Swisscom schafft Chefs ab
Unter dieser Schlagzeile werden die Vorteile des hierarchielosen Arbeitens gepriesen.
Mitarbeiter am Scrum Board werden gezeigt. An "neudeutschen" Fremdwörtern mangelt es nicht, wie:
Modell Scrum
Squard als Projektteam
Die agile Organisationsform wird empfohlen
Wir lesen von:
Soziokratie
Holokratie.
Ich zitiere den Text eines Agile Coachs:
(Name)........ Agile Coach und Scrum Master.
Gerade auf agiler Projektbasis bei Scrum-, Kanban- oder Lean-Projekten
führt oftmals ein dogmatisches Vorgehen zum Scheitern der Projekte.
Wenn Sie auf der Suche nach einem Agile Coach/Scrum Master sind, freue ich mich von Ihnen zu hören.
Skills:
CSM (Certified Scrum Master der Scrum Alliance)
CSP (Certified Scrum Professional der Scrum Alliance)
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Es würde
mich wundern, wenn Sie als Leser all diese Begriffe - ohne zu googeln - richtig
umschreiben könnten. Tests in Weiterbildungsveranstaltungen waren jedenfalls
ernüchternd.
80 % der Befragten verstanden "Bahnhof".
Weshalb stotzen trotzdem Ausschreibungen von Beratern mit solchen Fremdwörtern?
Sie klingen gut und signalisieren Kompetenz. Die Schreibenden gehen davon aus, dass ihre Arbeit
dank der unverständlichen Begriffe etwas Besonderes, etwas Neues ist.
Aus meiner Sicht als Kommunikationsberater ist aber die Verständlichkeit stets wichtiger, als unverständliches "Denglisch".
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Erstaunlich!
Chefs sollen heute keine Chefs mehr sein.
Sie sind nur noch Koordinatoren.
Die Fallstricke des hierarchielosen Arbeitens wird aber in den jüngsten Beiträgen nur am Rande erwähnt.
- Denn es muss in "Squards" meist länger gearbeitet werden. Das
ist man dem Team verpflichtet
- Weil man täglich im Teams präsent sein muss, wird das
Teilzeitarbeiten erschwert (laufend gibt es Meetings)
- Wie steht es mit den Karrieremöglichkeiten?
- Wer beurteilt künftig wen?
- Entscheider das Team über die Höhe der Salaire?
"Firma ohne Chef" klingt spannend und gut.
Vor allem wenn das Modell mit so "kompetent" klingenden Fremdwörtern geschmückt wird.
Versuche, den Druck von oben abzubauen, sind nicht neu:
Nachdem in Schulen die Lehrer nur noch Lernbegleiter sein sollten, wenn Professoren die Studierenden nur noch als Coach betreuen dürfen, wenn in Spitäleren Aerze nur noch in Teams über Eingriffe befinden würden, müssen wir uns fragen, ob die Balance zwischen Aufwand und Ertrag noch stimmt. Das cheflose Arbeiten ist nicht überall umsetzbar.
In zahlreichen Weiterbildungsveranstaltungen über Teamkommunikation wurde von den Teilnehmenden erkannt, dass letztlich alle Teams auch geführt werden müssen.
Gespräche ohne Leitung ohne Moderation verkommen zu Palaverstunden.
Ich zitiere aus 20 Min:
Die Angestellten der Swisscom-Abteilung
Softwareentwicklung programmieren ohne klassische Chefs, seit der
Telecomriese die Abteilung komplett umgebaut hat. Demnach werden
klassische Führungsaufgaben wie Meetings leiten oder Personal
rekrutieren auf verschiedene Mitarbeitende verteilt. Laut
«Blick» ist die Abteilung nicht die einzige, die bei der Swisscom bereits nach einer sogenannten «agilen Organisation» geführt wird.
Innerhalb
der Firma sind es bereits 1500 der 18'000 Angestellten. Und bis in zehn
Jahren soll gar die Hälfte der Mitarbeiter in «offeneren» Strukturen
arbeiten, in denen sie sich selbstständiger organisieren können, wobei
die Swisscom betont, es gebe auch da weiterhin Personen mit Chef-Rollen,
die etwa «Strategien festlegen oder Budgets sprechen und steuern».
«Chefs müssen lernen, sich nicht einzumischen»
Auch
bei der SBB, die ihre Informatikabteilung ohne klassischen Chef nach
«agiler Methode» führt, zieht man ein positives Fazit: «Mitarbeitende
können ihre Kompetenzen direkt und wirkungsvoll einbringen. Dafür
braucht es keine Anweisung durch einen Chef.» Die Zusammenarbeit in
kleinen, selbstorganisierten Teams strebe man längerfristig konzernweit
an.
