Sonntag, 3. Juni 2018

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Gehässige Geldspiel-Kampagne: 

Experte liest FDP und SVP die Leviten

Beim Geldspielgesetz gehen die Fronten mitten durch die Parteien. Bei der gehässig geführten Abstimmungsschlacht wurde FDP-intern viel Geschirr zerschlagen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Vor allem bei FDP und SVP knallts auch parteiintern, wenn es ums Geldspielgesetz geht.
  • Kommunikationsexperte Marcus Knill benennt gleich mehrere Fehler in der Streitkultur.
  • Zum Teil sei das zerschlagene Geschirr unter den Partei-«Freunden» nicht mehr zu kitten.
Als neutraler Beobachter staunt man: Das Geldspielgesetz und die darin vorgesehenen, umstrittenen Netzsperren sind nicht ein politisches Top-Thema. Trotzdem eskaliert der Schlagabtausch zwischen Befürwortern und Gegnern immer wieder. Unschöne Szenen gab es insbesondere, wenn die Kontrahenten auch noch aus der gleichen Partei stammten.

«Haben nicht gelernt zu streiten»

Wenn sich FDP-ler auf Facebook in Offenen Briefen angreifen oder sich SVP-ler gegenseitig der Lüge bezichtigen, geht das eigentlich schon zu weit. «In jeder Institution, auch in der Ehe, gibt es Dissens und unterschiedliche Sichten», sagt Kommunikationsexperte Marcus Knill. Aber: «Bei Parteien sollte man zuerst intern und mündlich Wäsche waschen – nie schriftlich. Immer zuerst unter vier Augen!»
Die Ursache dafür, dass sich die hitzigen Politiker nicht an diese Grundregel halten, ist für Knill offensichtlich: «Solche Pannen gibt es, wenn man nicht gelernt hat zu streiten.» Die FDP hat nach Knill auch einen zweiten Tipp nicht beherzigt: Für die Partei als Ganzes Stimmfreigabe zu beschliessen. Diesbezüglich hat bei der SVP Christoph Blocher die Notbremse gezogen.

Kaum zu flickender Scherbenhaufen

Das Problem beim schriftlichen Streit sei, dass er viel eher eskaliere, sagt Knill. «Jedes Anführungszeichen wird wichtig, jedes Wort kann wortwörtlich genommen werden. Nonverbale und paraverbale Signale fehlen.»
So geschehen als der Jungfreisinnige Andri Silberschmidt den Ständerat Damian Müller als Partei-«Freund» bezeichnet. «Dann wird leider sehr schnell zu viel Geschirr zerschlagen. Die Scherben können dann mit keinem Kommunikations-Araldit mehr geflickt werden kann.»

Auf den Mann gespielt

Warum aber bringt ausgerechnet das Randthema Geldspiel/Netzsperren die Politiker derart in Rage? Das liege wohl daran, dass sich beide Seiten hundertprozentig im Recht fühlen, sagt Kommunikationsexperte Marcus Knill. «Weil aber nicht mehr in der Sache gestritten wird, wurde auf Personen geschossen.»
Und das macht offenbar dünnhäutig: «Wer öffentlich an den Pranger gestellt wird, verliert das Gesicht und reagiert dann meist unbedacht.» In der Verantwortung seien hier aber primär die Parteipräsidenten, die ihre Chefrolle wahrnehmen sollten. «Nur wenn professionell gestritten wird, kann man nachher wieder zusammen ein Bier trinken», mahnt Knill.

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