Erkenntnisse aus der Praxis bei einem Wahlkampf
Antworten auf Fragen zum aktuellen Wahlkampf in Winterthur (aus dem heutigen Interview mit Tele Top):
Wie wichtig ist der WAHLKAMPF für die Parteien und Personen?
- Er ist entscheidend über Erfolg oder Misserfolg
- Er muss aber professionell geführt werden
- Es gibt gewisse Grundregeln, die beachtet werden müssen
- Beispielsweise muss das Team den Wahlkampf rechtzeitig vorbereiten
- Genau so wichtig wie der Wahlkampf ist das Image der Partei und die Glaubwüdigkeit der Kandidaten
- Wichtig ist der Bekanntheitsgrad der Akteure. Der Bekanntheitsgrad muss jedoch langfristig aufgebaut werden.
- Auch die Vernetzung und das Helferteam ist wichtig
Was sollte man unterlassen und was wird bezüglich Wahlkampf empfohlen?
- Die grössten Fehler sind:
. Es fehlt das Ziel und die Strategie. Das Ziel bestimmt die Strategie
. Man will sich nicht extern beraten lassen (Medienauftritte, Formulierung der Kernbotschaft, professionelles Layout, Fotos, Webseiten)
. Es wirken zu viele Einzelkämpfer mit, statt ein TEAM (ist vor allem im Onlinebereich wichtig)
. Der eigene Bekanntheitsgrad wird überschätzt (man lebt in der eigenen Filterblase)
. Der Wahlkampf ist langweilig. Es wir so gemacht wie immer
- Empfehlenswert ist:
. Verlasse die Komfortzone. Kümmere Dich um Menschen, die Dich nicht kennen
. Beschränken wir uns auf EINE knackige Dachbotschaft. Schnelle verdichtete Kommunikation ist gefragt
. Baue Vertrauen auf
. Erfassen wir die Wünsche und Vorstellungen der Wähler
Wie wichtig ist die ganze Wahlwerbung (Flyer, Standaktionen, Wahlplakate usw)?
Die Wirkung verpufft, wenn die Botschaft nicht synchronisiert wird (Wiederholung der Kernbotschaft, wenn mit gespaltener Zunge geredet wird oder Farbe, Schrift und Texte nicht übereinstimmen
Standaktionen bringen wenig, wenn die Akteure vor Ort unter sich plaudern und nicht päsent sind.
Sie haben den Kontakt mit der Bevölkerung aufzunehmen
Wahlplakate müssen in 3 Sekunden gelesen werden können (Grosse Schrift in Klein und Grossbuchstaben)
Kurze Aussage. Grosse Namen und Fotos
Das Wahlkampfteam verteilt Plakate mit Metallständer für Mitglieder, die Plakate auf dem eigenen Grundstück aufstellen
Das persönliche Ansprechen der Stimmberechtigten macht sich bezahlt. In Amerika hat sich die persönliche Werbung vor der Haustüre bewährt (Haustürwahlkampf)
Effizient ist das Schneeballprinzip: Jedes Mitglied der Partei bearbeitet 10 Stimmberechtigte und diese wiederum überzeugen 10 Bekannte usw.
Bürger müssen zu Betroffenen gemacht werden
In den Printmedien werden Kleininserate geschaltet, die von einzelnen Personen bezahlt werden. (Die Kleininserate enthalten eine Aussage mit der Photo des Sponsors)
Welches ist die wichtigste Werbung und weshalb?
Werbung ist personalisiert
Das Online Marketing wird immer wichtiger
Mit Youtube Filmchen von wenigen Sekunden und kurze originelle Aussagen über google Ad word werden breite Kreise angesprochen
Das Netzwerk muss breiter aufgestellt werden
- über Whats up
- evt musical ly
und selbstverständlich über Facebook, Twitter usw.
Wahlkämpfe leben von Erregungskurven, Zuspitzung, Provokationen und Polarisierung
Es gibt Werber, die sagen, wichtig ist, dass man die Aufmerksamkeit weckt. Lieber eine Welle von Kritik als dass man nicht beachtet wird
Was macht ein gutes Wahlplakat aus?
- Es muss innert 2-3 Sekunden gelesen werden können und ist leicht verständlich zu gestalten
- Es muss die Aufmerksamkeit wecken
- Die konkrete Kernbotschaft sollte mit der Person oder Partei gekoppelt werden
Was sind schlechte Wahlplakate?
- Sie sind überladen
- Botschaft fehlt
- Zu viele Botschaften
- Zu abstrakte Aussagen
- Haben eine zu kleine Schrift und schlechte Photos
Wieviel darf ein Wahlkampf kosten?