Für die bisherigen Chefs sei die Umwälzung jedoch
nicht ganz einfach gewesen, wie SBB-Sprecher Oli Dischoe sagt: «Sich nur
noch um das Was zu kümmern und nicht um das Wie, fällt vielen
Vorgesetzten nicht leicht.» Sie müssten lernen, Verantwortung zu
delegieren, ohne sich bei der Umsetzung einzumischen.
Noch
weiter geht das Modell der Holokratie, das bei der Swisscom in der
Personalabteilung bereits umgesetzt ist: Abteilungen werden dabei in
sogenannten Kreisen organisiert. Innerhalb des Kreises können sich die
Angestellten gleichberechtigt entscheiden. Zwar gibt es in diesem Modell
keinen direkten Chef mehr. Ohne Hierarchie funktioniert es aber auch
hier nicht: Jeder Kreis muss über seine Arbeit dem ihm übergeordneten
Kreis Rechenschaft ablegen.
Auch die Webagentur LIIP hat
dieses Modell bereits umgesetzt. «Entscheidungswege sind viel kürzer,
weil Autorität verteilt und nicht nach oben kumuliert wird», erklärt die
Firma. Dies sei gerade im Umfeld der schnelllebigen Internet- und
Mobile-Softwareentwicklung von kapitalem Vorteil.
Ziel der Swisscom sei «extrem ambitioniert»
Personal-Experte
Matthias Mölleney begrüsst es, dass mit Swisscom ein gewichtiger
Arbeitgeber auf neue Arbeitsformen setzt. Dies zeige, dass sich Firmen
zunehmend Gedanken machten, wie sie in der digitalisierten Arbeitswelt
bestehen und Talente anlocken könnten. Bis in fünf bis zehn Jahren
jedoch die Hälfte der Mitarbeiter entweder in eine Holokratie oder eine
«agile Struktur» überzusiedeln, hält Mölleney für «extrem ambitioniert».
Mölleney
vergleicht das holokratische Modell mit einer Wohngemeinschaft: «Auch
dort gibt es keinen direkten Vorgesetzten, und trotzdem wird der
Putzplan eingehalten.» Die Vorteile des holokratischen
Organisationsmodells sieht er darin, dass die Angestellten mehr
mitbestimmen können, wodurch die Motivation steige.
Arbeiten ohne Chefs passt nicht für alle Angestellten
Im
Gegenzug fordere das Modell von den Angestellten eine grosse
Eigenständigkeit, viel Disziplin und Verantwortungsbewusstsein. Deshalb
entspreche diese Organisationsform auch nicht jedem Angestellten.
«Jemand, der acht Stunden im Büro sitzt und Ende Monat seinen Lohn auf
dem Konto haben will, tut sich sehr schwer mit der Holokratie.»
Dass
künftig ein Grossteil der Schweizer Arbeitnehmenden in Strukturen ohne
Chefs arbeiten werde, glaubt Mölleney nicht. «Das holokratische Modell
kann in kreativen Branchen wie Werbeagenturen oder Software-Entwicklern
oder bei jungen, innovativen Firmen wie Freitag gut funktionieren», so
der Personal-Experte. Solche Firmen würden jedoch auch in Zukunft die
Minderheit stellen. «Auf dem Bau oder im Detailhandel, also bei
Tätigkeiten mit starren Abläufen, wird es weiterhin traditionelle
Hierarchien brauchen», sagt Mölleney.
FAZIT:
Veränderungen sind nur dann lohnend, wenn sie zu Verbesserungen führen. Experimentieren ist selbsverständich o.k. Wenn sich jedoch zeigt, dass Veränderungen weniger effizient sind als bisherige Modelle, müssen wir den Mut haben, Bewährtes zu bewahren und auf Verschlechterungen zu verzichten. Ich bin überzeugt, dass viele cheflose Firmen bald wieder zurückburchstabieren werden.
LINKS:
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Meetings als Zeitverschwendung. von Marcus Knill. Der bösartige Spruch hängt
bereits in vielen Sitzungszimmern: Sind Sie einsam? Arbeiten Sie allein?
www.rhetorik.ch/Meetings/Zeitverschwendung.html
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Dateiformat: PDF/Adobe Acrobat
Sitzungen – zu neudeutsch Meetings genannt – verursachen oftmals.
Ernüchterung: Wenig oder gar nichts wurde erreicht, trotz endlosem Monolog.
www.rhetorik.ch/Meetings/Sitzungen.pdf
'Führen, aber wie?' war kein Handbuch im herkömmlichen Sinn. Das Brevier für
Vorgesetzte vermittelte Gedanken, Assoziationen, Stichworte und Hinweise aus ...
www.rhetorik.ch/Fuhrenaberwie/Inhalt.html