Raiffeisen
20 Min PrintDie Liebesfehler des CEO und der Verwaltungsrätin
von Isabel Strassheim - Mit der Liebe von CEO Gisel und der Ex-Verwaltungsrätin hat Raiffeisen eine neue Affäre. Das Paar hat nämlich gravierende Fehler gemacht.
Laurence
de la Serna war bis zum 16. Juni 2018 Raiffeisen-Verwaltungsrätin.
Dort soll sie sich in CEO Patrik Gisel verliebt haben.
Weder sie noch Raiffeisen-CEO Patrik Gisel informierten den Verwaltungsrat über ihre Beziehung.
Delegiertenversammlung
der Raiffeisenbank am 16. Juni 2018 in Lugano: Hier trat de La Serna
nach einem Jahr im Verwaltungsrat nicht mehr zur Wiederwahl an. Sie
führte dafür «persönliche Gründe» an.
Laut
der «SonntagsZeitung» soll Gisel intern gesagt haben, dass die
Beziehung zu de la Serna erst entstanden sei, als sie das Amt als
Verwaltungsrätin schon abgegeben hatte.
Raiffeisen
teilte im März 2018 mit: «Die ersten sechs Monate der Raiffeisen Gruppe
könnten kontrastreicher nicht sein.» Gemeint war damit der
Raiffeisen-Skandal um Gisels Vorgänger Pierin Vincenz. Im Bild:
Interimspräsident Pascal Gantenbein (l.) und Patrik Gisel.
Gegen Vincenz wird wegen Veruntreuung strafrechtlich ermittelt. Zur Anklage kam es bislang noch nicht.
Es
gibt viele Genossenschafter, die sich offen gegen Gisel als
Vincenz-Nachfolger ausgesprochen haben: «Alle Verantwortlichen aus der
Ära Vincenz müssen weg, auch der heutige CEO Gisel», lautete der Tenor.
Gisel ist seit 2000 bei der Raiffeisenbank und war jahrelang die Nummer zwei von Pierin Vincenz, der damals CEO war.
Gisel
ist aber nicht nur durch die Vincenz-Affäre belastet. Probleme gibt es
auch mit der Informatik. In seiner Funktion als Informatikchef hat Gisel
die IT-Plattform der Bank ersetzt – und sie funktioniert bis heute noch
nicht richtig.
An
der ausserordentlichen Generalversammlung vom 10. November 2018 soll
Guy Lachappelle zum neuen Raiffeisen-Präsidenten gewählt werden. Er
kommt von der Basler Kantonalbank.
Schlüsselfrage
«Für Raiffeisen ist das jetzt sicher nicht ein willkommenes Thema, aber Liebe ist menschlich», sagt Matthias Knill von der Wirtschaftsberatung Konsulenten. «Die Schlüsselfrage für Patrik Gisel ist, ob er schon vor dem Austritt von de la Serna eine gefestigte Beziehung zu ihr hatte.»
Gisel selbst hätte aber die Liaison auch offenlegen müssen, wenn diese erst nach dem Rücktritt von de la Serna zustande gekommen wäre, so Kunz. Die zeitliche Nähe zu ihrem Mandat sei einfach zu dicht.
Raiffeisen muss sich neu erfinden. Die Reputation der drittgrössten Schweizer Bank an sich hat zwar wenig gelitten, doch der Name steht derzeit für die Vincenz-Affäre. «Der Druck auf die neue Führung ist immens. Es braucht ergänzend zu den neuen Personen an der Spitze zeitnahe verbindliche Aussagen zur Strategie und den Führungsprinzipien. Nur so lässt sich glaubhaft ein Neuanfang kommunizieren», sagt Kommunikationsberater Matthias Knill zu 20 Minuten. Dabei geht es um folgende Baustellen:
• Grundsatzfrage
Wo liegt die Zukunft der Bank?
• Hypothekenlast
Von Raiffeisen kommt das Geld für die meisten Neubauten in der Schweiz. Sie ist in den zehn Jahren nach der Finanzkrise zur mit Abstand grössten Hypothekarbank herangewachsen: Zwischen 2008 und 2018 stiegen die Hypotheken um rund 80 Prozent auf fast 180 Milliarden Franken.
