so etwa kürzlich unter dem Titel «Fickt die Reichen». Darüber will sie einen Roman schreiben, wie sie erklärt. Deshalb weiss man nicht, was bei ihr Fakt ist, und was Fiktion. Am Schluss der Sendung bedauerte sie jedenfalls bei laufender Kamera, dass dies bereits das Ende ihres TV-Auftritts sei. Anschliessend hatten wir beim Hinausbegleiten ein freundschaftliches Gespräch. Und in einem Telefonat mit meinem Produzenten erkundigte sie sich später unter anderem, ob es die Möglichkeit einer Nachfolgesendung gebe. Soviel zum angeblich grossen Schock, den sie in meiner Sendung erlitten haben soll.
Erachten Sie es als gerechtfertigt, dass Salomé Balthus ihre Kolumne bei der «Welt» aufgrund Ihrer Intervention verloren hat?Ich habe mich beim Chefredaktor der «Welt» gemeldet. Ich fragte ihn, was er vorschlage und dachte an eine Berichtigung. Er teilte mir dann am nächsten Morgen mit, dass man die Zusammenarbeit mit dieser freien Mitarbeiterin eingestellt und die Kolumne gelöscht habe. Im Nachgang zur Relotius-Affäre herrscht in seriösen deutschen Publikationen zurzeit offenbar eine Nulltoleranz-Mentalität in Sachen Fake-Zitate. Dies kann ich nachvollziehen.
Hatten Sie seit der Ausstrahlung der Sendung Kontakt mit Salomé Balthus?Nein.
Weder Nathalie Wappler oder Tristan Brenn, noch die Medienstelle: Wie erklären Sie es sich, dass SRF keine Stellung beziehen wollte zu den Diskussionen um diese Sendung?
Dies ist doch vor allem eine Sache des Ombudsmannes Roger Blum. Der hat, wie er mitteilte, bisher eine einzige Beschwerde erhalten. Wenn jedoch die Kampagne weitergeht, werden es sicher noch mehr.
«Das sind Auswüchse der Me-too-Bewegung»Könnte es sein, dass die Wendung, die diese Angelegenheit genommen hat, durchaus mit «Männerbündelei» oder sogar mit «Feigheit» zu tun hat, wie es die «Sonntagszeitung» schreibt?Das ist absoluter Unsinn. Der Chefredaktor der «Welt» ist ein Mann. Also musste ich mich an ihn wenden. Ob ich ihn überhaupt kenne, und falls ja, wie gut, hat Simone Meier von «Watson», die diese These aufbrachte, nicht recherchiert. Denn für sie ist klar: Die weissen alten Männer mit ihrer toxischen Männlichkeit sind allesamt schuldig und müssen weg. Dies schreibt sie ohne Umschweife. Das heisst: Neuerdings ist es nicht mehr wichtig, was stimmt, sondern wer man ist, was man darstellt. Die Identität ist also wichtiger als die Fakten. Dies empfinde ich als eine extrem gefährliche Entwicklung. Es sind Auswüchse der Me-too-Bewegung. Übrigens hat sich die bekannteste Feministin Deutschlands, Alice Schwarzer, in Emma ganz klar auf meine Seite geschlagen.
Ja, darüber hatte persoenlich.com berichtet.Auch die «SonntagsZeitung» kannte diesen Text. Doch dort hat man ihn unterschlagen, um die Knaller-Story vom einhelligen «Shitstorm» gegen mich nicht zu gefährden. Dies ist für mich eine journalistisch unterirdische Haltung und beweist, dass es sich um eine gezielte Kampagne handelt.
Mit Bezug zum Kommentar auf Watson.ch kann ich Sie ja jetzt fragen: Wie gut kennen Sie den «Welt»-Chef Ulf Poschardt?Wir sind uns damals in Berlin begegnet. Ich habe ihn wie alle anderen wichtigen Journalisten in Deutschland getroffen. Das ist mehr als zehn Jahre her. Und vor einiger Zeit war er in einer Direktschaltung Gast meiner Sendung.
«Ich habe nicht im Traum daran gedacht, dass man mich deshalb als Frauenfeind abqualifizieren könnte»Hatten Sie sich darauf vorbereitet, wenn Salomé Balthus geantwortet hätte, sie sei tatsächlich vom Vater missbraucht worden?Es ging allein um das Statement von Alice Schwarzer, dass bei Prostituierten der Anteil von Frauen, die als Kinder missbraucht wurden, überproportional hoch ist. Dies kann mit einer Vielzahl von Studien belegt werden. Für mich war es interessant, mit dieser aussergewöhnlichen Frau auch über dieses Thema zu sprechen. Wer soll denn eine solche Frage besser beantworten können als eine Philosophin mit Prostitutionserfahrung und eine, die selber die Öffentlichkeit sucht? Ein bekannter Zürcher Psychiater hat mir bestätigt, dass meine Frage in diesem Kontext absolut zulässig war. Ebenso wollte ich wissen, weshalb sie Dinge sagt wie: «Ich will nicht Euren Respekt. Ich will Euren Hass.» So etwas habe ich noch von keinem Gesprächspartner gehört.
Würden Sie die Frage nach dem Missbrauch in der Kindheit erneut stellen, wenn Sie das Interview nochmals führen könnten?
Ja, aber ich würde das Statement von Alice Schwarzer nicht mehr als erstes von mehreren bringen, sondern erst später in der Sendung. Ich habe nicht im Traum daran gedacht, dass man irgendwelche Verbindungen vom üblichen Einstieg – nämlich den Fragen nach dem familiären Background – zu einem anschliessend eingeblendeten konkreten Statement konstruieren könnte, um mich umgehend als Frauenfeind abqualifizieren zu können. Auch die vorgebrachte Behauptung, dass wegen meines forschen Stils nur noch wenige Frauen in meine Sendung kommen, ist falsch. In den letzten Monaten hatte ich folgende spannende Frauen zu Gast: Magdalena Martullo Blocher, Hazel Brugger, Chantal Galladé, Laura Zimmermann von Operation Libero, Nadja von der Jugend-Klimabewegung und nun eben auch Salomé Balthus.
Im Tagi hiess es, Sie seien «unsensibel, oberflächlich und wenig am Gegenüber interessiert». Das schrecke viele Frauen ab.Die Frauen können nicht immer Gleichberechtigung fordern, und dann auf weniger kritische Fragen bei sogenannt «weichen Themen» pochen, wie es Michèle Binswanger im «Tages-Anzeiger» getan hat. Tatsächlich habe ich sie in einer meiner TV-Sendungen kritisch zu ihrem Buch befragt, in dem sie detaillierte Anleitungen gibt, mit welchen Tricks und Lügen Frauen ihre Männer betrügen können. Das ist eine Form von Feminismus, die mir bis anhin fremd war. Deshalb musste ich auch dort kritische Nachfragen stellen.
Zum Schluss: Wie lange möchten Sie «Schawinski» noch machen?
No Comment.
Roger Schawinski hat die Fragen schriftlich beantwortet