Ich werde für Ruhe, Ordnung und Sicherheit sorgen.
Präsidentschaftskandidaten Trump liest seine Antrittsrede vom Teleprompter ab. Stockend, laut, Wort für Wort.
Trump gibt sich erstmals präsidial. Erstmals kommt er ohne Beschimpfungen aus.
Seine Versprechen bleiben, die verklausulierten Appelle ans weiße Amerika. Nach Trump ist die USA von innen bedroht (Kriminalität). Aber auch von aussen (Terrorismus). Er will das Land abgrenzen. Gegen Mexiko. Auch mit dem Einreisestopp für Muslime. Recht und Ordnung. "America First!" lautet die gleiche "neue" Verpackung.
Im Video: Donalds Märchenstunde
Doch Trump ist nicht gut, wenn er nicht Trump sein darf. Seinem Vortrag fehlen Seele, Schwung, Inspiration.
Drei Ziele muss er erreichen: vereinen, umarmen, beruhigen. Alle drei verfehlt er.
- Vereinen: Trump muss die gespaltene Partei einen und sich als Kandidat aller Republikaner profilieren, nicht nur als der seiner 16 Millionen Vorwahlfans. Am Vortag ließ Ted Cruz den Parteitag implodieren, als er Trump die Gefolgschaft versagte. Doch Trump erwähnt diesen größten Eklat seiner Krönungsmesse nicht. Kein Friedensangebot, keine Geste der Größe, nicht mal ein Zeichen der eigenen Loyalität zur Partei, die ihm misstraut: Trump ist nur für einen - Trump.
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Umarmen: Trump muss darüber hinaus noch viel mehr Amerikaner
ansprechen, um den hasserfüllten Ton dieser Wahl zurechtzurücken -
Frauen, Minderheiten, Einwanderer, Muslime, Homosexuelle. Doch Frauen
kommen in seiner Rede nicht vor, Schwarze nur als Arme in den "inner
cities" (Codewort für "Ghettos"), Latinos nur als illegale Einwanderer,
die "zu Zehntausenden auf unsere Gemeinden losgelassen werden" - und der
einzige Feind, der, wie er vorsichtig buchstabiert, der
"LGBTQ-Gemeinde" droht, ist Trump zufolge die Terrormiliz IS.
Die einzige Gruppe, die er immer wieder lobt: Polizisten. - Beruhigen: Trump muss die Alliierten besänftigen, die er mit immer neuen Schreckschüssen schockiert, zuletzt mit seinen Zweifeln an der Nato, ein historischer Tabubruch. Doch diesen Fauxpas stellt Trump nicht klar. Auch der restliche außenpolitische Teil seiner Rede reduziert sich auf "eine Erniedrigung nach der anderen", die die USA in der Welt erlitten - dank Hillary Clinton. "2009, vor Hillary, gab es den IS noch nicht mal", fabuliert er zum Beispiel. "Dies ist das Erbe Hillary Clintons: Tod, Zerstörung, Terrorismus und Schwäche."
Ich wäre vorsichtig mit einer 100igen Prognose.
Das UNMOEGLICHE könnte nämlich doch noch eintreffen:
1. Wenn der Drang der Bevölkerung nach Sicherheit blind macht.
2. Wenn die grosse Anzahl der Hillary Gegner zum Trumplager wechseln würden.
Dann würde das UMGOELICHE doch noch TATSACHE.
Wenn jedoch TRUMP alle Minderheiten, alle Schwarzen usw. einfach konsequent ausklammert, schmelzen seine Chancen, das Unmögliche zu schaffen.