• Finma
Nach der Vincenz-Affäre ist die Finma Raiffeisen auf die Pelle gerückt: In ihrem Enforcement-Bericht im Juni dieses Jahres verpflichtete sie die Genossenschaftsbank, die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft «vertieft zu prüfen». Es gibt zwei Hauptgründe, warum der Finma eine Raiffeisen AG lieber wäre: Für Aktienfirmen gibt es strenge Gesetze zur Kontrolle der Unternehmensführung, für Genossenschaften dagegen keine. Als Börsenunternehmen könnte Raiffeisen bei Aktionären rasch neues Geld aufnehmen. Bei einer Hypothekarkrise wäre das wohl nötig. Der Nachteil einer Aktienfirma ist, dass sie zu Expansion und stetigem Wachstum getrieben wird.
Das ist der neue Raiffeisen-Präsident:
• Machtfrage
Die 250 Raiffeisen-Genossenschaften wollen mehr Macht. Nach der Ära Vincenz/Gisel fehlt es ihnen an Vertrauen in die Zentrale in St. Gallen. Nun wollen sie die Basis stärken und mehr mitentscheiden. Einige Genossenschaften fordern auch, nicht nur Verwaltungsrat und CEO, sondern die gesamte Geschäftsleitung auszutauschen.
• PostFinance
Der Bundesrat will PostFinance per Gesetz zur Vollbank machen und die Vergabe von Krediten und Hypotheken erlauben. Das bedeutet neue Konkurrenz für Raiffeisen.
Schlüsselfrage
«Für Raiffeisen ist das jetzt sicher nicht ein willkommenes Thema, aber Liebe ist menschlich», sagt Matthias Knill von der Wirtschaftsberatung Konsulenten. «Die Schlüsselfrage für Patrik Gisel ist, ob er schon vor dem Austritt von de la Serna eine gefestigte Beziehung zu ihr hatte.»
Gisel selbst hätte aber die Liaison auch offenlegen müssen, wenn diese erst nach dem Rücktritt von de la Serna zustande gekommen wäre, so Kunz. Die zeitliche Nähe zu ihrem Mandat sei einfach zu dicht.
Raiffeisen muss sich neu erfinden. Die Reputation der drittgrössten Schweizer Bank an sich hat zwar wenig gelitten, doch der Name steht derzeit für die Vincenz-Affäre. «Der Druck auf die neue Führung ist immens. Es braucht ergänzend zu den neuen Personen an der Spitze zeitnahe verbindliche Aussagen zur Strategie und den Führungsprinzipien. Nur so lässt sich glaubhaft ein Neuanfang kommunizieren», sagt Kommunikationsberater Matthias Knill zu 20 Minuten. Dabei geht es um folgende Baustellen:
• Grundsatzfrage
Wo liegt die Zukunft der Bank?
• Hypothekenlast
Von Raiffeisen kommt das Geld für die meisten Neubauten in der Schweiz. Sie ist in den zehn Jahren nach der Finanzkrise zur mit Abstand grössten Hypothekarbank herangewachsen: Zwischen 2008 und 2018 stiegen die Hypotheken um rund 80 Prozent auf fast 180 Milliarden Franken.
• Finma
Nach der Vincenz-Affäre ist die Finma Raiffeisen auf die Pelle gerückt: In ihrem Enforcement-Bericht im Juni dieses Jahres verpflichtete sie die Genossenschaftsbank, die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft «vertieft zu prüfen». Es gibt zwei Hauptgründe, warum der Finma eine Raiffeisen AG lieber wäre: Für Aktienfirmen gibt es strenge Gesetze zur Kontrolle der Unternehmensführung, für Genossenschaften dagegen keine. Als Börsenunternehmen könnte Raiffeisen bei Aktionären rasch neues Geld aufnehmen. Bei einer Hypothekarkrise wäre das wohl nötig. Der Nachteil einer Aktienfirma ist, dass sie zu Expansion und stetigem Wachstum getrieben wird.
Das ist der neue Raiffeisen-Präsident:
• Machtfrage
Die 250 Raiffeisen-Genossenschaften wollen mehr Macht. Nach der Ära Vincenz/Gisel fehlt es ihnen an Vertrauen in die Zentrale in St. Gallen. Nun wollen sie die Basis stärken und mehr mitentscheiden. Einige Genossenschaften fordern auch, nicht nur Verwaltungsrat und CEO, sondern die gesamte Geschäftsleitung auszutauschen.
• PostFinance
Der Bundesrat will PostFinance per Gesetz zur Vollbank machen und die Vergabe von Krediten und Hypotheken erlauben. Das bedeutet neue Konkurrenz für Raiffeisen.