Da gibt keinen fixen Betrag. Das ist von der jeweiligen Situation abhängig
Es gibt viele günstige Werbemöglichkeiten, wie
Auftritte in Medien, Standaktionen und gesponserten Kleininserate, Artikel von Kandidaten, Leserbriefe.
Erstaunlich, was in den letzten Jahren mit Online Fundraising (engl.), Mittelakquisition bzw. Mittelbeschaffung für Summen gesammelt werden konnten (Beispiel "Operation libero")
Mehr Geld für den Wahlkampf = Mehr Chancen, gewählt zu werden?
- Nein, aber wir benötigen immer Geld
- Der Spruch "Gib mir eine Million und ich mache aus einem Kartoffelsack einen Bundesrat", trifft nicht zu
- Wenn man weiss, dass jemand viel Geld investiert, kann dies kontraproduktiv sein (Die Bevölkerung will nicht gekauft werden)
Die grössten Herausforderungen bei Wahlkampagnen
- Die Glaubwürdigkeit der Partei und der Kandidaten
- Das natürliche, authentische Auftreten
- Die rechtzeitige Aktivierung der Wahlkampfteams und dessen Führung
- Den Bekanntheitsgrad der Kandidaten rechtzeitig aufzubauen
- Das Fokussieren auf das Wesentliche (Kürze, alle sprechen mit einer Stimme)
Freitag, 4. Januar 2019
Wenn der Gast den Spiess umdreht
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Lightbox. Video Roger Schawinski im Gespräch mit Hazel Brugger abspielen
Roger Schawinski im Gespräch mit Hazel Brugger
Schawinski vom 17.12.2018 (aus SRF) - Anstatt sich von Schawi grillieren zu lassen, dreht Hazel Brugger als Gast am Schluss den Spiess um und bringt den Profi Moderator in eine heikle Situation. Schawinski bestreitet jedoch diese Ueberraschung erstaunlich gut. Jedenfalls viel besser als bei Andreas Thiel, als damals der Gast plötzlich die Rolle des harten Befragers übernahm und Schawinski so stark in Bedrängnis brachte, bis er die Nerven verlor.
Hazel Brugger - die kaltblütige Satirikerin
Dieser Link öffnet das Video in einem neuen Fenster.: Video «Hazel Brugger: Die kaltblütige Satirikerin» abspielen- Brugger zog bei Schawinski alle Register.
Ich zitiere:
«Gibt es eine Frage, wo du bleich oder rot werden wirst, und wenn ja, wäre das für das menschliche Auge erkennbar?», eröffnet Brugger die Fragerunde. «Ich glaube nicht», antwortet Schawinski. Nun will die Komikerin wissen, ob der TV-Mann sich selbst als Narzisst betiteln würde. Ein Thema, über das Schawinski Bescheid weiss: «Ich habe ein Buch darüber geschrieben, und ich habe gewusst, dass du die Frage stellst. Ich habe das Gefühl, tendenziell bin ich noch knapp im gesunden Bereich.»Damit ermöglichte der Moderator Brugger einen Steilpass: «Der Untertitel deines Buches über Narzissten ist ‹Warum Narzissten scheitern›. Wo bist du gescheitert?» Schawinski muss zugeben: «An vielen Orten. Aber das hat eigentlich nicht wehgetan, sondern war ein Teil meiner Entwicklung.»
Bruggers Taktik: Sie unterstellt dem Moderator, er sei gescheitert, weil er in seinem Buch These aufgestellt hat, Narzissten scheitern und Schawinski zugegeben hatte, dass er auch ein Narzisst (im gesunden Bereich) sei.Brugger wird persönlich:
Sie beginnt mir der schneidenden Frage: «Du lädst zu wenig Frauen in deine Sendung ein, bist privat aber zum dritten Mal verheiratet. Könnte man sagen, dass du als Ausgleich privat überdurchschnittlich viele Frauen einlädst?» Schawinski verneint zuerst die Frage, da er seit 25 Jahren verheiratet ist.Dann muss der Komikerin doch recht geben, dass er wenig Frauen in seiner Sendung eingeladen sind. «Wir laden sehr viele Frauen ein, aber wie alle anderen Sendungen haben wir das Problem, dass viele Frauen absagen. Ich bedaure das sehr.» Die Begründung: Frauen würden sich nicht gerne in «unsichere Situationen» begeben.Schawi konnet aufatmen: «Jetzt kann ich alles hinter mich bringen, was ich noch vor mir habe in meiner Karriere.»